Ökumenische Tagung in Graz
Miteinander für Europa
Wie kann es nach Corona mit Europa weitergehen? Tagung im Grazer Rathaus stellt den Dialog ins Zentrum.
Auf Einladung von „together4europe“, einer ökumenischen Initiative von 300 christlichen Gemeinschaften, zeigte die Theologin Petra Steinmair-Pösel vom Institut für Sozialethik der Katholisch-Theologischen Fakultät Wien am 8. Mai bei einer Tagung im Grazer Rathaus mögliche Strategien für ein Zusammenleben in der Zeit nach der Corona-Pandemie auf. Die Tagung, zu der Bürgermeister Siegfried Nagl begrüßte und an der auch Bischof Wilhelm Krautwaschl und Superintendent Wolfgang Rehner teilnahmen, wurde vorwiegend online abgehalten.
Für Steinmair-Pösel lautet die Schlüsselfrage: Wie kann es gelingen, solidarisch und friedvoll zusammenzuleben – und das mit all den bestehenden Unterschieden und trotz aller historischen Traumata? Bei ihrer Antwort lehnte sich die Theologin an den Dreischritt „Sehen – Urteilen – Handeln“ des belgischen Kardinals und Pioniers der Arbeiterjugendseelsorge Joseph Cardijn (1882–1967) an.
Durch das unsichere wirtschaftliche Umfeld, aber auch durch das „social distancing“ hätten die Ängste in der Gesellschaft zugenommen – und damit auch das Benennen von Sündenböcken oder das Hochziehen von Grenzen und Schutzmechanismen. Die Antwort darauf könne nur der Dialog sein. Dabei verwies Steinmair-Pösel wiederholt auf Papst Franziskus. Für den Papst ist es notwendig, die Strukturen der eigenen Identität zu verlassen und zur Begegnung hinauszugehen. „Ein Europa, das nur innerhalb der geschlossenen Zugehörigkeitsgruppen dialogisiert, bleibt auf halbem Weg stehen“, warnte Franziskus.
Dialog gehe, so die Referentin, weit über das Beobachten hinaus. Dazu gehöre auch, die eigene Sichtweise zu ändern oder zu ergänzen und einen reflektierten Standpunkt zu haben.
Der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl dankte an diesem „Europatag“ den Christinnen und Christen für ihr starkes Bekenntnis zu Europa, ihr Bemühen um Dialog und ihr Bemühen um die Ökumene. Einen „ökumenischen Geist“ mit Wissen um den Reichtum der Vielfalt und gegenseitiger Wertschätzung brauche auch die Politik.
Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl appellierte, „dass wir die Menschen um uns herum und in ganz Europa, ja der Welt immer mehr als Personen sehen, die gleichsam zu einer Familie gehören“. Nicht als Konkurrenten, sondern mit Zuneigung sollten wir einander begegnen. „Ja: Leben wir Dialog, leben wir eine Spiritualität der Geschwisterlichkeit!“
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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