Steiermark | SONNTAGSBLATT - Kommentare & Blogs

Beiträge zur Rubrik Kommentare & Blogs

Foto: privat

Offen gesagt - Marlies Prettenthaler-Heckel
Wie geht synodale Kirche?

Die Weltbischofssynode über Synodalität ist zu Ende – was bleibt? Was denken Sie über die Weltsynode? Überrascht, enttäuscht, noch immer hoffend? Mit der Absicht, einen möglichst breiten Beteiligungsprozess von Gläubigen auf den Weg zu bringen, hat Papst Franziskus große Erwartungen geweckt. Wurden sie erfüllt? Der Abschlussbericht scheint keine großen Neuerungen zu enthalten, daher ist die mediale Reaktion auch sehr verhalten. Wer auf die Abschaffung des Zölibats oder die Priesterweihe der...

  • 06.11.24

Positionen - Svjetlana Wisiak
Zwischen Teamgeist und Jagdinstinkt

Neuerdings wird mein Berufsalltag von einem neuen Kollegen beherrscht. Er ist herrisch, launig, eigensinnig, chaotisch, und nicht selten schläft er während der Arbeitszeit – und alle lieben ihn. Sobald er einen Raum betritt, zieht er jede Aufmerksamkeit auf sich, die Handys füllen sich mit Fotos von ihm, und niemand ist ihm böse, wenn er überall dort, wo er sich niederlässt, Haare verliert. Klingt irritierend, wenn wir denn über einen Menschen reden würden. Mein neuer Kollege tapst allerdings...

  • 06.11.24
Foto: Neuhold

Mutworte - Christa Carina Kokol
Wenn frau liest

Chaos pur: Eine Frau sitzt lesend am Tisch. Die Kinder tragen dreckige Klamotten, der Hund zerfetzt die Socken des Hausherrn, der händeringend daneben steht … Zu sehen auf einer Schautafel im Erzherzog Johann-Museum Stainz. Diese vor rund 200 Jahren entstandene Grafik sollte einst mahnend vor Augen halten, dass Bildung von Frauen nur Unglück bringt. Doch gerade daraus erstarkten mutige Gegenbewegungen, erklärt die Museumsführerin. In einem Kalenderbuch des vorigen Jahrhunderts, noch fernab der...

  • 06.11.24

Aus meiner Sicht - Katharina Grager
Hinterm Mond

Sechs Meter groß schwebte er in der Grazer Stadtpfarrkirche über den Köpfen der Staunenden: Der Mond. Eine Kunstinstallation beim Klanglicht-Festival, die zum Träumen einlud (siehe S. 4). Vorbei an den Sitzreihen, ein paar Schritte Richtung Altar, und man war „hinterm Mond“ angelangt – jedenfalls aus der Perspektive jener, die gerade hereinkamen. Die katholische Kirche, und besonders ihre Aussagen zu Frauen und Sexualität, werden von vielen heute als „hinterm Mond“ wahrgenommen. Manche erwarten...

  • 29.10.24
  • 1

Offen gesagt - Susanne Herker
Zeitgemäß lernen

Was sind Anliegen der Jenaplan-Pädagogik? Das Konzept des Jenaplans (JP) ist ein offenes, das heißt Grundelemente des Lernens wie Gespräch, Arbeit, Spiel und Feier sowie der lerntechnisch argumentierte Wechsel von Lehrerzentrierung und Schülerzentrierung sind grundgelegt. Die pädagogische Gestaltungsfreiheit liegt bei der Lehrperson, wobei der Anstieg der Kompetenzen für Partizipatives Lernen, Selbstmanagement, Verantwortung für das eigene Tun sowie effektive Kommunikation, Kritisches Denken...

  • 29.10.24

Positionen - Christian Teissl
Ewiges Rätsel

Zu den vielen aussterbenden Begriffen unserer Sprache gehört das Attribut „wunderlich“. Krähe, wunderliches Tier,/ willst mich nicht verlassen, heißt es in einem Lied aus Franz Schuberts Winterreise. Wer diesen von dunklen Ahnungen erfüllten Gesang einmal gehört hat, wird ihn nie vergessen; was aber das Wort vom „wunderlichen Tier“ bedeutet, gerät allmählich in Vergessenheit, ebenso wie das Wort vom „seltsamen Heiligen“. Es steht zu befürchten, dass mit den Worten auch die Dinge verschwinden,...

