Papst im Südsudan
Wie die Friedensmission Wirkung zeigt
Nach seinem mehrtägigen Besuch in der Demokratischen Republik Kongo (Bericht siehe hier) reiste Papst Franziskus am Freitag, 3. Februar, in die südsudanesische Hauptstadt Juba weiter. Begleitet wurde Franziskus vom anglikanischen Primas, Erzbischof Justin Welby von Canterbury, und dem Moderator der presbyterianischen Kirche Schottlands, Ian Greenshields. Die Reise war im Vorfeld ausdrücklich als gemeinsame ökumenische Friedensreise bezeichnet worden. Der Südsudan, der bis 1955 Teil des Britischen Weltreichs war, ist mit der anglikanischen und reformierten Tradition des Christentums besonders verbunden.
Jüngster und ärmster Staat der Welt
Nach einem jahrzehntelangen Konflikt erlangte der Südsudan erst 2011 seine staatliche Unabhängigkeit vom Sudan und wird daher als „jüngster Staat der Welt“ bezeichnet. Zwei Jahre später stürzte das Land in einen fünfjährigen Bürgerkrieg. Bis heute ist keine Stabilität eingekehrt.
Der junge Staat trägt auch einen weniger rühmlichen Titel – er gilt als eines der ärmsten Länder der Welt. Den meisten Bewohnenden fehlt es am Nötigsten. Konflikte, Vertreibungen und Hunger bestimmen das Leben. Umweltkatastrophen verschärfen die Lage der Menschen.
Gemeinsam sind anglikanische, presbyterianische und katholische Kirche wichtige Mittler und bemühen sich seit Jahren, einen Dialog der Konfliktparteien zu befördern. Dieses Anliegen zu unterstützen war Zweck der Friedensmission von Papst Franziskus und seinen Mitstreitern.
Mit Blick auf die schwierige Sicherheitslage im Südsudan verlangte Franziskus die konsequente Eindämmung illegaler Waffenimporte und Schutz für Mitarbeitende von Hilfsorganisationen und Seelsorger. Nach der UN-Sonderbeauftragten für den Südsudan, Sara Beysolow Nyanti, ist das Land „einer der gefährlichsten Orte für Helfer“ weltweit.
Die Lunge der Weltkirche
Franziskus mahnte die politischen Führer zur Verantwortung für die künftigen Generationen. Denn die Zukunft könne „nicht in Vertriebenenlagern liegen“. Unzählige Kinder lernten nichts als Flüchtlingscamps kennen und wüchsen ohne Wurzeln in Heimat, Herkunft und Traditionen auf. Er warnte vor Ghettoisierung und einer Vertiefung ethnischer Gräben.Lob und Ermutigung fand der Papst für die wachsenden Katholikengemeinden Afrikas und nannte sie eine Lunge der Weltkirche.
Nachdrücklich verlangte er Schutz und Respekt für Frauen und Mädchen. Arrangierte Ehen, oft schon mit 15 Jahren, sind weit verbreitet. Genauso wie sexuelle Gewalt im eigenen Haus, Vergewaltigungen als Waffe bei Konflikten verfeindeter Gruppen oder nur beim Nachgehen der täglichen Arbeit. Frauen seien „der Schlüssel zur Umgestaltung des Landes“, stellte Franziskus dagegen; sie brauchen entsprechende Chancen.
Der Besuch scheint bereits Wirkung zu zeigen: Wenige Stunden nach Abflug des Papstes wurden Rufe nach der Abschaffung der Todesstrafe laut. Präsident Salva Kiir begnadigte am selben Wochenende 71 Gefangene – die Hälfte davon zum Tode Verurteilte. Außerdem kündigte er an, die ausgesetzten Friedensgespräche mit bewaffneten Oppositionsgruppen fortführen zu wollen.
Der südsudanesische Staatspräsident Salva Kiir erinnerte in seiner Rede vor dem Papst an eine starke Geste von Franziskus: 2019 lud der Papst den Präsidenten, den Oppositionsführer und einige Mitglieder der designierten Übergangsregierung in den Vatikan zur geistlichen Einkehr. Dort mahnte er die politischen Rivalen eindringlich zum Frieden. In einer spontanen Geste kniete Franziskus am Ende des Treffens einzeln vor Präsident Kiir sowie den designierten Vizepräsidenten nieder und küsste deren Füße – um sie an ihre Verantwortung gegenüber ihrem Volk zu erinnern. Diese spektakuläre Demutsgeste sei nicht umsonst gewesen, sagte Kiir beim aktuellen Besuch von Papst Franziskus. Diesmal bezeichnete Franziskus die Stirn des Präsidenten zum Abschied segnend mit einem Kreuz.
K. Grager/Kathpress
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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