Positionen - Leopold Neuhold
A bissl umkehren

„Du bist auf dem falschen Weg, kehr um, mein Sohn!“ So die Aufforderung eines seiner Mission bewussten Priesters an einen Mann, der betrunken aus dem Gasthaus taumelt. Dieser überlegt nicht lang und eilt, so schnell er in seinem Zustand eben kann, ins Gasthaus zurück.

Der Ruf zur Umkehr erreicht uns in der Fastenzeit. Er soll nicht dazu führen, dass wir uns mit kleinen Korrekturen in unseren alten Gewohnheiten wiederfinden. Der Ruf zur Umkehr ist die Aufforderung zu einem grundsätzlichen Umdenken. Er ist die Einladung, aus der Perspektive Gottes heraus unsere Situation zu betrachten.

Damit geht es um neue Vorzeichen, unter die wir das Leben stellen. Die Illusion, dass Gott nicht ist, führt in die falsche Richtung. In der heutigen Zeit, in der Krisen fundamentale Herausforderungen darstellen, ist es wichtig, uns aus der Gefangenheit unserer Grundeinstellungen zu lösen. Wir müssen versuchen, die Zeichen der Zeit zu deuten.

Die Pandemie macht uns auf unsere Vergänglichkeit aufmerksam, uns, die wir die Tatsache des Todes verdrängt haben und glaubten, alles sei machbar. Die Klimakrise macht uns die Begrenztheiten, in die wir uns einfinden müssen, bewusst. Und der Krieg in der Ukraine lässt uns unsere Abhängigkeit spüren. Der Krieg mit seinen Folgen der Teuerung, besonders aber angesichts der vielen Opfer an Leben führt uns vor Augen, dass wir in einer Schicksalsgemeinschaft mit anderen leben oder nicht leben.

Unser Leben unter diese Vorzeichen zu stellen kann uns nicht mehr zurückkehren lassen in die alte Haltung, sondern ruft zur grundsätzlichen Umkehr.

Leopold Neuhold

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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