Weltkirche
Mit neuem Verständnis
Segnungen von Wiederverheirateten oder gleichgeschlechtlichen Personen sind nun in der römisch-katholischen Kirche möglich.
Mit der Grundsatzerklärung „Fiducia supplicans“ (Flehendes Vertrauen) hat das Vatikanische Glaubensdikasterium Segnungen für homosexuelle Paare oder Wiederverheiratete für möglich erklärt. Damit ändere sich die kirchliche Auffassung vom Ehesakrament nicht, die die Ehe als Gemeinschaft von Mann und Frau sieht. Deswegen sollen solche Segnungen nicht in einem Gottesdienst erfolgen und auch nicht rituell festgelegt werden. Es soll dabei auf die jeweilige Situation eingegangen werden.
In der Erklärung betont Kardinal Victor Fernandez, der Präfekt der Glaubensbehörde, die Kirche habe ihr Vreständnis vom Segen im Licht der seelsorgerlichen Ideale von Papst Franziskus erweitert. Wer einen Segen erbitte, zeige, „dass er der heilbringenden Gegenwart Gottes in seiner Geschichte bedarf“.
Die nach einer noch vor zwei Jahren völlig gegenteiligen Stellungnahme aus dem Vatikan nun überraschend kommende Erklärung wurde von Österreichs Bischöfen begrüßt. „Wer um den Segen bittet, zeigt, dass sie oder er oder beide die heilbringende Gegenwart Gottes brauchen, und dieser Segen darf nicht verweigert werden“, äußerte sich dazu Bischof Wilhelm Krautwaschl. Dieser Weg der seelsorglichen Begleitung sei eine Weiterführung des päpstlichen Schreibens „Amoris laetitia“ nach der Familiensynode.
Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner betonte, die Österreichische Bischofskonferenz habe ich schon seit längerem bemüht, einen gangbaren Weg der Begleitung für solche Menschen zu finden. Bei klarer Unterscheidung vom Ehesakrament wolle die Kirche Paaren, die in Treue und Liebe und gegenseitiger Hilfe zusammenstehen, „Gutes im Namen Gottes zusprechen“. Er glaube, dass die Kirche erkennt, „dass eine Beziehung zwischen zwei des gleichen Geschlechts nicht ganz ohne Wahrheit ist. Da wird Liebe, da wird Treue, da wird auch Not miteinander geteilt und in Treue gelebt. Das soll man auch anerkennen.“
Als „wichtigen Schritt für eine offene Kirche“ hat der Kärntner Bischof Josef Marketz die römische Erklärung bezeichnet, die von Papst Franziskus ausdücklich gebilligt wurde. Nachdem das Vatikanische Nein vor zwei Jahren viele enttäuscht und verletzt habe, sei das jetzige Schreiben geprägt vom „liebevollen Hinsehen auf die Situation der Menschen sowie deren Sehnsucht und Wunsch nach Segen, damit ihr Leben unter dem liebevollen Blick Gottes gut oder noch besser gelingen kann“.
Erfreulich findet die Neubewertung auch der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler: „Segen ist nicht die Erteilung eines TÜV-Zertifikates nach erfolgter moralischer Prüfung“, sondern Ermutigung zum Leben und Bitte um Gottes Hilfe.
KATHPRESS
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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