Mit einem offenen Horizont
Papst Franziskus blickt auf seine bisher zehnjährige Amtszeit zurück und erzählt, wovon er sich nicht den Schlaf rauben lässt. Bischof Krautwaschl würdigt sein Wirken.
Papst Franziskus (86) hat nach zehn Jahren im Amt noch Pläne und Träume. Er wolle „Türen öffnen und Wege gehen“, sagte er der argentinischen Zeitung „La Nacion“. In der Leitungszentrale der Kirche spüre er den „Wind der Reform“. Aber es gebe „noch immer viel zu tun“, so der Argentinier, der am 13. März 2013 zum Papst gewählt worden war. Starke Kniebeschwerden nährten zuletzt Spekulationen über einen Rücktritt, den Franziskus nicht ausschließt. Doch er erklärte kürzlich: Rücktritte von Päpsten sollen nicht zu einer „Mode“ werden.
Was ihn in der bisherigen Amtszeit froh gemacht habe, sei alles, was mit Vergebung und Verständnis für die Menschen zu tun habe. Er wolle „allen einen Platz in der Kirche geben“, sagte Franziskus. Als persönlichen Fehler nannte er „ein bisschen Ungeduld“. „Wenn man die Ruhe verliert, rutscht man aus und macht Fehler“, sagte der Papst. Dies sei ihm „mehr als einmal“ passiert, auch wenn es nicht in der Zeitung gestanden habe.
Die katholische Kirche in 20 Jahren stelle er sich „pastoraler, gerechter, offener“ vor. Die Geschichte verändere Situationen und die Wege der christlichen Verkündigung, sagte der Papst. „Mir geht es darum, immer einen offenen Horizont zu haben und das Heute zu leben.“ Die zehn Jahre an der Spitze der Kirche seien „schnell vergangen, wie mein ganzes Leben“. Seine eigene Schulzeit komme ihm vor „wie gestern“.
Zur Frage nach internen Gegnern sagte Franziskus, Widerstand werde es „immer und überall geben – gegen jeden Fortschritt, jede Veränderung“. Auch Jesus habe Widerstand erlebt. Die Kirche sei „kein Orchester, in dem alle den gleichen Part spielen“. Schwierigkeiten hätten ihn in den vergangenen zehn Jahren nie um den Schlaf gebracht.
Viele Würdigungen zum Jubiläum
Argentiniens Präsident Alberto Fernandez sieht in Papst Franziskus den „größten moralischen und ethischen Anführer, den die Welt hat“. Seine Sensibilität berühre die Menschen und nehme sie mit, so der Politiker.
Als „Papst der Weltkirche“, dessen Akzente und Vorstellungen bereits vom ersten Tag an zu bemerken waren, würdigt Kardinal Christoph Schönborn Papst Franziskus. Besonders seine „Einfachheit“, etwa bei der Wahl seiner Kleidung oder des Wohnorts, mache Franziskus zu einem Pontifex „ohne das ganze Drumherum, das sonst bei Päpsten oft prägend war“, so Schönborn.
Papst Franziskus habe „den entscheidenden Impuls gesetzt, dass wir alle versuchen, aufmerksam zuzuhören, vorurteilsfrei mit-einander zu reden, verschiedene Standpunkte zu sehen und diese auch zuzulassen“, würdigt Bischof Wilhelm Krautwaschl den Einsatz von Franziskus für eine synodale Kirche.
Ein weiterer Meilenstein des bisherigen Pontifikats von Franziskus sei seine Enzyklika Laudato si. „Kaum zuvor hat ein päpstliches Schreiben so tief in die Bevölkerung hineingewirkt. Viele sehen das Werk als Impuls für die Umwelt, aber es geht noch viel weiter. Es geht um soziale Gerechtigkeit, um faire, gute Lebenschancen für alle“, so Krautwaschl.
Persönlich fügt der steirische Bischof hinzu: „Ich bin dem Papst bisher mehrmals persönlich begegnet und fand seine Herzlichkeit und Spontaneität beeindruckend und berührend. Ich wünsche Papst Franziskus die Kraft, seinen Weg nachdrücklich weiterzugehen, und den Geist, weiterhin etwas bewegen zu können zum Guten für alle Menschen.“
Kathpress
Papst Franziskus in Zahlen
In seiner bisher zehnjährigen Amtszeit hat Franziskus knapp 60 verschiedene Länder bereist. Er sprach 899 Menschen heilig und 1443 selig. Er ist das geistliche Oberhaupt von knapp 1,4 Milliarden Katholikinnen und Katholiken weltweit.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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