Vier Träume für Amazonien
Im Apostolischen Schreiben zur Amazonas-Synode hebt der Papst soziale und ökologische Botschaften hervor. Kirchenreformen sind weder angesagt noch abgesagt.
Mit vier Träumen oder Visionen für Amazonien fasst Papst Franziskus in seinem nachsynodalen Schreiben „Querida Amazonia“ (Geliebtes Amazonien) die Synode vom vergangenen Herbst zusammen. Am 12. Februar stellte er mit seinem Schreiben gleichzeitig das Schlussdokument der Synode selbst noch einmal offiziell vor, das durch sein Schreiben nicht ersetzt werden soll. Dort sind auch Vorschläge zu finden, die im Schreiben des Papstes nicht aufgenommen wurden oder nur gestreift werden, wie etwa Ausnahmen von der Zölibatspflicht beim Zugang zum Priesteramt.
Neun lateinamerikanische Länder haben teil an Amazonien. Von vier „Träumen“ für diese Region ließ sich Papst Franziskus inspirieren: „Ich träume von einem Amazonien, das für die Rechte der Ärmsten, der ursprünglichen Völker, der Geringsten kämpft, wo ihre Stimme gehört und ihre Würde gefördert wird. Ich träume von einem Amazonien, das seinen charakteristischen kulturellen Reichtum bewahrt ... Ich träume von einem Amazonien, das die überwältigende Schönheit der Natur, die sein Schmuck ist, eifersüchtig hütet ... Ich träume von christlichen Gemeinschaften, die sich dermaßen einsetzen, dass sie der Kirche neue Gesichter mit amazonischen Zügen schenken.“
Kein neuer Kolonialismus. Mit deutlichen Worten kritisiert Papst Franziskus die fortschreitende Umweltzerstörung im Amazonasgebiet. Verantwortlich dafür, dass Amazonien vor einer „ökologischen Katastrophe“ steht, seien verhängnisvolle Mechanismen einer globalisierten Wirtschaft, die von Konsumismus und Profitstreben bestimmt sei. „Wir dürfen nicht zulassen, dass die Globalisierung zu einer neuen Form des Kolonialismus wird.“ Das Gleichgewicht unseres Planeten hänge auch von der Gesundheit Amazoniens ab.
Verbunden mit der ökologischen ist für den Papst immer die soziale Situation. Die Holz-, Öl- und Bergbauindustrie habe viele indigene Völker vertrieben oder an den Rand gedrängt. Die Folgen seien Migration, Ausbeutung, Armut und neue Formen der Sklaverei. Das koloniale Denken müsse ein für allemal überwunden werden. Netze der Solidarität und Entwicklung seien zu knüpfen.
Kirche mit vielgestaltigem Gesicht. Papst Franziskus ruft auch zu einer stärkeren Verankerung der christlichen Botschaft in der Kultur der Amazonasvölker auf. Er wirbt für eine Kirche mit einem „vielgestaltigen Gesicht“. In der Liturgie könnten auch Elemente der intensiven Naturerfahrung der Indigenen aufgegriffen werden.
Bezogen auf die seelsorgliche Situation im Amazonasgebiet ruft Papst Franziskus zunächst auf, mehr der vorhandenen Priester in dieses Gebiet zu entsenden. Es brauche auch mehr Ständige Diakone, Ordensleute und Laien, die wichtige Aufgaben übernehmen und dafür ausgebildet werden. Eine Kirche mit „amazonischen Gesichtszügen“ erfordere „die stabile Präsenz reifer und mit entsprechenden Vollmachten ausgestatteter Laien-Gemeindeleiter“.
Die Rolle der Frauen sei zu bedanken und zu stärken, aber nicht auf der Zulassung zu Weiheämtern aufzuhängen. Das sei zu kurz gegriffen und würde Frauen „klerikalisieren“. Frauen sollten aber unter öffentlicher Anerkennung und bischöflicher Beauftragung effektive Aufgaben übertragen bekommen und an den wichtigen Entscheidungen beteiligt sein.KATHPRESS / HERBERT MESSNER
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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