Brasilien
Morde an Indigenen nehmen zu
Gewaltsame Landkonflikte steigen unter Präsident Bolsonaro an.
Im vergangenen Jahr sind in Brasilien 182 Indigene ermordet worden, ein Anstieg um 61 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dies berichtet der katholische Indigenenrat „Cimi“ in seinem Jahresbericht 2020 zur Gewalt gegen indigene Völker in Brasilien. Im Jahr 2019 waren es 113 Morde gewesen. Auch bei den gewaltsamen Landkonflikten wurde ein Anstieg registriert. Cimi macht die Regierung von Präsident Jair Bolsonaro für die Zunahme der Gewalt verantwortlich.
Bolsonaro habe bereits in der Wahlkampagne 2018 erklärt, die von der Verfassung garantierte Landvergabe an die Indigenen zu stoppen. Von den 1299 Indigenengebieten Brasiliens warten laut Cimi 832 immer noch auf ihre vollständige Legalisierung. In 536 Fällen habe der Staat bisher nichts unternommen, obwohl die Legalisierung der Gebiete laut Verfassung bis 1993 hätte erfolgen müssen. Derzeit berät der Kongress über Projekte zur Reduzierung der indigenen Landrechte.
Goldsucher, Holzhändler, illegale Fischer und Farmer würden für unerlaubtes Eindringen und die Besitznahme von Land, illegale Förderung von Rohstoffen oder unerlaubte Jagd nicht bestraft. Die Zahl dieser Fälle steigt seit dem Amtsantritt Bolsonaros im Jänner 2019 stetig an. Während im Jahr 2018 noch 111 solche Vorkommnisse registriert wurden, waren es 2019 bereits 256 Fälle, im Jahr 2020 sogar 263.
Die Zahl der gewaltsamen Konflikte um Landrechte stieg laut Cimi um 174 Prozent. Die meisten Morde an Indigenen verzeichnet der nördlichste Gliedstaat Roraima mit 66 Fällen. Dort sollen sich allein im Indigenengebiet der Yanomami rund 20.000 illegale Goldsucher aufhalten.
Cimi kritisiert zudem die Politik der Regierung während der Pandemie. So seien die indigenen Völker nicht ausreichend vor der Verbreitung des Coronavirus geschützt worden. Dieses wurde besonders durch illegale Aktivitäten in den Indigenengebieten verbreitet. Im Jahr 2020 sollen sich laut Cimi 43.000 Indigene mit dem Virus infiziert haben, rund 900 starben daran.
Kathpress
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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