Fußball-EM
Wallfahrt der Völker

Fußball ist ein Mannschaftssport und braucht Zusammenhalt. Das hat das österreichische Nationalteam bei der Europameisterschaft eindrücklich gezeigt. Eignet sich der Fußball auch als Kitt einer auseinanderdriftenden Gesellschaft? | Foto: IMAGO/Eibner
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  • Fußball ist ein Mannschaftssport und braucht Zusammenhalt. Das hat das österreichische Nationalteam bei der Europameisterschaft eindrücklich gezeigt. Eignet sich der Fußball auch als Kitt einer auseinanderdriftenden Gesellschaft?
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Die Fußball-EM in Deutschland stand vier Wochen lang im Zentrum der Aufmerksamkeit und entfachte kollektive Begeisterung. Was bleibt von der großen Euro-phorie?

Tränen der Enttäuschung, Bitterkeit und eine tiefe Leere. Die tragische Niederlage im Achtelfinale der Europameisterschaft versetzte das ÖFB-Team in einen schweren Schockzustand. Die große Euphorie nach dem Gruppensieg in der Vorrunde wurde jäh gestoppt, eine ganze Nation aus den Träumen gerissen.
Doch Tränen trocknen schnell. Das wusste schon Rainhard Fendrich, dessen heimliche Nationalhymne „I am from Austria“ bei jedem Spiel unserer Mannschaft lauthals von den Tribünen schallte. Mit ein paar Tagen Abstand lässt sich ein äußerst positives Resümee ziehen – sowohl hinsichtlich der sportlichen Entwicklung als auch in Bezug auf die gesellschaftspolitischen Nebenwirkungen des Massenphänomens Fußball. Beides hängt vielleicht enger zusammen, als man vermutet. Die Kardinalstugenden dieses Teams – der verschworene Zusammenhalt; die Bereitschaft, füreinander einzustehen und alles zu geben für ein gemeinsames Ziel; der Glaube an sich und an die Möglichkeit, über sich hinauszuwachsen; das Mitwirken an einer gemeinsamen Idee – sind zur Inspiration für ein ganzes Land geworden.

Der Steirer Michael Gregoritsch, der mit seinem Treffer noch einmal Hoffnung entfachte, ließ unmittelbar nach dem Match mit einem – gerade im Moment des bitteren Ausscheidens – sehr bewegenden Glaubensbekenntnis aufhorchen: „Soweit ich es aus der Ferne mitbekommen habe, ist ganz Österreich als Land weiter. Alle Menschen können stolz aufeinander sein, dass es in Österreich kaum Ausschreitungen oder negative Vorfälle gegeben hat. Ich glaube, man hat auch gesehen, dass wir alle in diesem Land für eine Sache stehen können, die gut ist. Ich glaube, dass wir uns ganz weit von rechtem Gedankengut entfernen sollten und erkennen, wie wichtig es ist, dass wir alle gleich sind, dass wir gemeinsam für eine Sache brennen können, die so positiven Einfluss auf unser Land hat.“

Ganz große Hochachtung für diese klare Ansage! Daraus spricht die Überzeugung, dass der Fußball mit seinen starken Emotionen eine integrative Kraft entwickelt, die den Zusammenhalt und die Einheit stärkt.
Als richtungsweisendes Signal wurden bei dieser EM die fröhlichen und friedlichen Fanmärsche zu den Stadien wahrgenommen, die wie eine große Wallfahrt der Völker zu den Pilgerstätten des Fußballs zelebriert wurden. Randalierende Hooligans, die sich Straßenschlachten liefern, blieben die absolute Ausnahme. Der Ex-Fußballer Jan Age Fjörtoft gab zu bedenken: „Es ist Krieg in Europa, und wir zeigen mit dem Fußball, wie man zusammenleben kann.“

Die meisten der Nationalteams leben eindrucksvoll vor, dass man auch als Multi-Kulti-Truppe eine Einheit sein kann und im Fußballspiel eine gemeinsame Sprache finden kann. So kann der Fußball zum Kitt der Gesellschaft, zu einem Role Model für ein geeintes Europa und zum Friedensprojekt werden.

Alfred Jokesch

Völkerwallfahrt zum Zion
Viele Nationen gehen und sagen: Auf, wir ziehen hinauf zum Berg des HERRN … Er wird Recht schaffen zwischen vielen Völkern und mächtige Nationen zurechtweisen bis in die Ferne. (Micha 4,2–3)

Fußball ist ein Mannschaftssport und braucht Zusammenhalt. Das hat das österreichische Nationalteam bei der Europameisterschaft eindrücklich gezeigt. Eignet sich der Fußball auch als Kitt einer auseinanderdriftenden Gesellschaft? | Foto: IMAGO/Eibner
Zu Zehntausenden strömten die Zuschauer in ihren Landesfarben in fröhlichen Fanmärschen zu den Stadien. In Düsseldorf wurde dabei auch das Vaterunser gesungen, berichtet der Steirer Franz Prettenthaler. | Foto: Prettenthaler
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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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