  • 29.10.24

Mutworte - Bernhard A. Eckerstorfer
Von den Wüstenmüttern lernen

Die frühchristlichen Asketinnen lernten von einer geistlichen Mutter, wie sie von ihrer Hände Arbeit leben und alles auf Gott ausrichten konnten. In der Konzentration auf die innere Welt wollten sie zwar nicht anders als die Mönche leben; und doch sprechen sie eine eigene Sprache. Die sogenannten Wüsten-mütter verwenden z. B. gerne Bilder aus der Natur. Amma Theodora sagte: „Es ergeht uns wie den Bäumen. Wenn sie nicht Unwetter und Regengüsse über sich ergehen lassen, gedeihen sie nicht und...

  • 29.10.24

Aus meiner Sicht - Heinz Finster, Geschäftsführer
Kirchliche Eleganz im Oktober

Immer wieder wird von der „Eleganz“ der österreichischen Bundesverfassung gesprochen. Wie eine Landkarte führe sie verlässlich durch die Geschehnisse der Zeit. Für viele Menschen ist auch das Kirchenjahr eine Landkarte, die ihr Leben begleitet. Die Abfolge von Festen und Festzeiten in ihrer organischen Gestaltung strahlt ebenso eine „Eleganz“ aus. Schön erlebbar etwa in der zweiten Oktoberhälfte. Am vorletzten Sonntag im Oktober, dem „Weltmissions-Sonntag“, wurde die Solidarität mit der...

  • 23.10.24
Foto: Neuhold

Offen gesagt - Mila Colina
Wo 1000 Lichter leuchten

Was ist die Nacht der 1000 Lichter? Was wird dort gefeiert? Am Abend des 31. Oktober erstrahlen in vielen Pfarren wieder tausende Lichter – sie möchten uns einstimmen auf das Fest Allerheiligen (1.11.). Kirchen, Kapellen, besondere Orte, Wege, Labyrinthe – viele verschiedene Projekte laden dazu ein, in eine besondere Stimmung und Atmosphäre einzutauchen. Zu Allerheiligen gedenken wir nicht nur der bekannten Heiligen, sondern auch der „Alltags-Heiligen“: Jener, die im Verborgenen Gutes tun und...

  • 23.10.24

Positionen - Monika Prettenthaler
Gute Frage

Das Beste, was uns passieren kann, ist eine gute Frage – egal, ob wir sie stellen oder ob wir die Gefragten sind. Mit guten Fragen meine ich nicht neugierige, überprüfende, kontrollierende und auch nicht Fragen, die bloßstellen. Bei guten Fragen denke ich an solche, die ehrliches Interesse ausdrücken, zur Entwicklung von neuen Perspektiven anregen und uns erkennen lassen, was uns im Innersten ausmacht. Fragen und Lebenserfahrung schließen einander nicht aus – im Gegenteil: Der chilenische...

  • 23.10.24
Foto: Neuhold

Mutworte - Christa Carina Kokol
Dutzende Ausländer

Im Park vor meiner Haustür tummeln sie sich: dutzende junge Männer verschiedener Herkunftsländer. Derzeit etwas weniger, da der Park zur Schutzzone erklärt wurde. Nun sind sie im nächsten Park gelandet, bis auch dieser Schutzzone wird. Und was kommt danach? Junge Leute, die aus ihrer Heimat nichts als Diktatur, Krieg und Terror kennen, sind der Freiheit vielfach nicht gewachsen. Ohne Arbeit, ohne Aufgabe, ohne das Gefühl, für etwas oder jemanden gut zu sein, ist der Mensch nicht nur liebes-,...

  • 23.10.24

Aus meiner Sicht - Katharina Grager, Redakteurin
Ein langer Winter

Die Apothekerin lacht, als ich meine Frage nach einer bestimmten Sorte Hustenpastillen mit einem „Bitte die größte Packung, die Sie haben“ ergänze. „Ja, der Winter ist noch lang“, antwortet sie. Es war ein kühler Herbstmorgen, und noch plagte mich kein Husten. Ebenso wie der Winter noch nicht begonnen hat. Aber die Pastillen habe ich gern auf Vorrat zu Hause. Die Erntezeit war von jeher die Zeit zum Vorräte-Anlegen: Marmeladen und Kompotte einkochen, Gemüse einlegen oder in anderer Form...

