Mutworte - Christa Carina Kokol
Auf Schatzsuche

Foto: Neuhold

Unlängst habe ich gelesen, dass Präriehunde, eine Hörnchenart, verwandt mit unseren Murmeltieren, nicht nur dann Pfeiftöne von sich geben, wenn Gefahr droht, ein Weibchen erobert werden will oder ein Leckerbissen in Sicht ist. Forscherteams haben anhand genauer Computeranalysen erkannt, dass die Tiere auch nähere Angaben machen, wie z. B.: „Da kommen jene, die vorhin laut gesungen haben; da ist wieder der Große mit dem blauen T-Shirt …“ Und sie konnten beweisen, dass bei Tieren, die miteinander im Gespräch bleiben, der soziale Zusammenhalt wesentlich besser und stärker ist als bei anderen. Da können wir was lernen, von den Hörnchen!

Als geist-begabte Menschen sind wir noch zu wesentlich mehr fähig. Wir können den Schatz im Menschen heben, indem wir seine Einzigartigkeit erkennen und auch zu verstehen versuchen.

Der bekannte Hirnphysiologe Gerald Hütter erzählt von einem Kind, das einen Turm baut und diesen stolz seinem Papa zeigt. Dieser bewundert ihn zwar, sagt aber gleichzeitig: „Schau, ich baue auch einen Turm!“ Und dieser ist größer und schöner als der des Kindes. Auch wenn der Vater es gut meint – er macht das Kind zum Objekt seiner Selbstdarstellung.

Das neue Schul- und Arbeitsjahr ist eine gute Zeit, sich auf Schatzsuche zu begeben. Indem wir achtsam das Besondere in uns selbst und unseren Mitmenschen erkennen, heben wir diesen Schatz mitten ins Leben hinein.

Reine Selbstdarsteller stellen sich noch unter die Hörnchen.

Christa Carina Kokol
ist dipl. psychotherapeutische Beraterin in Logotherapie und Existenzanalyse nach Viktor E. Frankl. 

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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