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Zu lange toleriert

Zu Protesten 
kommt es derzeit in vielen Städten der USA. Der Anlass ist der Tod des Afroamerikaners George Floyd durch Polizeigewalt. | Foto: Julian Wan/Unsplash
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    kommt es derzeit in vielen Städten der USA. Der Anlass ist der Tod des Afroamerikaners George Floyd durch Polizeigewalt.
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US-amerikanische Bischöfe rufen zu Gewaltverzicht bei Protesten auf und prangern Rassismus an.

Nach dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd in Polizeigewalt halten die Proteste in vielen Städten der USA an. Der Vorsitzende der katholischen Bischöfe, Jose H. Gomez, verurteilte nun in einer aktuellen Erklärung den Tod des 46-jährigen Afroamerikaners als „brutale und sinnlose“ Tat und prangerte Rassismus an, der in den Vereinigten Staaten „schon viel zu lange toleriert“ werde. Gleichzeitig rief der Erzbischof von Los Angeles dazu auf, bei den Protesten auf Gewalt zu verzichten. Auch zahlreiche andere Kirchenvertreter meldeten sich in den vergangenen Tagen deutlich zu Wort.
„Die Tötung von George Floyd ist eine Sünde, die zum Himmel schreit nach Gerechtigkeit“, so Erzbischof Gomez. Er bete für Floyd sowie dessen Angehörige und teile im Namen seiner Mitbischöfe die Empörung. „Wir alle sollten verstehen, dass die Proteste, die wir in unseren Städten erleben, die berechtigte Frustration und Wut von Millionen unserer Brüder und Schwestern widerspiegeln, die auch heute noch Erniedrigung, Demütigung und ungleiche Chancen nur wegen ihrer Rasse oder Hautfarbe erleben“, so Gomez. „So sollte es in Amerika nicht sein. Rassismus wird in unserer Lebensweise schon viel zu lange toleriert.“

Protest ist die Sprache der Ungehörten
Gomez berief sich auf den US-Bürgerrechtler Martin Luther King, der sagte, Proteste seien „die Sprache der Ungehörten“. Jetzt müsse es darum gehen zuzuhören, so der Vorsitzende der Bischofskonferenz. „Diesmal sollten wir nicht versagen beim Hören darauf, was die Menschen durch ihren Schmerz sagen“, betonte Gomez. Ausdrücklich forderte er ein Ende der Rassenungerechtigkeit, die immer noch zu viele Bereiche der amerikanischen Gesellschaft belaste.
George Floyd war am 25. Mai gestorben, nachdem ein weißer Polizist ihm minutenlang sein Knie in den Nacken gedrückt hatte. Von dem Vorfall in Minneapolis existieren mehrere Videomitschnitte von Passanten und Überwachungskameras. Der Beamte wurde inzwischen unter Mordverdacht festgenommen. Auch gegen drei weitere Polizisten laufen Untersuchungen. In rund 30 US-Städten kam es seit dem Vorfall zu anhaltenden, teils gewalttätigen Protesten.

Virus des Rassismus

Die „herzzerreißenden“ Bilder vom Tod George Floyds offenbarten einmal mehr den „Virus des Rassismus unter uns“, sagte auch Washingtons Erzbischof Wilton Gregory in seiner Pfingstpredigt, in der er die anhaltende Polizeibrutalität gegen Afroamerikaner anprangerte. „Als Gesellschaft müssen wir Wege finden, den Schmerz unserer Brüder und Schwestern zu verstehen und darauf zu reagieren“, betonte Gregory, mit dem seit dem Vorjahr erstmals ein Afro-Amerikaner als Erzbischof an der Spitze der einflussreichen US-Hauptstadterzdiözese steht.
Bereits vor Pfingsten hatten sieben katholische Bischöfe im Namen der US-Bischofskonferenz in einer Erklärung die tödliche Polizeigewalt gegen George Floyd verurteilt und zum gesellschaftlichen Kampf gegen Rassismus aufgerufen. Dieser müsse aber friedlich bleiben, betonten die Bischöfe.

KATHPRESS

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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