Caritas
Zukunft trotz Krisen und Krieg

Aufwachsen in Krieg und Katastrophengebieten: So wie Daniil, der aus der Ukraine nach Moldawien geflohen ist, haben weltweit Millionen von Kindern eine unsichere Zukunft vor sich. | Foto: Caritas/Bizgu
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  • Aufwachsen in Krieg und Katastrophengebieten: So wie Daniil, der aus der Ukraine nach Moldawien geflohen ist, haben weltweit Millionen von Kindern eine unsichere Zukunft vor sich.
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Kindern werden durch Krieg und Krisen Wunden zugefügt, die oft ein Leben lang nicht heilen. Werden Kinder gut aufgefangen und versorgt, haben sie eine Zukunft.

Von Anna Maria Steiner

Daniil liebt Fußball. Kaum ein Tag, an dem der Achtjährige nicht sein gelbes Tormann-Leibchen anhat – selbst über den Pyjama würde er es am liebsten tragen. Auch Alina mag Sport und träumt davon, mit ihrer Familie einmal ans Meer fahren zu können und dort den ganzen Tag zu schwimmen. Minka hingegen denkt bei Wasser nur daran, wie wunderbar es sein muss, den Wasserhahn aufzudrehen und dem sauberen, frischen Wasser beim Heraussprudeln zuzusehen. Daniil, Minka und Alina: drei Kinder, die sich nach einer unbeschwerten Kindheit sehnen, nach einem geregelten Schulalltag, wo man Freunde treffen kann und lernen, und nach einem Aufwachsen gemeinsam mit dem Vater, der seit Monaten im Krieg kämpft und um den man ständig Angst hat.

Die tiefsten Wunden sind die unsichtbaren
Ob in Rumänien, in Syrien oder in der Ukraine: Jedes Kind verdient ein Aufwachsen in Geborgenheit, in materieller Sicherheit und mit Menschen, die es beim Erwachsenwerden unterstützen. Daniil, Minka und Alina haben all das nicht. Wer im Kriegsland Ukraine geboren ist wie Daniil, wer aus dem ärmsten EU-Staat Bulgarien kommt wie Minka oder wer wie Alina in Rumänien aufwächst, wo jedes dritte Kind von Armut betroffen ist, holt sich schon im Kindesalter Verwundungen, die oft ein Leben lang nicht heilen. Dass viele Kinder in Osteuropa nicht genug zu essen haben, ist Grund dafür, dass die Caritas in ihren Kindertagesstätten in Rumänien oder Bulgarien Kindern warme Mahlzeiten gibt. Ebenso wichtig ist Hilfe bei den Hausaufgaben und psychologische Beratung – vor allem dann, wenn zur materiellen Armut auch Gewalterfahrung kommt. Mutter-Kind-Häuser wie das der Caritas in Temeswar bieten nicht nur Schutz, sondern sind durch die sozialarbeiterische Unterstützung Orte für einen Neuanfang.

Hilfe für die Helfer
Wohin, wenn es zu Hause nicht mehr sicher ist, weil Bomben fallen, es keinen Strom oder zu wenig Essen gibt? Aktuell sind 420 Millionen Kinder weltweit unmittelbar betroffen von bewaffneten Konflikten. Wie Daniils Familie, so sind Millionen von Ukrainerinnen und Ukrainern zu nächsten Verwandten geflüchtet, die im Ausland leben. „Meine Schwestern haben das Zimmer, in dem wir jetzt wohnen, bunt angemalt“, sagt Daniil und zeigt auf Blumen und Herzen im grün-blau gestrichenen Raum der kleinen Zweizimmerwohnung in Moldawiens Hauptstadt Chisinau. Neben Daniil, der Mutter und den beiden Schwestern erhält auch die Tante, die alle bei sich wohnen lässt, Unterstützung für Lebensmittel seitens der Caritas – damit zumindest alle im Haushalt genug zu essen haben. „Mein Papa fehlt mir, und oft wird es mir hier zu eng“, erzählt der Achtjährige. In der Kindertagesstätte der Caritas findet er Platz zum unbeschwerten Lernen und Spielen und trifft andere Kinder.

