Offen gesagt - Sabine Petritsch
Ängste wahrnehmen

Foto: Neuhold

Vieles ist durch die Corona-Pandemie unsicher geworden – wie damit umgehen?

Stark oder weniger stark ausgeprägt gehören Angst und Unsicherheit zum Leben. Der Umgang ist sehr unterschiedlich: Ich kann sie wahrnehmen, ignorieren, oder sie können mein Leben bestimmen. Je nachdem, wie ich mit diesen Gefühlen umgehe, so wird es mir auch mit meinem Gegenüber gehen, wenn ich seine Angst spüre: Von Verständnis, Kopfschütteln, Abwertung, Helfenwollen bis zu Wut, Aggression und Mitgefühl ist die Bandbreite ebenso groß. Und sie dürfen sein. Sie gehören auch zum Leben.

Die Gegenpole von Angst und Unsicherheit sind wohl Vertrauen und Sicherheit. Wo erhalte ich Vertrauen? Was gibt mir Sicherheit? Wo kann ich Halt geben? Das können viele Groß- und Kleinigkeiten sein. Und dann die Frage: Wie komme ich zum Wir? Wie sehr kann ich annehmen, dass wir alle zusammengehören, wie es durch Corona sichtbarer wurde? Wie bin ich in meinem Handeln gefordert? Möglicherweise muss ich meine selbstverständliche Freiheit, so zu leben, wie ich will, begrenzen zugunsten der Freiheit des Lebens anderer.
Es ist für mich ein spiritueller Akt, den anderen gleich wichtig zu nehmen wie mich, seine Unsicherheit und meine wahrzunehmen und entsprechend der Gleichwürdigkeit aller versuchen zu leben.

Sabine Petritsch
ist Theologin, Lebens- und Sozialberaterin, Geistliche Begleiterin und Krankenhausseelsorgerin.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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