Die Explosionskatastrophe
Horror und Hilfe in Beirut
Die Explosionskatastrophe von Beirut hat über die Todesopfer und Verletzten hinaus unzählige Menschen ins Unheil gestürzt. In einem sowieso heimgesuchten Land.
Alles war wie immer am Dienstagabend, 4. August, in der Kirche St. Maron in Beirut. Der Priester beweihräuchert den Altar. Dann fällt das Licht aus. Die ganze Kirche bebt. Was die Gläubigen nicht sehen: Im Hafen der libanesischen Hauptstadt explodieren tausende Tonnen Ammoniumnitrat. Experten sprechen teils von der größten nicht-nuklearen Explosion aller Zeiten. Hunderte sterben, Tausende werden verletzt, Hunderttausende verlieren ihr Hab und Gut.
Die Gottesdienstgemeinde hatte keine Ahnung, was da passiert, berichtet Pfarrer Marwan Mouawad: „Als ein Mitbruder den Altar gesegnet hatte und sich zu den Gläubigen umgedreht hat, haben wir so etwas wie ein Erdbeben gespürt. Die Kirche hat gebebt, wir haben zur Jungfrau Maria gerufen – und haben gedacht, das Dach fällt uns auf den Kopf, weil es sich angefühlt hat wie ein Erdbeben.“
Nicht zu fassen. Nur wenige hundert Meter von der Kirche entfernt explodierten tausende Tonnen Sprengstoff – der Stadtteil rund um den Hafen wird verwüstet. Pfarrer Mouawad sieht sich die Bilder der Überwachungskamera immer wieder an und kann bis jetzt noch nicht so ganz fassen, was da passiert ist.
„Angst, Horror. Wir waren nicht sicher, ob und wo die Kirche getroffen worden war. Wir wussten nicht, ob es einen zweiten Schlag gibt. Alles, was wir wollten, war weglaufen. Wir haben einen Weg nach draußen gesucht – oder sollten wir zurück? Zur Seite? Wohin? Aber weil die Glasfenster gebebt haben, sind wir in die andere Richtung gelaufen“, erinnert sich der Priester.
Weitermachen. Auch Tage später zeugt das zerbrochene Glas in der Kirche von der Gewalt der Explosion in Beirut. Auch Krankenhäuser sind getroffen, Wohnhäuser ebenso. Den Mut lassen sich Pfarrer Mouawad und seine Gemeinde aber nicht nehmen: „Wir werden weitermachen. Der ganze Schaden, den ihr gesehen habt, all der materielle Schaden, all das werden wir mit der Hilfe Gottes überstehen. Mit der Hilfe und der Unterstützung der Menschen für die Kirche werden wir alles wieder aufbauen – besser, als es vorher war.“
Einen internationalen Ausschuss zur Untersuchung der Explosion im Hafen von Beirut und den Rücktritt der gesamten libanesischen Regierung forderte der maronitische Patriarch, Kardinal Bechara Rai. Die maronitische Kirche ist eine mit Rom in Kirchengemeinschaft stehende Ostkirche mit eigenem Ritus. Die Explosion vom 4. August könne als „Verbrechen gegen die Menschheit“ beschrieben werden, meinte Rai. Papst Franziskus rief die internationale Gemeinschaft zur Hilfe auf und bat um das Gebet für den Libanon. Viele Menschen suchten in Beirut Zuflucht in den Gotteshäusern.
Hilfe. Weltweit gibt es Solidarität mit den Betroffenen. Die Katastrophe vom 4. August traf mit dem Libanon ein Land, dass sich durch eine verheerende Wirtschaftskrise und Corona sowieso am Rand des Abgrunds befindet. Darauf hat etwa der Libanon-Experte des Hilfswerks „Initiative Christlicher Orient“ (ICO) hingewiesen, ebenso die Caritas.
Die Caritas und ihre lokalen Partner bieten den Betroffenen Schutz und Hilfe an. Schutz und Versorgung der Menschen haben Priorität. Sie brauchen ein Dach über dem Kopf, Trinkwasser, Nahrungsmittel, Hygienemate-rial und andere Nothilfegüter. Enorm wichtig ist aber auch die psychologische Unterstützung.
REUTERS, KATHPRESS
Spendenkonto Caritas
Für Spenden zur Hilfe für Beirut hier die Kontonummer der Caritas:
AT08 2081 5000 0169 1187
Kennwort: „Libanon – Nothilfe nach Explosion“.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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