Wasserfall im Wohnzimmer
Starkregen vernichtete in kurzer Zeit das Hab und Gut vieler Familien. Caritasdirektor Erich Hohl brachte mit Regionalkoordinatoren Soforthilfe zu Betroffenen.
Ist das nicht ein Glück?“ fragt Frau A. aus Heimschuh: „Wir können heizen!“ Sie steht in ihrer alten Küche mit dem riesigen Kachelofen, der auch als Herd dient. Böden und Mauern trocknen allmählich, es ist geputzt und saubergemacht; dass fünf Tage zuvor Wasser in Strömen durchs Haus floss, wirkt wie ein böser Traum. Doch der Hausrat, der überall herumsteht um zu trocknen, die Schubladen, die sich nicht mehr schließen lassen, die verzogene Tür – das alles ist geblieben von dem Hochwasser, das von einer Sekunde auf die andere über sie hereinbrach und lebensbedrohlich wurde.
„Aber wenigstens kamen bei uns keine Menschen zu Schaden“ sagt sie, Mann und Tochter nicken. Die Familie trägt die Katas-trophe mit Fassung. Es hätte anders kommen können, meint die Tochter: „Das ging ganz schnell, innerhalb von einer halben Stunde war das Wasser überall. Wir haben Schwimmwesten angezogen und die Eltern hinüber ins andere Gebäude gebracht. Dort hätten sie zur Not über das Dach vom Hubschrauber in Sicherheit gebracht werden können“.
Dazu kam es zum Glück nicht mehr, aber das Wasser hat große Verwüstung hinterlassen: In ihrem eigenen Wohnhaus ist das Erdgeschoß komplett zerstört; wie weit das Wasser im Holz nach oben gezogen ist und sie auch im ersten Stock alles austauschen müssen, ist noch unklar. „Wir leben hier mit dem Wasser“, wirft Herr A. ein, sichtlich fassungslos: „Mein Großvater hat 1856 hier eingeheiratet, es gab immer wieder Überschwemmungen. Aber im Haus hatten wir noch nie Wasser.“
Nach dem verheerenden Hochwasser mit Hangrutschungen und Murenabgängen Anfang August in der südlichen Steiermark ist die Caritas-Soforthilfe angelaufen. Vizedirektor Erich Hohl war mit Regionalkoordinator Michael Fürnschuss unterwegs, um Hilfe anzubieten: „Die Schäden sind verheerend, ganze Häuser und Wohnungen zerstört. Viele Familien müssen ihr Zuhause völlig neu aufbauen“, hat er erlebt.
Geschädigte erzählen von den bangen Stunden und Tagen: „Ich hab grade noch den Notruf gewählt, da brach das Wasser wie ein Wasserfall durch die Fenster. Wir sind in den ersten Stock geflüchtet, von wo uns die Feuerwehr evakuierte“, berichtet Herr Wolf aus St. Johann, der dankbar die Soforthilfe entgegennimmt. „Schlafzimmer, Küche – die Möbel und aller Hausrat ist zerstört. Drei Container mit Müll haben wir jetzt schon entsorgt.“
Was noch brauchbar ist, trocknet im Hof
Auch für Familie B. aus Heimschuh ist die Soforthilfe eine kleine Erleichterung: „Wir haben selber regelmäßig gespendet. Aber man denkt ja nicht, dass es einen auch einmal betrifft.“ Was von ihrem Hab und Gut noch brauchbar und was zerstört ist, wird erst langsam erkennbar. In ihrem Anwesen sind die Keller ausgeräumt, im Hof trocknen Möbel, Kleidung und die Feuerwehruniformen der Söhne. „Alle waren tagelang im Einsatz, draußen, bei den Nachbarn, und bei uns selbst.“
Enorm sei die Hilfsbereitschaft, sagen viele Betroffene: „Alle helfen zusammen, bieten Wohngelegenheiten an und bringen Essen“. Erich Hohl ergänzt: „Der Zusammenhalt ist beeindruckend, dafür bin ich sehr dankbar. Als Caritas können wir auch dank der großen Spendenbereitschaft rasch Soforthilfen weitergeben. Jetzt sind aber alle Kräfte auch in Land und Bund gefordert, um den Menschen, die alles verloren haben, die nötige Hilfe zum Wiederaufbau ihrer Existenz zu ermöglichen.“
Irmgard Rieger/Caritas
Spenden
Die Caritas Steiermark leistet Soforthilfe in der Akutsituation aus ihrem Katastrophenhilfsfonds, wenn Wohnraum geschädigt ist. Um weiterhin helfen zu können, werden Spenden erbeten:
Konto: AT08 2081 5000 0169 1187
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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