Kirche Steiermark
Miteinander in Europa - Zur Hoffnung berufen

Mehr als 200 VertreterInnen des christlichen Netzwerkes "Miteinander für Europa" tagten in Seggau. | Foto: Gerd Neuhold - Sonntagsblatt für Steiermark
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Hoffnung inmitten von Erschütterungen
Trägerkreistreffen Miteinander für Europa (MfE) "Zur Hoffnung berufen"

Vom 31. Oktober bis 2. November versammelten sich mehr als 200 VertreterInnen des christlichen Netzwerkes "Miteinander für Europa" in der Diözese Graz-Seckau (Österreich). Sie waren aus 19 europäischen Ländern gekommen und gehören zu 52 Bewegungen, Gemeinschaften und Organisationen.

Unter dem vielversprechenden Titel „Zur Hoffnung berufen“ waren die Delegierten zu Gast im Schloss Seggau in der Diözese Graz-Seckau zu ihrem jährlichen Treffen. Die im Netzwerk vertretenen mehr als 300 christliche Kirchen, Bewegungen und Organisationen in West- und Osteuropa zeigen gemeinsam, dass es Hoffnung auch abseits von Kriegen und Krisen gibt. „Hoffnung bringen in diesen schwierigen Zeiten ist unser Auftrag und unsere zentrale Botschaft“, so eine junge Frau aus Albanien.

Teilnehmer
Die Teilnehmer kamen aus Kirche und Politik (orthodoxe Christen, Katholiken, Protestanten, Reformierte und Mitglieder von Freikirchen), es waren geistliche Würdenträger und Laien, unter ihnen u.a. Bischof Wilhelm Krautwaschl der Diözese Graz-Seckau, Bischof Joszef Pál der Diözese Timisoara (Rumänien), der Co-Präsident der internationalen Fokolar-Bewegung, Jesús Moran (Italien), Reinhardt Schink, Vorstand der Deutschen Evangelischen Allianz, Markus Marosch, Runder Tisch Österreich, Márk Aurél Érszegi Aussenministerium Ungarn sowie die früheren Regierungschefs von Slowenien, Lojze Peterle, und der Slowakei, Eduard Heger. Auch eine Delegation der IAO (Interparliamentary Assembly on Orthodoxie) mit dem Generalsekretär Maximos Charakopoulos (Griechenland) und Advisor IAO Kostantinos Mygdalis nahm am Treffen teil.

Programm
Im Schloss Seggau standen immer wieder Gespräche, Lebenszeugnisse und Arbeitsgruppen im Mittelpunkt. Nach dem Trägerkreistreffen 2023 in Timisoara mit dem Titel „Zur Einheit berufen“ spürten die Teilnehmer 2024 in Graz ganz neu, dass im Miteinander ihrer verschiedenen Charismen und Kirchen viele Gnadengaben und eine Hoffnung für das krisengeschüttelte Europa liegt. Auf den Tag genau (31.10.1999 - 31.10.2024) feierte das MfE sein 25jähriges Bestehen und Gerhard Pross (CVJM Esslingen), als Zeitzeuge und Moderator des MfE, zeigte, in seinem Eingangsreferat die vielen Gnadenmomente dieser Jahre auf. Am Freitagmorgen standen drei Impulse im Mittelpunkt. Thomas Römer (CVJM München): „Wir möchten uns zur Verfügung stellen, dass Jesus auch durch uns Europa segnet. Er gibt uns als Christen den Schlüssel der Versöhnung in die Hand, wir setzen nicht auf Macht, wir setzten auf die Kraft der Liebe, zu der uns Jesus ruft.“ Jesùs Moran (Fokolar-Bewegung) erläuterte: „Das Miteinander, von dem wir hier sprechen, ist nicht ein Miteinander im Sinne einer Union. Im Gegensatz zur Union betrachtet die Einheit die Beteiligten als Personen. Ihr Ziel ist die Gemeinschaft….Die Einheit verwandelt die Betroffenen, weil sie sie in ihrem Wesen erreicht, ohne ihre Individualität anzugreifen. Einheit ist mehr als gemeinsames Engagement: Sie ist das Einssein im Engagement. Während in der Union die Vielfalt eine Quelle des Konflikts ist, ist sie in der Einheit ein Unterpfand des Reichtums.

