Mutworte - Sabine Petritsch
Das Leben liegt in einer anderen Hand

Foto: Neuhold

Eine Frau, Mitte vierzig, tänzelt vor mir. Ich denke mir, oh, sie hat sich verändert, körperlich, aber auch ihre Mimik und Gestik. Sie umarmt mit ihren Händen ihren Bauch – ich rufe aus: Ah, schwanger! Ja, Freude, Stolz und Glück! Ein kostbarer Moment.
Nur ansatzweise kann ich erahnen, was das aufgrund ihrer Lebensgeschichte bedeuten muss. Eine Frau, die immer wieder Rückschläge erlitten hat, körperlich selbst schwer erkrankt war, privat und beruflich herausgefordert. Dem Leben hat sie sich gestellt und auch sich selber an- und befragen lassen. Kein Leichtes; wer das selbst versucht hat, weiß es.
Diese Frau wagt neu – mit allen Risiken auch dieser Schwangerschaft und der noch vor ihr liegenden Geburt. Wir sprechen darüber. Ernst wird es zwischen uns, gleichzeitig getragen von einer Leichtigkeit. Ich bewundere ihren Mut, ich weiß, diesen hätte ich nicht, und sag es ihr auch. Antwortet sie mir, du weißt ja, das Leben liegt letztlich nicht in unserer Hand, aber wir können viel für das Leben tun.
Wer vertraut, ist mutiger, folgere ich daraus. Ich denke an Maria, die Mutter Jesu, wie mutig sie doch war, in jungen Jahren unter diesen Umständen Ja zu sagen zum Leben, das sich in ihr angekündigt hat. Sie wusste sich wohl rückgebunden an ein größeres Geheimnis und aufgehoben in ihm. Starke Frauen in der Vergangenheit und Gegenwart mit einer riesigen Portion Vertrauen. Wie weit reicht meines?

Sabine Petritsch ist Theologin und zertifizierte Pastoralpsychologin

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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