Kein Schlussstrich

Waldraut Klasnic - Die Unabhängige Opferschutzkommission sorgt seit zehn Jahren für Aufklärung und Hilfe bei Fällen von Missbrauch und Gewalt. | Foto: Rupprecht
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Die Unabhängige Opferschutzkommission sorgt seit zehn
Jahren für Aufklärung und Hilfe bei Fällen von Missbrauch und Gewalt.


Waltraud Klasnic: „Missbrauch und Gewalt gehören zu den verabscheuungswürdigsten Verbrechen und können Seelen von Kindern und jungen Menschen lebenslänglich beschädigen und zerstören.“ Es sei eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung, solchen Vorfällen entgegenzuwirken. Die UOK arbeite völlig unabhängig. „Jeder Mensch ist uns wichtig.“ Foto: Rupprecht

In den zehn Jahren ihres Bestehens konnte die Unabhängige Opferschutzkommission (UOK) für 2305 Betroffene von Missbrauch und Gewalt im Bereich der katholischen Kirche in Österreich finanzielle und therapeutische Hilfeleistung im Wert von 30,7 Millionen Euro zuerkennen. Diese Zwischenbilanz über die zehnjährige Tätigkeit der am
26. April 2010 ins Leben gerufenen Kommission zogen Opferschutzanwältin Waltraud Klasnic und UOK-Koordinator Herwig Hösele.
Klasnic wörtlich: „Hinter den Entscheidungen stehen zutiefst betroffen machende Schicksale und meist schreiendes Unrecht, das nie wieder gut gemacht werden kann. Aber es sollen wenigstens Gesten der späten Anerkennung der Menschenwürde der Betroffenen sein. Nach Jahrzehnten des Vertuschens, Verschweigens und Verdrängens ist es in den letzten zehn Jahren zu wichtigen Schritten der Zuwendung an die Betroffenen, Aufklärung und Aufarbeitung gekommen. Es kann und darf aber keinen Schlussstrich geben. Opferhilfe, Prävention und Bewusstseinsbildung müssen künftig Priorität ha-
ben.“
Bald nach Aufbrechen der Mauer des Schweigens im kirchlichen Bereich im Frühjahr 2010 war öffentlich deutlich geworden, dass Missbrauch und Gewalt in früheren Jahrzehnten auch in vielen staatlichen und privaten Institutionen, begünstigt durch geschlossene Strukturen und unterdrückte Kinderrechte, ausgeübt wurden. Zahlreiche österreichische Gebietskörperschaften übernahmen daraufhin das von der UOK entwickelte „Modell“, das vielfach auch international Anerkennung fand.

Insgesamt wurden 2496 Betroffenen-Meldungen der Kommission vorgelegt. 2305, also 92,35 % der Entscheidungen, waren positiv. 65 % der Betroffenen, die sich gemeldet haben, sind Männer, 35 % Frauen. Die allergrößte Zahl der gemeldeten Vorfälle liegt Jahrzehnte zurück.

78 % betrafen körperliche Gewalt, 77 % psychische Gewalt, 30 % sexuelle Gewalt (Mehrfachnennungen waren möglich). Der Großteil der Betroffenen war in der Zeit des Übergriffes sechs bis zwölf Jahre alt (63,8 %), 26,3 % waren 13 bis 18 Jahre alt, 8,3 % waren jünger als sechs Jahre, 1,2 % älter als 18 Jahre.

Opferschutzanwältin Waltraud Klasnic dankte auch den Mitgliedern der Opferschutzkommission für ihr höchst kompetentes, ehrenamtliches Engagement. Diese sind: Brigitte Bierlein, ehem. Präsidentin des Verfassungsgerichtshofes und ehem. Bundeskanzlerin; Reinhard Haller, Psychiater und Neurologe; Udo Jesionek, Präsident der größten Opferhilfsorganisation Weißer Ring; Ulla Konrad, langjährige Präsidentin des Berufsverbandes Österreichischer Psychologinnen und Psychologen; Werner Leixnering, langjähriger Leiter der Abteilung für Jugendpsychiatrie der Landesnervenklinik Linz; Caroline List, Präsidentin des Landesgerichts für Strafsachen Graz; Kurt Scholz, ehem. Präsident des Wiener Stadtschulrates; bis zu seinem Tod 2017 der katholische Publizist Hubert Feichtlbauer.
Das Büro der Unabhängigen Opferschutzanwaltschaft und -kommission ist von Montag bis Freitag von 9 bis 12 Uhr unter Tel. 0664/98 07 817 erreichbar. Weiters per E-Mail: office@opferschutz.at 
www.opfer-schutz.at

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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