Kirche Deutschland
Wahrheitssuche
Deutschland. Bischofskonferenz will Mitglieder-Orientierung verstärken und Vielfalt ermöglichen.
Die katholischen Bischöfe in Deutschland suchen nach neuen Wegen des Kircheseins und wollen dabei auch die Mitgliederorientierung verstärken. Das ist ein Ergebnis eines Studientags zu Kirchenaustritten, den die 68 Bischöfe und Weihbischöfe im Nachbarland bei ihrer kürzlich zu Ende gegangenen Frühjahrsvollversammlung absolvierten. „Unterschiedliche Studien aus den vergangenen Jahren haben gezeigt, dass die Gemeinde- beziehungsweise Territorialseelsorge den weitaus größeren Teil von Katholiken nicht mehr erreicht“, erklärte der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode. Die Kirche müsse den Blick weiten auf Menschen, die sich in der klassischen Pfarrgemeinde nicht mehr beheimatet fühlten und doch noch etwas von ihrer Kirche erwarteten.
Offenheit für neue Wege in der Seelsorge
Es gelte, auch ihre Perspektive einzunehmen und ihre Sprache zu verstehen, sagte der Konferenzvorsitzende, der Limburger Bischof Georg Bätzing. „Das wünschen sich vor allem Menschen mit Brüchen in der Biografie, Menschen, die nicht selten auch durch lehramtliche Aussagen oder Ausschlüsse vom kirchlichen Leben sehr verletzt wurden.“ Die Seelsorgerinnen und Seelsorger vor Ort bräuchten dafür ein Signal der Bischöfe, dass neue Wege, Kreativität und Offenheit möglich seien, ohne gleich zu wissen, was dabei herauskommt. „Dabei ist uns sehr bewusst, dass uns dies nur ökumenisch, mit den Christen der anderen Konfessionen, gelingen kann.“
Der Vorsitzende der Bischofskonferenz betonte, die Bischöfe müssten bereit sein, mehr Vielfalt und Ungleichzeitigkeiten zu ermöglichen und auszuhalten – „auch in den Glaubenswegen, in den Formen von Kirche-Sein, in der Offenheit der Lebenswege und der Wahrheitssuche von Menschen“. Der Limburger Bischof weiter: „Wir befinden uns in einem epochalen Umbruch von Kirche und Christsein heute. Wir merken, dass die alten Bilder von Seelsorge und auch von Leitung in der Kirche nicht mehr tragen, aber wir haben noch keine neuen Bilder.“
Blick nicht auf Köln verengen
Georg Bätzing warnt außerdem davor, die Debatte um Missbrauch auf die Aufarbeitung in der Erzdiözese Köln zu verengen. Mit Blick auf die hohen Kirchenaustrittszahlen in der Kölner Erzdiözese als Folge der Kritik an Kardinal Rainer Maria Woelki sagte Bätzing: „Kirchenaustritte nehmen wir wahr als eine Reaktion auf das skandalöse Bild von Kirche, das wir derzeit abgeben.“ Es greife jedoch zu kurz, den Fokus allein auf Köln zu richten. Die Kommunikation in Köln nannte Bätzing desaströs. Zugleich sehe er, dass Woelki „wirklich Aufklärung will“, so der Bischofskonferenz-Vorsitzende. „Damit ist alles gesagt.“
In der Erzdiözese Köln wird seit Monaten um die öffentliche Aufarbeitung früherer Fälle sexuellen Missbrauchs durch Geistliche gerungen. Dabei geht es auch darum, Verantwortliche zu benennen, die Täter geschützt und Verbrechen vertuscht haben. Ein erstes Aufarbeitungs-Gutachten hat Woelki nicht veröffentlichen lassen, weil er es für fehlerhaft und nicht rechtssicher hält; zugleich hat er ein zweites Gutachten angekündigt, das Mitte März veröffentlicht werden soll.
KATHPRESS
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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