So verzeihen können
Gewalt und der lange Weg der Versöhnung.
Einen Text aus der vierzehnten Station des Kreuzwegs im Kolosseum in Rom griff Jesuitenpater Toni Witwer auf, als er im Grazer Quartier Leech kürzlich über „Erfahrung von Gewalt – der lange Weg zu Frieden und Versöhnung“ referierte. Eingeladen hatte ihn das Forum Glaube-Wissenschaft-Kunst. Bei dieser Kreuzwegstation hatten junge Frauen aus dem südlichen Afrika erzählt:
„Es war ein Freitagabend, als die Rebellen unser Dorf überfielen und so viele Geiseln nahmen, wie sie konnten. Sie deportierten alle, die sie fanden, und beluden uns mit ihren Beutegütern. Unterwegs töteten sie viele Männer mit Schusswaffen oder Messern. Die Frauen brachten sie in einen Park. Jeden Tag wurden wir an Leib und Seele misshandelt. Wir wurden unserer Kleider und unserer Würde beraubt und lebten nackt, sodass wir nicht weglaufen konnten. Eines Tages, als man uns zum Wasserholen an den Fluss schickte, gelang es uns aufgrund einer glücklichen Fügung zu entkommen. Unsere Provinz ist noch heute ein Ort der Tränen und des Schmerzes.
Als der Papst in unseren Kontinent kam, haben wir die Kleider der bewaffneten Männer, die uns immer noch Angst machen, unter dem Kreuz Jesu abgelegt. Im Namen Jesu verzeihen wir ihnen alles, was sie uns angetan haben. Wir bitten den Herrn um die Gnade eines friedlichen und menschlichen Zusammenlebens. Wir wissen und glauben, dass das Grab nicht die letzte Ruhestätte ist, sondern dass wir alle zu neuem Leben im himmlischen Jerusalem berufen sind.“
Das Vertrauen in Jesus Christus, so P. Witwer, kann uns zu ähnlicher Liebe und Gewaltlosigkeit befähigen und uns zu Zeuginnen und Zeugen seiner verzeihenden Liebe machen. Nicht aus eigener Kraft schaffen wir das, sondern mit seiner Hilfe.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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