Klimaschutz
Neuer Verantwortungssinn
Papst Franziskus traf US-Präsident Biden, appelliert an politische Entscheider, Lösungen für die ökologische Krise zu finden, und sieht junge Klimaschützer als Vorbilder.
Papst Franziskus und US-Präsident Joe Biden tauschten sich vor dem G20-Gipfel in Rom über die anhaltende Corona-Pandemie und die weltweite Klimakrise aus. Wie das Weiße Haus mitteilte, dankte der katholische Politiker dem Papst für dessen vielfältiges Engagement. „Sie sind der wichtigste Kämpfer für den Frieden, den ich je getroffen habe“, wandte sich Biden am Ende der Begegnung im Apostolischen Palast an Franziskus. Die Audienz dauerte mit rund 90 Minuten ungewöhnlich lange. Das G20-Treffen ist dieses Jahr sozusagen die Vorbereitung auf die UN-Klimakonferenz 2021.
Appell an Klimakonferenz
Vor einer „unbewohnbaren Welt“ warnte Papst Franziskus in einer an den Klimagipfel gerichteten TV-Ansprache. Wider Erwarten reiste Franziskus nicht selbst zur diesjährigen Klimakonferenz, die vom 31. Oktober bis 12. November in Glasgow abgehalten wird. Stattdessen nimmt eine vatikanische Delegation teil. Bei der Zusammenkunft soll über die weitere Umsetzung des Klimaabkommens von Paris beraten werden. Das am 12. Dezember 2015 abgeschlossene Abkommen sieht vor, den Anstieg der globalen Durchschnitts-temperatur im Vergleich zum vorindustriellen Niveau auf unter 2 Grad, nach Möglichkeit auf unter 1,5 Grad, zu begrenzen. Dies soll durch weniger Ausstoß von CO2 und anderen klimaschädlichen Gasen geschehen.
„Wir finden uns zunehmend geschwächt und ängstlich wieder, gefangen in einer Folge von Krisen im Gesundheitsbereich, der Umwelt, bei der Ernährungssituation und in der Wirtschaft, ganz zu schweigen von sozialen, humanitären und ethischen Krisen“, sagt Franziskus in seiner TV-Ansprache. „All diese Krisen sind tief miteinander verbunden.“ Und sie erforderten radikale Entscheidungen, die nicht immer einfach seien, fügte er hinzu. Notwendig sei ein gemeinsamer neuer Verantwortungssinn für die Welt. „Wir alle wissen, wir kommen aus einer Krise nie allein ohne andere heraus“, mahnte der Papst. Die politischen Entscheider beim Klimagipfel seien dringend aufgerufen, Antworten auf die ökologische Krise zu finden und der künftigen Generation Hoffnung zu spenden. Zugleich müsse immer wieder betont werden: Jeder Einzelne kann beitragen zum Kampf gegen den Klimawandel und die Zerstörung des gemeinsamen Hauses.
Dem Beispiel junger Klimaschützer folgen
Im Vorwort zum Buch „Laudato si‘ Reader“, das der Vatikan anlässlich des Klimagipfels veröffentlichte, rief Franziskus die Erwachsenen dazu auf, dem Beispiel von Kindern und Jugendlichen zu folgen: „Die jüngste Vergangenheit hat uns gezeigt, dass es vor allem unsere Kinder sind, die das Ausmaß und die Tragweite der gesellschaftlichen Herausforderungen, insbesondere der Klimakrise, verstanden haben. Wir müssen ihnen mit offenem Herzen zuhören und ihrem Beispiel folgen, denn sie sind trotz ihres Alters weise.“
Dankbar zeigte sich der Papst dafür, dass seit dem Erscheinen seiner Umwelt- und Sozialenzyklika Laudato si zahlreiche Religionsführer sich im Einsatz zum Schutz der Schöpfung zusammengefunden haben. Dabei nannte er unter anderem den Brief der Rabbiner zur Klimakrise, die islamische Erklärung über den globalen Klimawandel, die buddhistische Erklärung zum Klimawandel an die Weltführer sowie die „Bhumi Devi Ki Jai“, ein Dokument von Hindus.
Kathpress
Buch: „Laudato si‘ Reader“
Das e-Book „Laudato si‘ Reader“, mit Vorwort von Papst Franziskus, wurde im Vatikanverlag LEV anlässlich des Klimagipfels veröffentlich.
Ab 12.11. soll es gratis auf www.humandevelopment.va zum Herunterladen bereitstehen.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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