Kirche Steiermark - Priesterwoche
In die Weite, nicht ins Eck
Mit der Priesterwoche auf Schloss Seggau starten die steirischen Priester ins neue Arbeitsjahr. Dabei spüren sie dem Herzschlag Gottes für die Welt nach.
Mit dem Gebet um den Heiligen Geist, der im gemeinsam gesungenen Hymnus „Veni, creator Spiritus“ – „Komm, Schöpfer Geist“ – herabgerufen wurde, begann die diesjährige Studienwoche der steirischen Priesterschaft. Bei der Begrüßung der neu in der Diözese tätigen Priester wurde weltumspannende Verbundenheit spürbar. Der überwiegende Teil von ihnen kommt aus weit entfernten Regionen der Weltkirche hierher. Sie bringen Erfahrungen mit ganz anderen Sozialformen kirchlichen Lebens und gesellschaftlichen Kontexten mit.
Diese weltkirchliche Zusammenschau nahm auch Bischof Wilhelm Krautwaschl bei seinem Impuls in den Blick, den er mit dem Jesus-Wort „Ich heilige mich für sie“ (Joh 17,19) überschrieb. Zur Wahrnehmung der Welt, in der wir heute als Kirche leben, spielte er Zeitungsmeldungen des vergangenen Jahres ein, ergänzt durch Zitate von Bischof Johann Weber aus dem Jahr 1972, die erstaunlich aktuell wirkten. Dabei wurde die Komplexität dieser Welt sichtbar, in die die Kirche gesendet ist.
Was ist katholisch? Der Bischof wies auf die „Gefahr des Auseinanderfallens und der Fraktionsbildung“ in Kirche und Gesellschaft hin. Es sei „alles andere als einfach, einen gemeinsamen Nenner zu finden“. Was es bedeute, katholisch zu sein, unterstrich er mit einem Zitat des tschechischen Priesters und Soziologen Tomáš Halík: „Die Katholizität und Ökumene des Christentums sind das Gegenteil der totalitären Tendenzen geschlossener Gesellschaften und sektiererischer Religionen.“ Es gehe darum, die Herausforderungen unserer Zeit anzunehmen als jene „Momente, in denen Gott uns im Heute entgegenkommt“.
Der Weg der Heiligung, zu dem alle im sakramentalen Dienst Stehenden berufen sind, bestehe darin, für die Menschen zu leben und die barmherzige Nähe Gottes niemandem vorzuenthalten. Wo Menschlichkeit und Nächstenliebe gefragt sind, dürften Priester sich nicht hinter Gesetzen verstecken, Strukturen und Regelungen kein Vorwand sein, „sich von der Begleitung von Menschen zu verabschieden“.
Differenzierte Sichtweise. Bischof Krautwaschl ermunterte die Geistlichen zu einem Austausch „jenseits von trennenden Perspektiven“, zu einem tiefen Hören und einer differenzierten Sichtweise. Gott mute der Kirche einen Kulturwandel zu, der Bekehrung verlange, aber keine Wesensveränderung bedeute. Dies sei ein Weg, der in die Weite führe und nicht ins Eck dränge.
Die Studientage gestaltet diesmal Otto Neubauer unter dem Titel „Der Herzschlag Gottes für die Welt“. Der aus der Steiermark stammende Theologe, der jetzt in Wien ein neues Ausbildungszentrum für Dialog und eine innovative Mission leitet, umschreibt den missionarischen Auftrag der Kirche mit einem Wort von Papst Franziskus als „solidarische Karawane“.
Alfred Jokesch
Synodale Kirche
„Vielleicht wird eine der wichtigsten Aufgaben des synodalen Prozesses genau darin bestehen, die Gegenwart Christi auch jenseits der sichtbaren Grenzen der Kirche zu entdecken.“ (Tomáš Halík)
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.