Bischof Krautwaschl
Wenn Menschen sich freuen
Am 14. Juni 2015 wurde Wilhelm Krautwaschl zum 58. Bischof der Diözese Graz-Seckau geweiht. Mit Bischof Wilhelm im Gespräch über seine ersten fünf „Dienst-Jahre“:
Die „Dienstzeit“ – Bischof Wilhelm sieht seine Berufung als Dienst an den Menschen und nicht als nüchternes Amt – begann im Juni 2015 mit einem tragischen Ereignis. Ein Amokfahrer raste durch Graz, tötete drei Menschen und verletzte 36 weitere. „Das hat mich tief getroffen. Wir reden über Nächstenliebe, über Hoffnung, über positive Aspekte des Daseins, und dann erschüttert dieses Ereignis alles“, erinnert sich Bischof Wilhelm. „Wir als Kirche versuchen tröstliche Antworten zu geben.“
Dem gegenüber steht ein diözesaner Höhepunkt: das 800-Jahr-Jubiläum der Diözese Graz-Seckau mit Ausstellungen und „Jubiläumsbühnen“ im ganzen Land und mit einem großen Festwochenende in Graz, an dem tausende Menschen teilgenommen haben.
Sehnsucht. Auf die Frage, inwiefern ihn die Kirchenaustrittszahlen herausfordern, antwortet der steirische Bischof optimistisch: „Wir dürfen nicht jammern, sondern müssen uns bemühen, so gut wie möglich Kirche zu leben. Wenn wir nur an den Zustrom bei den Osterspeisensegnungen denken, dann sieht man, dass da etwas ist. Ein Funke, eine tiefe Sehnsucht nach Gottes Segen.“
Auch wenn Umfragen belegen, dass Kirche an Relevanz verliere: „Solidarität und Nächstenliebe – das sind Tugenden, ohne die keine Gesellschaft funktioniert. Ebenso Glaube, Liebe und Hoffnung. Das ist der Kitt, der uns als Menschheit zusammenhält und wachsen lässt. Kirche und Glaube sind immer wichtig“, entgegnet Krautwaschl.
Eine Sehnsucht nach Hoffnung und Zuversicht sei besonders in der Corona-Krise spürbar gewesen – auch der Wunsch, wieder öffentliche Gottesdienste, Taufen, Hochzeiten, Erstkommunionen und Firmungen feiern zu können. Zu den hohen Teilnahme-Zahlen bei Internet- und Fernseh-Gottesdiensten bemerkt Bischof Wilhelm: „Wir haben ein großes Bedürfnis nach diesen Angeboten erlebt und gemerkt, wie wichtig es ist, Hoffnung und Zuversicht zu teilen und christliche Gemeinschaft zu leben.“
Daueraufgabe. Damit Kirche Zukunft hat, leitete Bischof Wilhelm einen Reformprozess ein, mit dem Ziel, das Leben der 388 Pfarren und anderen kirchlichen Erfahrungsräume in 49 Seelsorgeräumen zu bündeln.
Die Verantwortung soll gemeinsam getragen werden: von Priestern, Diakonen und Laien. „Es liegt im Wesen der Kirche: Wir alle als Getaufte und Gefirmte tragen Verantwortung für sie“, so der Bischof. Das Corona-Virus verzögert den strukturellen Umstellungsprozess bis 2021 – aber die stetige Erneuerung des kirchlichen Lebens muss eine Daueraufgabe bleiben.
Helfen können. Was ihm als Bischof am meisten Freude macht, ist für Wilhelm Krautwaschl ganz klar: „Wenn ich merke, dass sich die Menschen freuen, wenn ich ihnen helfen, ihnen Mut zusprechen konnte. Wenn sie sich an der Frohen Botschaft aufrichten und wachsen können.“ Oder wenn er bei einer Predigt in die Reihen der Mitfeiernden schaue und bemerke, da wird nachgedacht über das Gesagte. Das sei schön.
Geradezu aufbauend sei außerdem, dass viele täglich für den Bischof beten. Das gebe ihm Kraft, die er weitergeben kann. Überhaupt sei das Beten zeitlos wichtig und das Dankbarsein, denn das Leben ist ein Geschenk. Jene Dienste, die von der Kirche dazu beigestellt werden – die Hauptamtlichen in der Seelsorge, die Hunderten, die Religion unterrichten – machen deutlich: Mit Gott kann gerechnet und auf ihn gebaut werden.
Schön sei zu erleben, wenn Kirche Benachteiligten konkret helfen könne. Dabei sei es ebenso schön zu sehen, dass es eine große Hilfsbereitschaft gebe, Kirche und Caritas zu unterstützen. Gelebte Nächstenliebe eben. Das lasse unsere Gesellschaft wachsen.
Das Gespräch führte Thomas Stanzer
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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