Theologische Fakultät
Stark machen und schwach sein?

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Antrittsvorlesung des Pastoraltheologen Bernd Hillebrand.

Er ist in Graz angekommen, erklärt der seit März 2023 an der Katholisch-Theologischen Fakultät wirkende Professor für Pastoraltheologie, Bernd Hillebrand. „Vielleicht auch besonders deshalb, weil die österreichische Mentalität mit der süddeutschen durchaus kompatibel ist“, fügt der aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart stammende Priester hinzu.

Am 12. April hielt er seine Antrittsvorlesung. „... wenn ich schwach bin, dann bin ich stark“ – mit diesem Bibelvers (2 Kor 12,10) überschrieb er seinen Vortrag zum Thema „Das Paradox einer schwachen Beziehung als pastorale Orientierung“.

Schwäche – nur ein Trick? Mit Beispielen bot er einen Einstieg in die Thematik der Schwäche: Einerseits aus seiner Zeit als Jugendpfarrer und Hochschulseelsorger, wo aus einer „schwachen“, freigebenden Haltung selbstständig „großartige Solidaritätsprojekte, aber auch Trinkpartys“ entstanden waren. Eine weitere Inspiration bot ihm der steirische Unternehmer Klaus Purkarthofer aus Fernitz, der die Firmenstruktur seiner Eisproduktion radikal umgestaltete und Solidarität im Team groß schreibt. Das ging so weit, dass die MitarbeiterInnen entschieden, was der Chef verdienen soll. „Steckt hinter dieser Erfahrung das Paradox einer schwachen Beziehung, oder ist sie am Ende nur ein Trick?“, fragte Hillebrand und zerlegt das Thema in seine Bestandteile.

„Beziehungskonstellationen sind nie machtfrei, und es ist deshalb notwendig, über schwache und starke Beziehungen nachzudenken“, hält Hillebrand fest. In Christus sieht er, mit dem Philosophen Gianni Vatimo gesprochen, die Abwendung von „starken“ Strukturen und die erste Hinwendung zu „schwachen“ Prinzipien: „In der Kenosis Gottes, der erlösenden Hingabe des Christus, offenbart sich ein ,schwacher‘ Gott der selbstlosen Liebe.“

Abschließend formuliert er drei pastorale Haltungen: die Demut, das Lernen und die bedingungslose Anerkennung. Was das für die Praxis heißt? Kirche solle da sein, Präsenz nicht aufgeben, eigene Räume zur Verfügung stellen: „Gemeindehäuser, Kirchen und Gärten stehen den Menschen als Begegnungsorte und diakonische Nutzungsräume zur Verfügung.“ Ämter hätten nicht mehr Kontrollfunktion, „sondern handeln aus der Sorge für alle, immer gratis, nie umsonst, aber ohne Rendite.“

„Für mich steckt hinter dem Paradox einer schwachen Beziehung die Ermutigung, andere stark zu machen und selbst schwach sein zu dürfen. Beides setzt die Erfahrung voraus, selbst bedingungslos anerkannt zu sein.“ Als Beispiel, wer diese Haltung lebe, nannte er die Arbeiterpriester.

Zuletzt blieb noch eine Frage offen: „Wie wäre es, wenn ich meinen Gehalt nicht mit dem Rektor, sondern mit meinem Institut verhandelt hätte?“

Katharina Grager

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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