  • 16.10.24
Foto: Wernet

Offen gesagt - Giovanni Maio
Entsorgung der Sorge

Was kritisieren Sie an dem in Österreich seit 2022 legalen assistierten Suizid? Eine Kultur, in der es selbstverständlich und richtig erscheint, Leben auf Wunsch aktiv zu beenden, wendet sich von der Selbstverständlichkeit des Ringens um ein gutes Leben ab. In einem zunehmend ökonomistischen Verständnis des Menschen droht Leben jederzeit zu etwas Wertlosem zu werden. Den assistierten Suizid zur Normalität werden zu lassen, käme einer Entsorgung der Sorge gleich. Er setzt auch die Heilberufe...

  • 16.10.24

Positionen - Leopold Neuhold
Einbeziehen

Hektisches Treiben in einer Baugrube. Ein Bagger versucht, einen großen Stein aus dem Fundament des Nebenhauses, der in die Baugrube ragt, zu entfernen. Nichts rührt sich. Resigniert stellt der Baggerfahrer sein Gerät ab. Ein kleiner Mann aus der Gruppe der Herumstehenden tritt nach vor und dann gegen den Stein, und der löst sich. Alle staunen, nur der Baggerfahrer zischt abschätzig: „Ja, mit Gewalt!“ Nicht nur, dass dem anderen, der mit gemäßigteren Mitteln etwas zu erreichen versucht,...

  • 16.10.24
Foto: Neuhold

Mutworte - Sarah Knolly
Die sprechende Uhr

An einem schönen Herbsttag sitze ich am Schreibtisch. Mein Blick fällt auf die Uhr vor mir. Würden Sie sie sehen, Sie würden sagen, dass es einfach nur eine Uhr ist, die obendrein nicht einmal funktioniert. Aber wenn diese unscheinbare Uhr sprechen könnte, sie hätte viel zu erzählen: Von Familienfesten voller Freude und Lachen, von traurigen Anlässen mit vielen Tränen, vom gewöhnlichen Alltag, von Zeiten aufopferungs-voller Pflege … Und von einer wachsenden Familie: Von Enkeln, die staunend vor...

  • 16.10.24

Aus meiner Sicht - Heinz Finster
„Grüß Gott“ sagen und erleben

Genau vor 25 Jahren, gegen Ende des Jahres 1999, machten sich steiermarkweit etwa 20.000 „Botinnen“ und „Boten“ auf den Weg, um im Rahmen der Aktion Grüß Gott 2000 die Haushalte der Steiermark zu besuchen. Sie wollten einen Gruß der katholischen Kirche überbringen und Segen für das neue Jahrtausend wünschen. Eine „Botin“ meinte damals: „Ich habe nicht nur ein Geschenk der Kirche überbracht, ich bin auch beschenkt weggegangen.“ Der kürzlich für einen Vortragsabend in Graz weilende Soziologe...

  • 09.10.24
Foto: privat

Offen gesagt - Manuela Erber-Telemaque
Keinen Hunger mehr

Zum Welternährungstag (17.10.): Was tun Sie, um den Hunger zu bekämpfen? Mit unserer Hilfsorganisation Zukunft für Tshumbe sind wir in der Demokratischen Republik Kongo tätig. Derzeit sind dort rund 25 % der Kinder unterernährt. Ein Kind kann nicht spielen und nicht lernen, wenn es Hunger hat. Das war der Grundgedanke für die Entstehung unseres Ernährungsprogramms. Sehr wichtig ist uns, dass alle Lebensmittel aus der Region stammen, viele kommen aus unserer eigenen Landwirtschaft. Außerdem...

  • 09.10.24

Positionen - Karl Veitschegger
Besudelt

Hisbollah – „Partei Gottes“ – nennt sich die islamistisch-schiitische Partei im Libanon, berüchtigt für kriminelle Geschäfte und kriegerische Aktionen. Als „Gottes Willen“ bezeichnen radikal-religiöse Israelis das völkerrechtswidrige Besiedeln des Westjordanlandes. „Wunder Gottes“ nennt Patriarch Kyrill die Herrschaft Putins und rühmt dessen Ukraine-Krieg als „metaphysischen Kampf des Guten gegen das Böse“. Immer wieder muss „Gott“ herhalten, um Konflikte zu befeuern und profane Interessen...

