Rom
Wenn der Pilgerstrom zu einem Tröpfeln wird

Mehr noch als der Tourismus leidet in Rom das Pilgerwesen.

Wie jedes Jahr entfliehen die Römer der Hitze in ihrer Ewigen Stadt. Die jedoch füllt sich umgekehrt im August 2020 kaum mit Touristen. Pilger kommen noch weniger. Die schlechte Nachricht: 40 Prozent der kirchlichen Pilgerhäuser in Rom bleiben auf Dauer geschlossen. „Schuld ist nicht nur Corona“, fügt Werner Demmel, Leiter des deutschsprachigen Pilgerbüros, hinzu. Für viele Häuser in Trägerschaft eines Ordens – insgesamt gibt es in Rom hunderte – seien Pandemie und Lockdown Anlass, einen Schlussstrich zu ziehen.Sie tun dies, weil ihnen wegen Nachwuchsmangel Mitarbeiter fehlen und sie Angestellte höher bezahlen müssen.
„Für dieses Jahr waren Gruppen mit bis zu 800 Leuten angekündigt“, berichtet Demmel. Doch am 9. März schloss er das Pilgerbüro – und abends Ministerpräsident Conte das ganze Land. Als das Büro am 18. Mai wieder öffnete – für drei Stunden täglich –, merkte Demmel sofort: „Es wird nicht mehr so sein, wie es einmal war.“ In den drei Monaten seither fanden ganze 21 Besucher den Weg ins Pilgerbüro. Es kommen nur Einzelne oder Familien; besonders enttäuscht sind sie zu erfahren, dass die Papst-Audienzen auf dem Petersplatz bis Ende des Jahres ausgesetzt sind.
Das Gästehaus „Maria Santissima Bambina“ hat seit 23. Juni wieder geöffnet. Auch ihnen wurden fast alle Buchungen abgesagt. Neben ersten Touristen beherbergt es Eltern, deren Kinder im nahe gelegenen Kinderkrankenhaus „Bambino Gesu“ behandelt werden.
Auf dem Weg in den Petersdom bilden sich wieder Schlangen. Dass sie schon über 100 Meter lang werden, liegt am Mindestabstand, den die Besucher einhalten sollen. Ähnliches gilt für die Vatikanischen Museen: Besucher haben mehr Zeit und freiere Sicht auf die zahlreichen Schätze.
Vor vielen Restaurants werden am frühen Abend die Tische liebevoll eingedeckt, nur um etliche Stunden später ungenutzt wieder abgeräumt zu werden. Der Vatikan weist auf die fatalen wirtschaftlichen Folgen der Pandemie hin. Kurienkardinal Peter Turkson sprach von einer „beispiellosen Krise in vielen Bereichen, die mit Tourismus zu tun haben“.

Juchem / Kathpress

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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