Deutscher Katholikentag
Kein Heimspiel in der Komfortzone
Was der Katholikentag in Erfurt gezeigt hat: Es ist immer noch das größte katholische Lagerfeuer in Deutschland, organisiert vom Zentralkomitee der Katholiken. Kein anderes Format bietet Platz für so eine breite Palette unterschiedlicher katholischer Gruppierungen, anschaulich etwa auf der Kirchenmeile zu sehen. Die „nur“ 23.000 Teilnehmenden sind auch dem Austragungsort geschuldet, wo Christen eben eine Minderheit von etwa 25 Prozent bilden. Es war kein Heimspiel in der katholischen Komfortzone, resümiert die KNA-Korrespondentin Karin Wollschläger.
Mit einem stimmungsvollen Gottesdienst unter dichten Wolken im Zentrum von Erfurt ist der 103. Deutsche Katholikentag zu Ende gegangen. Das tagelang befürchtete Unwetter blieb dort aus. Vor der imposanten Kulisse des Erfurter Doms (Bild oben) gedachte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, auch an die Opfer des Hochwassers in Süddeutschland.
Katholikentags-Präsidentin Irme Stetter-Karp rief dazu auf, die Würde aller Menschen gegen Angriffe zu verteidigen. Die Botschaft des fünftägigen Treffens sei: „Wir wollen miteinander leben, nicht gegeneinander! Wir wollen den Frieden suchen und dem Hass widerstehen.“
In einem Predigtgespräch hatte Bischof Bätzing dazu ermuntert, sich durch Krisen nicht entmutigen zu lassen: „Glaube gibt es nur im Modus der Zerbrechlichkeit.“ Dennoch gebe es gute Gründe für den Glauben, fügte er hinzu. „Wir werden den Krisen, die unser Zusammenleben und die Zukunft unserer Erde bedrohen, eher etwas entgegenhalten können, wenn wir den entspannten langen Atem des Vertrauens auf Gott mit einbringen.“
Als „Seelentankstelle“ haben viele den Katholikentag in Erfurt empfunden. Kompakter und kleiner fiel er aus, inhaltlich war er mit dem Leitwort „Zukunft hat der Mensch des Friedens“ am Puls der Zeit. Neben politischen und gesellschaftlichen Themen prägte ihn ebenso das umfangreiche spirituelle Angebot, das sehr stark angenommen wurde. Zugleich ist er ein Treffen zur Selbstvergewisserung: Das Christentum hat weiter eine Strahlkraft, nach innen wie nach außen. Katholikentage wirken gegen eine Art Selbstverzwergung.
Angetan vom Erleben einer „neuen Gestalt und Körpersprache“ von Kirche hat sich Ferdinand Kaineder, der Präsident der Katholischen Aktion Österreich, gezeigt. Das Großereignis sei „eine Ermutigung“ gewesen – mit breiter Partizipation, vielen Begegnungen und Fachgesprächen zu Themen, welche für die Glaubwürdigkeit und Wirksamkeit der Kirche entscheidend seien – etwa die Frauenfrage, die „Mitweltgerechtigkeit“ und die Bemühungen um Frieden. Bischof Wilhelm Krautwaschl nahm als offizieller Vertreter der Österreichischen Bischofskonferenz teil.
Kathpress
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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