„Gerade jetzt ist es wichtig, für alle da zu sein“, erzählt eine Pädagogin. „Natürlich ist es wichtig, Geflüchtete mit dem Notwendigsten zu versorgen. Aber mindestens genauso wichtig ist es, neben dieser Nothilfe auch an die Zukunft zu denken, und diese Zukunft sind nun mal die Kinder.“ Gesunde Mahlzeiten, einen warmen Ort zum Hausaufgaben-Machen und jemanden, der dabei hilft und tröstet: All das finden Kinder wie Daniil, Alina und Minka in den Caritas-Kindertagesstätten, die mit Spenden aus der Steiermark unterstützt werden. Mit dem Ziel, dass Wunden, die Kriege weltweit Menschen zufügen, heilen können und Kinder eine Zukunft haben.

Danke für Ihre Unterstützung!
Über das Partnernetzwerk der Caritas kann rasch an Brennpunkten
der Not geholfen werden, wie aktuell auch nach dem schlimmen Erdbeben in der Türkei und Syrien.
IBAN: AT08 2081 5000 0169 1187 Kennwort: 23 SB Kinder in Not


Interview

mit Brigitte Kroutil-Krenn, Leiterin der Auslandshilfe, Caritas Diözese Graz-Seckau.

Warum ist in Osteuropa auch heute noch Hilfe notwendig?
Nach dem Fall der Mauer ist man davon ausgegangen, dass zehn Jahre lang Hilfe benötigt wird und die Länder danach notwendige Strukturen aufgebaut haben. Doch auch heute fehlt es vielerorts leider an diesen Strukturen, vor allem für sozial benachteiligte Familien und ihre Kinder. Gemeinsam mit unseren PartnerInnen füllen wir das auf. Was uns dabei ganz wichtig ist: Wir wollen den Staat nicht ersetzen, sondern mit Hilfe des Staates Strukturen verändern.

Gestartet hat die Hilfe mit dem Fall der Mauer – 
was hat sich seitdem geändert?

Vor 30 Jahren war Rumänien beinahe bankrott, die
Menschen waren von Hunger bedroht, und die ärztliche Versorgung war beinahe nicht vorhanden – hier war
dringend Nothilfe gefragt, und wir haben Hilfsgüter geliefert. Erst später wurde aus dieser „Nothilfe-Caritas“ eine „Projekt-Caritas“, in der wir für und mit Menschen in
Krisensituationen arbeiten.

Der Schwerpunkt der Caritas-Auslandshilfe liegt bei den Kindern – warum?
Egal in welcher Gesellschaft, Kinder sind am verletzlichsten. Sie sind aber auch die Zukunft – ihnen muss geholfen werden, damit sie in Sicherheit und Geborgenheit aufwachsen können! Zum Zeitpunkt des Mauerfalls war die Not der Kinder in Rumänien besonders dramatisch,
es gab viele schlecht versorgte Waisenhäuser. Nachdem die kommunistische Struktur zusammengebrochen ist,
ist es im ersten Schritt auch um die Versorgung dieser Kinder gegangen. Aus dieser Tradition heraus haben sich viele unserer Projekte wie zum Beispiel unsere Kinder-tagesstätten entwickelt – das Erfolgsrezept Essen und
Bildung ist aufgegangen. So können wir Kinder unter-stützen und ihnen eine bessere Zukunft ermöglichen.

Kann man es in Zahlen fassen, wie viele Kinder derzeit unterstützt werden?
Allein mit Kindertagesstätten hat die steirische Auslandshilfe im Jahr 2022 über 2000 Kinder gefördert – wenn man unsere Ernährungsprojekte mitrechnet, waren es im letzten Jahr knapp 4500 Kinder.

Seit knapp einem Jahr wird die Ukraine angegriffen – wie hilft die Caritas-Auslandshilfe
in der Ukraine bzw. ukrainischen Flüchtlingen?

