Synodaler Prozess
Hoffnung und Frust

Foto: Neuhold

Viel Interesse am synodalen Prozess
Die Ergebnisse der vorsynodalen Versammlung präsentierten Stefanie Schwarzl-Ranz vom diözesanen Synodenteam und Bereichsleiterin für Seelsorge der Diözese Graz-Seckau, Bischof Wilhelm Krautwaschl und Diözesanratsvorsitzende Gerlinde Paar bei einer Pressekonferenz am 9. Februar – was auf reges Medieninteresse stieß. Die Diözese Graz-Seckau lud als erste Diözese Österreichs in dem von Papst Franziskus 2021 gestarteten synodalen Prozess zu einer Versammlung. Die dabei von 120 Teilnehmenden diskutierten Zukunftsthemen waren unter anderem das Einbinden von „queeren“ Menschen, Aktivitäten gegen die Spaltung der Gesellschaft, Weiheämter für Frauen und mehr. Näheres siehe Sonntagsblatt Nr. 6, Seite 8/9.

Über den synodalen Prozess in der Diözese Graz-Seckau.

Papst Franziskus hat 2021 einen weltweiten synodalen Prozess gestartet – mit dem Ziel, Kirche als „gemeinsamen Weg“ aller Getauften bewusst zu machen. Auf diese Art sollen „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen, besonders der Armen und Bedrängten aller Art“, als wegweisend für die Kirche in allen Kulturkreisen zusammengetragen werden. Die steirische Diözese hat bereits viele Menschen befragt: 1532 haben per Online-Fragebogen für Einzelpersonen, 235 Personen in 21 Gruppenkonsultationen sowie 22 Personen in qualitativen Tiefeninterviews teilgenommen. Darunter waren kirchliche Haupt- und Ehrenamtliche genauso wie Kirchenkritische und Ausgetretene. Auch Jugendliche, Menschen in sozial schwieriger Situation, Jungfamilien sowie Personen mit Migrationshintergrund wurden befragt. Dazu kam ein Austausch mit der Partnerdiözese Bom Jesus da Lapa in Brasilien.

Die Befragung drehte sich um acht Themenkreise: Synodalität, die Aufgabe der Kirche heute, die Rolle der Kirche angesichts von Spaltungstendenzen in Kirche und Gesellschaft, Formen der Beteiligung, Ausgrenzung mancher Gruppen, die Rolle der Frauen, die Rolle der Priester und das zeitgemäße Feiern.

Ein Thema war besonders brisant: jenes der Ausgrenzung durch die Kirche. Ungefähr die Hälfte der InterviewpartnerInnen nennt „queere“ Personen sowie Frauen, die von der Kirche außen vorgelassen würden. Mehrmals in dieser Hinsicht werden außerdem junge Menschen sowie Wiederverheiratete genannt. Im Zwiespalt zwischen bewahrenden und fortschreitenden Kräften zu agieren, darin liege die größte Herausforderung der Kirche.

Dass die Kirche sich gesellschaftlich klar positioniert bzw. einen Beitrag zur Lösung von Konflikten und Spannungen leistet, wird wenig gesehen oder kritisch betrachtet. Oft werden Positionierungen von Kirche (z. B. zur Abtreibung oder zum assistierten Suizid) teilweise als nicht zeitgemäß erlebt. Bischof Krautwaschl: „Hier braucht es weitere Gespräche, um nicht aneinander vorbei zu reden.“

Im nächsten Schritt werden die Ergebnisse im Priester- und Diözesanrat diskutiert und geklärt, was man vor Ort tun könne. Das diözesane Ergebnis wird bei der Bischofskonferenz im Sommer 2022 mit jenen der anderen Diözesen zusammengeführt und, wie die Ergebnisse aus aller Welt, ans Synodensekretariat des Vatikans übergeben. Bei der Bischofssynode 2023 werden die internationalen Ergebnisse diskutiert. Auch beim nächsten Ad-limina-Besuch im Vatikan wollen die österreichischen Bischöfe brennende Fragen ansprechen.

Thomas Stanzer

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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