Kirche in Not
Verfolgung wächst

Gegen Terror und Verfolgung demonstrieren Christen in Nigeria. Das Hilfswerk „Kirche in Not“ ist die einzige internationale katholische Institution, die regelmäßig die Situation der Religionsfreiheit in 196 Ländern weltweit untersucht und analysiert. | Foto: Kirche in Not
  • Gegen Terror und Verfolgung demonstrieren Christen in Nigeria. Das Hilfswerk „Kirche in Not“ ist die einzige internationale katholische Institution, die regelmäßig die Situation der Religionsfreiheit in 196 Ländern weltweit untersucht und analysiert.
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Religiöse Minderheiten werden in der Corona-Pandemie zu „Sündenböcken“ gemacht und bei Hilfslieferungen benachteiligt.

Die Corona-Pandemie hat die Bedrohung der Religionsfreiheit weltweit noch verstärkt. Das hat der aus Österreich stammende geschäftsführende Präsident der Päpstlichen Stiftung „Kirche in Not“, Thomas Heine-Geldern, bei der Präsentation des neuen Reports „Religionsfreiheit weltweit“ in Berlin beklagt. Religiöse Minderheiten würden in verschiedenen Weltregionen zu „Sündenböcken“ gemacht – je nach Land Christen, Juden oder auch Muslime. In Pakistan etwa würden sie bei Hilfslieferungen aus dem Ausland benachteiligt oder gar ausgeschlossen. Dschihadisten würden Corona als Strafe Gottes für die westliche Dekadenz bezeichnen und frommen Gläubigen Schutz vor Ansteckung oder aber das Paradies versprechen.
Laut Heine-Geldern dokumentiert das Hilfswerk bewusst nicht nur Fälle von Christenverfolgung und -diskriminierung. Denn das Recht auf Religionsfreiheit – oder auch auf Nichtausübung von Religion – komme allen Menschen als grundlegendes Menschenrecht zu. Auch wenn Religion missbraucht werde, Konflikte anzuheizen, wäre es ein „krasser Denkfehler“, zu meinen, ohne Religionen wäre die Welt friedvoller, sagte der 69-jährige Jurist und frühere Wirtschaftsmanager. Diese trügen im Gegenteil oft zur Überbrückung von Gegensätzen bei.
Die internationale Gemeinschaft reagiert nach Einschätzung Heine-Gelderns bislang „zu wenig und zu spät“ auf Gewalt aus Gründen der Religion. Dabei handle es sich um ein wachsendes globales Phänomen; die aktuellen Zahlen gäben Anlass zu „größter Besorgnis“. Die Statistik zeige, dass viele Millionen Menschen weltweit wegen ihres Glaubens unvorstellbares Leid erdulden müssten. „Kirche in Not“ werde sich weiter bemühen, den Betroffenen eine Stimme zu geben.
Die Studie beleuchtet den Zeitraum von August 2018 bis November 2020. Demnach wurde das Menschenrecht der Religionsfreiheit in 62 Ländern schwerwiegend verletzt – fast jedem dritten der untersuchten Staaten. Ihre Einwohner machen zwei Drittel der Weltbevölkerung aus. Seit dem vorigen Bericht sind 24 Staaten neu hinzugekommen. In 30 Ländern wurden Menschen aus Glaubensgründen ermordet. In jedem fünften Land mussten Menschen, die ihre Religionsgemeinschaft verlassen, mit massiven rechtlichen oder sozialen Konsequenzen rechnen.
Inzwischen rückt auch der Westen in den Fokus von „Kirche in Not“. In einigen OSZE-Ländern werde etwa das Recht von in Gesundheitsberufen Tätigen, die Mitwirkung an Abtreibungen oder Sterbehilfe aus religiösen Gründen zu verweigern, nicht mehr ausreichend gesetzlich geschützt. Auch in Deutschland gebe es religionsfeindliche Straftaten, berichtete der Regierungsbeauftragte Markus Grübel. Zudem werde die Religionsfreiheit etwa mit Blick auf die Beschneidung von Jungen, das Schächten und das Glockenläuten zu Gottesdiensten in Frage gestellt. Der Berliner Erzbischof Heiner Koch erinnerte an den bitteren Satz von Papst Franziskus im Irak, wonach Verfolgung „das tägliche Brot“ vieler Christen sei. Die weltgrößte Glaubensgemeinschaft sei zugleich auch die meistverfolgte. Koch plädierte für Religionsdialog als Instrument des Friedens zwischen Menschen, die letztlich „Geschwister“ seien.

Kathpress

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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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