Foto: Gerd Neuhold - Sonntagsblatt für Steiermark

Die Einheit bezieht sich letztlich auf etwas, das jenseits der Beteiligten liegt, das sie übersteigt und deshalb nicht gemacht, sondern als Geschenk empfangen wird.“ Und weiter: „Die Einheit gründet sich auf das Kreuz und die Verlassenheit des Sohnes, schenkt uns aber die Auferstehung.“ Weiter unterstrich Moran, dass Europa empfänglich sei für das Charisma von MfE. Dies zeige z.B. die Zusammenarbeit für „Ostern gemeinsam 2025“, dem Jubiläum „1700 Jahre des Konzils von Nizäa“ und der „Agenda 2033“. P. Raffael Rieger (Schönstattbewegung) betonte: „Es braucht die verschiedenen Gemeinschaften, damit die Menschen in ihrer Verschiedenheit «Heimat» finden und sich entfalten können.“ Die Zusammenarbeit der Gemeinschaften für die 7 JA (zu u.a. Familie, Schöpfung, Solidarität mit den Armen, Frieden, einer gerechten Wirtschaft) gäbe dann ein Zeichen der Einheit und Hoffnung für Gesellschaft und Umwelt.

Alle Anwesenden erneuerten am Abend feierlich das Bündnis der gegenseitigen Liebe, Basis des gemeinsamen Engagements und der gemeinsamen Arbeit: „Jesus, wir wollen einander lieben, wie Du uns geliebt hast“ beteten die Anwesenden miteinander in vier Sprachen. „Wir setzen den gemeinsamen Weg im vollen Vertrauen fort, dass der Heilige Geist uns auch weiterhin leitet. Wir folgen ihm, wohin Er uns führt“ formulierte es ein Vertreter des Netzwerkes.

Am letzten Tag öffnete sich das Trägerkreistreffen auf Interessierte in der Bevölkerung, unter ihnen auch Siegfried Nagl (Bürgermeister von Graz 2003-2021), der besonders während seiner Amtszeit die Arbeit von MfE aktiv unterstützte. Wie kommen wir aus der herrschenden Polarisierung in ein Miteinander? Mit dieser Frage beschäftigte sich die Podiumsdiskussion mit Bischof Krautwaschl, Alojz Peterle, Edward Heger und der Wiener Universitätsprofessorin Ingeborg Gerda Gabriel. Christen müssten ihre eigene Identität mehr zur Sprache bringen, respektvoll aber selbstbewusst und kompetent. „Auch Worte sind Taten“. Gleichzeitig sei ein „Abrüsten“ der Worte notwendig und Zuhören gefragt. Angesichts häufig leerer Rhetorik und Fake News benötige es Kraft, um auf wesentliche Themen fokussiert zu bleiben (z.B. Gott, Gerechtigkeit) und ggf. Widerstand zu ertragen, um so immer wieder aus der Polarisierung in ein Miteinander kommen zu können.

Am Ende des Treffens unterstrich Gerhard Pross noch einmal das Charisma des Netzwerkes: Berufen zur Hoffnung, berufen zur Einheit. Ein Teilnehmer fasste seine Erfahrung wie folgt zusammen: „Angesichts der aktuellen Situation in Europa kam ich hier entmutigt und bedrückt an. Aber diese Tage haben mich mit neuem Mut und neuer Hoffnung erfüllt.“ Für 2027 hat das Netzwerk eine Großveranstaltung ins Auge gefasst, um gemeinsam an Europa ein kraftvolles Zeichen der Einheit und Hoffnung zu geben.

Der „Ökumenische Spaziergang“ am Nachmittag durch Graz schloss das Treffen ab. Er führte auch an dem Gedenkstein vorbei, der 2017 im Zuge von 500 Jahre Reformation aufgestellt wurde. Die eingemeißelten Worte „gegeneinander, nebeneinander, miteinander“, verweisen auf den Weg, der von einer anfänglich getrennten Vergangenheit hin zu einer gemeinsamen Zukunft führt. MfE ist dahin unterwegs.

TOGETHER FOR EUROPE

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Foto: Gerd Neuhold - Sonntagsblatt für Steiermark
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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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