  • 09.10.24
Foto: KNA

Mutworte - Bischof Erwin Kräutler
Meine Auszeit

Ich höre Musik immer ganz bewusst. Ich kann nicht „nebenbei“ Musik hören. Es gibt für mich keine Hintergrundmusik, so etwas wie eine Berieselung des Gemüts während der Arbeit. Musik ist Melodie aus der Ewigkeit. Klingende Funken springen zu uns Menschen herüber, in unsere zeitliche und räumliche Begrenztheit. Tief ins Herz dringt sie ein, bis in die Mitte der Person. Musik lässt den Himmel erahnen, ist wie ein Gottesbeweis, kein philosophischer, sondern ein mystischer, eine existenzielle...

  • 09.10.24

Aus meiner Sicht - Katharina Grager
Was bleibt?

Ehejubiläen haben besondere Namen, um die gemeinsame Zeit wertzuschätzen. 25  Jahre: die Silberne Hochzeit – ein Vierteljahrhundert hat Bleibendes geschaffen. 50 Jahre: die Goldene Hochzeit – die Ehe hat standgehalten und sich als wertvoll erwiesen. 60 Jahre: die „unzerstörbare“ Diamantene Hochzeit. Und später die Gnadenhochzeit: Gottes Gnade zeigt sich im langen, gemeinsamen Leben. Nicht alle Paare können so hohe Ehejubiläen miteinander feiern, weil die Umstände oder der Tod sie trennen....

  • 02.10.24
Foto: privat

Offen gesagt - Anneliese Pieber
Die Würde von Arbeit

Braucht es den Tag der menschenwürdigen Arbeit in Österreich? Am 7. Oktober wird der Tag der menschenwürdigen Arbeit begangen. Wenn es um Verletzung der Menschenwürde in Bezug auf Arbeit geht, denken wohl viele an Kinderarbeit, Ausbeutung ohne Lohn, Arbeitsbedingungen, welche Gefahr für die Gesundheit oder gar das Leben der arbeitenden Menschen darstellen. Wir alle kennen Bilder von Kindern im Bergbau. Berichte über Kinder und Erwachsene in der Textilherstellung weit weg von hier erschüttern...

  • 02.10.24

Positionen - Elisabeth Wimmer
Kostbares erkennen

Ein Septemberabend 2024 in Sansepolcro, Toskana: In der Fußgängerzone spricht uns ein Ladenbesitzer an: Ob wir denn das Renaissance-Fresko Auferstehung Christi von Piero della Francesca schon gesehen hätten, großer Sohn dieser Stadt. Leider nein, das Museum hatte schon geschlossen, als wir, Reisende zu Fuß, in der Stadt angekommen sind. Und dann erzählt er uns von Anthony Clarke: Der britische Unteroffizier hält sich 1944 als Teil der Alliierten nahe der Stadt auf. An ihren Namen erinnert sich...

  • 02.10.24
Foto: Neuhold

Mutworte - Christa Carina Kokol
Mini statt Reifrock?

Die Kleine Zeitung feierte Geburtstag. Bei bester Inszenierung konnten die Besucher erleben, mit welcher Erneuerungskraft sie gestaltet wird. Chefredakteur Hubert Patterer sprach von der „leidenschaftlichen Bereitschaft, sich zu verändern“, gemeinsam „mit dem festen Willen, die Essenz, das geistige Profil zu bewahren.“ Apropos Inszenierung: Ist bei Theaterproduktionen eine Neubearbeitung sinn-erhellend, oder wird nur die Kutsche durch einen E-Scooter und der Reifrock durch einen Mini ersetzt?...

  • 02.10.24

Aus meiner Sicht - Heinz Finster
Das Zeug zum Minister

Auf dem Weg zur Diakonenweihe höre ich im Auto bei Ö1-„Menschenbilder“ über Personen, die eine riskante Entscheidung getroffen haben, einzig und allein auf Basis eines Bauchgefühls und einer Intuition. Der 33-jährige „Aussteiger“ engagiert sich in verschiedenen sozialen Projekten. Am Schluss des Gesprächs gibt er an: „Ich komme von der Frage, ,was brauche ich von der Welt?‘ weg, immer mehr hin zur Frage, ,was braucht die Welt von mir?‘ Ich habe Lust, im Dienst zu sein für ein großes Ganzes,...

  • 25.09.24

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