Gemeinsam mit unserem Partnernetzwerk haben wir Hilfsgüter in die Region Uschhorod geliefert und dazu auch einen Lieferwagen finanziert. Wir unterstützen ukrainische Flüchtlinge auch in Ungarn und in Bulgarien; über unser Partnernetzwerk können wir rasch und gezielt helfen – wie auch nun bei diesem furchtbaren Erdbeben in der Türkei und in Syrien.

Danke an alle, die Hilfe für Kinder in Not möglich machen!


Projekte

Lerncafés und Tagesstätten durchbrechen Armut in Rumänien

Ein kleines Lehmhaus ohne Fließwasser und Strom, in dem sechs Personen wohnen: In Rumänien lebt jedes dritte Kind in Armut. Knapp ein Drittel der 19,2 Millionen EinwohnerInnen sind massiv sozial benachteiligt, und Rumänien ist, was Armut und soziale Ausgrenzung betrifft, trauriger Spitzenreiter in der EU. Deshalb sind Orte, wo Kinder lernen können und unterstützt werden, auch heute ungeheuer wichtig. In den Lerncafés und Tagesstätten unserer Partner-Caritas finden Kinder das, was sie zum Aufwachsen brauchen: einen sicheren Platz zum Spielen und zum Lernen, ein warmes Mittagessen und jemanden, der bei den Hausaufgaben hilft. Auch die Eltern werden sozialarbeiterisch betreut, und für besonders bedürftige Familien gibt es Lebensmittelpakete, Winterbekleidung oder Heizmaterial. So können auch Kinder aus sozial benachteiligten Familien die Schule schaffen und haben eine Zukunft.

Rumänien

Hilfe für Kinder mit besonderen Bedürfnissen in Bulgarien

Ein idyllisches Dorf in Bulgarien.
Das Leben hier könnte ruhig und beschaulich sein, gäbe es nicht die nahegelegene Buntmetallfabrik, die große Probleme für die Menschen in ihrer Umgebung mit sich bringt und zu schweren gesundheitlichen Problemen, vor allem für Ungeborene und Heranwachsende, führt. Daher gibt es einen relativ hohen Anteil an Kindern, aber auch Erwachsenen mit geistiger und körperlicher Behinderung. Da es so gut wie keine staatliche Förderung gibt, ist dies für die Angehörigen eine sehr große Belastung. Seit 2003 betreibt unsere Partner-Caritas in Sofia daher eine Behindertentagesstätte, um Familien zu entlasten und notwendige Therapien bereitzustellen. Dort werden Kinder, aber auch junge Erwachsene mit Beeinträchtigung mittels Kunst- und Logotherapie motorisch und sprachlich gefördert. Eine Sozialarbeiterin widmet sich auch den Eltern, die sich oft ihrer entwicklungsverzögerten Kinder schämen und am sozialen Leben im Dorf nicht teilhaben wollen.

Bulgarien

Bleibe und Hilfe für ukrainische Flüchtlinge in Ungarn

Sabina und ihre vier Kinder sind in Sicherheit. Wenige Wochen nach den ersten Angriffen konnten sie aus der Ukraine flüchten. Seitdem lebt die Familie in einem ehemaligen Kloster, das unser Partner, die Caritas Szombathely, für Flüchtlinge eingerichtet hat. „Die Caritas gibt uns hier Unterkunft und sorgt für die Verpflegung“, erzählt die vierfache Mutter. „Und meine Söhne gehen hier schon in den Kindergarten und zur Schule“, sagt Sabina stolz. Am schwierigsten ist die Situation für Sabinas fünfjährige Tochter, die eine mehrfache Behinderung hat.

„Zum Glück haben wir einen Kindergarten gefunden, in den sie gehen kann, während ich arbeite“, sagt Sabina, deren Muttersprache Ungarisch ist. „Dort wird sie gut betreut.“ Die Caritas unterstützt Sabina und ihre Kinder sowie andere Flüchtlingsfamilien mit Unterkunft, Verpflegung, Kleidung, notwendigen Medikamenten und Hygieneartikeln – auch durch Spenden aus der Steiermark.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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