250 Jahre Pastoraltheologie, Universität Wien
Um 180 Grad gedreht
Seit 250 Jahren wird in Wien Pastoraltheologie gelehrt.
Ein Festakt blickte auf Veränderungen und Zukunftsperspektiven.
Hoffnung für eine taumelnde Welt solle die Pastoraltheologie schöpfen. Dafür plädierte Prof. Regina Polak beim Festakt zum 250. Geburtstag der Pastoraltheologie an der Universität Wien am 25./26. November. In der gegenwärtigen Zeitenwende, wo Gewissheiten bröckeln und Unsicherheit zum bestimmenden Lebensgefühl würden, sei Hoffnung Mangelware. Da könne der biblische Glaube zu einem Resilienz- und Hoffnungsfaktor werden.
Der Inhaber des Wiener Lehrstuhls für Pastoraltheologie, der aus der Steiermark stammende Prof. Johann Pock, zeigte die wechselvolle Geschichte des Faches auf – von einer praktischen Ausbildungsdisziplin für Priester bis hin zur „Kairologie“, einem von seinem Vorgänger Paul M. Zulehner geprägten Begriff. Heute gelte es, das Fach abermals weiterzuentwickeln, betonte Pock: „Pastoraltheologie ist keine Zukunftswissenschaft, keine Trendforschung, sondern Mitarbeiterin an einer guten Zukunft für die Menschen.“ Auf Basis einer theologischen Gegenwartsanalyse sollen Optionen und Visionen sichtbar werden, um die Gegenwart in eine gute Zukunft zu transformieren“.
Die pastoraltheologische Forschung und Lehre an der Universität Wien habe sich in den letzten 50 Jahren nach einer 200 Jahre langen Fokussierung auf die Sakramentenpastoral „ausgeweitet auf die Verantwortung für ein gelingendes gemeinsames Leben der Menschen in Kirche und Welt“. Pastoraltheologie sei schon lange keine Anwendungswissenschaft der Theologie mehr, sondern verstehe sich als „Handlungswissenschaft, die sich in die Praxis von Kirche und Welt hineinbegibt“. Entsprechend breit sei das Fach inhaltlich und methodisch aufgestellt.
Aber schon die Einführung der Pastoraltheologie vor 250 Jahren sei durchaus „innovativ“ gewesen. Maßgeblich für die Studienordnung des neuen Faches, die 1774 von Kaiserin Maria Theresia in Kraft gesetzt wurde, war Abt Franz Stephan Rautenstrauch. Er habe den Graben zwischen der theoretischen theologischen Ausbildung und der Praxis der Priester in den Pfarren festgestellt und versucht, den Bezug zur Praxis bereits im Studium selbst zu thematisieren. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil habe sich das Fach dann massiv verändert: Ausgangspunkt seien jetzt die Fragen und Erfahrungen der Menschen, die in das Gespräch mit der christlichen Tradition zu bringen seien: „Im Prinzip hat sich damit die Richtung um 180 Grad gedreht.“
Heute reichten die Themen von der Veränderung kirchlicher Strukturen – Stichworte „Weltsynode“ und „arme Kirche der Armen“ – über eine ökumenisch und interreligiös geweitete Perspektive hin zu gesellschaftlich relevanten Themen wie Migration, Antisemitismus oder Klimagerechtigkeit.
Quelle: Kathpress
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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