Hilfswerk Schwester Emmanuelle
Von der Ragnitz bis in den Südsudan
Mit einem Wasserbrunnen für die „Müllmenschen" in Kairo legte die Pfarre Ragnitz vor 44 Jahren den Grundstein für das „Hilfswerk Schwester Emmanuelle". Tausende Kinder und Erwachsene werden seit damals im Südsudan und in Ägypten unterstützt. Das Komitee, das die Spendenvergabe koordiniert, tagte kürzlich in Graz.
Von Anna Maria Steiner
„Begonnen hat es im Jahr 1979 mit einem Spendenergebnis von 12.000 Schilling für den Bau eines Brunnens in Kairo“, erzählt Waltraud Liebich. Wenn die pensionierte Lehrerin nach der Geschichte des „Hilfswerks Schwester Emmanuelle“ gefragt wird, schwingt immer auch ein bisschen Stolz in ihrer Stimme mit.
Hilfe in Ägypten, Sudan und Südsudan
Mehr als vier Jahrzehnte später kann das in Graz-Ragnitz gestartete Engagement auf eine lange Erfolgsgeschichte zurückblicken: Ernährungszentren für Kleinkinder und Babys, Brunnenbau, Erste-Hilfe-Kurse für Erwachsene im Südsudan, Schulzentrum, Tagesklinik, Betreuung und Schulung junger Mütter und von Menschen mit Behinderung in der ägyptischen Hauptstadt Kairo. „In den Hilfsprojekten geht es immer um die Unterstützung von Kindern, um Bildungsprojekte und um Zukunftsperspektiven für Frauen“, erzählt Waltraud Liebich, die als Gründungsmitglied seit 43 Jahren beim Hilfswerk Schwester Emmanuelle ist. „Anfangs hab‘ ich nur Schwester Emmis Briefe aus dem Französischen übersetzt“, erzählt die pensionierte Sprachlehrerin. Heute blickt sie auf unzählige Treffen mit der 2008 verstorbenen Ordensfrau, mit deren Nachfolgerin Schwester Sara oder mit Mitgliedern anderer Hilfsorganisationen zurück, die in Belgien, Frankreich, oder in der Schweiz dem Beispiel der Pfarre Graz-Ragnitz gefolgt waren. „Alle zwei Jahre können die Spenderinnen und Spender Projekte auch besuchen“, erzählt sie – zumindest in Kairo, wo Ende der 1960er-Jahre das Wirken von Emmanuelle Cinquin seinen Ursprung nahm.
Kleine Frau mit großer Wirkung
Nicht nur in Österreich weht der Hilfsgeist der zierlichen, aber wortgewaltigen Schwester, und in jedem Hilfswerk entscheidet ein Vorstand über die Geldvergabe. „In Österreich wird die Verwendung der Spenden in einem Komitee entschieden, das bundesländerübergreifend arbeitet“, erzählt Liebich, die nach Lore Bayer die Aufgabe als Hilfswerk-Sprecherin übernommen hat. Die Spendenverwaltung obliegt seit über 30 Jahren der Caritas in Graz. „Die Komitee-Mitglieder kommen aus ganz Österreich, und an den alljährlich im Juni stattfindenden Treffen nimmt meist auch einer der Projektpartner Teil.“ In diesem Jahr war Betram Gordon Kuol, der im Südsudan die Hilfsprojekte leitet, zu Gast.
Ob ihr ein Ereignis besonders in Erinnerung geblieben sei? „Ja, das tut es“, sagt Waltraud Liebich und erzählt, was sich Anfang der 1980er-Jahre im Zuge eines Schwester-Emmi-Besuchs zugetragen hatte. „Schwester Emmanuelle war eine großartige Rednerin. Nach einem ihrer ersten Vorträge kam ein junger Mann zu ihr – in seinen Händen hielt er ein mit etwa 30.000 Schilling gefülltes Kuvert. ‚Eigentlich wollte ich mir damit ein Auto kaufen‘, sagte er, ‚jetzt aber gebe ich das Geld für Ihre Hilfsprojekte.‘“
Das „Hilfswerk Schwester Emmanuelle“ lädt ein: Termin-Vorschau für Herbst 2023: Erinnern, gedenken, weiterwirken: Feierlichkeiten anlässlich des 15. Todestages von Schwester Emmanuelle Cinquin (1908 – 2008) in der Pfarre Ragnitz (Ragnitzstraße 168, 8047 Graz).
Infos unter www.hilfswerk-sr-emmanuelle.at
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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