Seelsorgedienst
„Hier bin ich, sende mich!“
Vier neue PastoralreferentInnen werden am Sonntag, dem 17. November, um 14 Uhr im Grazer Dom von Generalvikar Erich Linhardt in ihren Dienst gesendet. Sie stellen sich vor:
Cesar Cabeza
Krankenhausseelsorge
„Der Mensch ist geschaffen, um Gott, unseren Herrn, zu loben, ihm Ehrfurcht zu erweisen und zu dienen und mittels dessen seine Seele zu retten.“
(EB 23, Exerzitienbuch, Ignatius v. Loyola)
Geboren und aufgewachsen bin ich auf der Insel Menorca in Spanien, wo ich mich seit meiner Jugend für Dichtung und Musik interessiert habe. Diese Interessen führten mich dazu, Altphilologie, insbesondere Hebräische Philologie, in Barcelona und drei Jahre in Jerusalem zu studieren. Durch dieses Studium bekam ich zu den biblischen Texten einen authentischeren und tiefgründigeren Bezug. In Jerusalem bin ich auch zum ersten Mal mit der ignatianischen Spiritualität in Berührung gekommen, die mich seitdem begleitet.
Nach meinem Studium habe ich mehrere Jahre lang biblisches Hebräisch unterrichtet und ein Stipendium an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom erhalten. Dies ermöglichte es mir, fünf Jahre lang Philosophie und Theologie in der Ewigen Stadt zu studieren. In „Roma“, das man sprichwörtlich rückwärts „Amor“ liest, habe ich meine österreichische Frau kennengelernt. Aus diesem Grund tauschte ich die Hügel am Tiber gegen das wunderschöne Murtal ein. Außerdem schloss ich in Graz mein Magisterium in Theologie ab. Als Pastoralreferent liegen meine Schwerpunkte auf der biblischen Pastoral, der Liturgie und dem gemeinschaftlichen Gebet sowie der Katechese für Jugendliche und Erwachsene. Ich freue mich sehr darauf, der Kirche Christi zu dienen, die in der Steiermark auf dem Weg ist.
Elisabeth Jeitler
Seelsorgeraum Vorau
„Wechselnde Pfade, Schatten und Licht: alles ist Gnade, fürchte dich nicht.“
Bei meiner ersten mehrtägigen Fußwallfahrt war dieser baltische Hausspruch der Einstieg zu einem Impuls. Seither begleiten mich diese Zeilen, die auch als Liedruf und im Kanon gesungen bekannt sind. In kurzen Worten wird das Leben in all seinen Facetten beschrieben, auch das, was wir selbst nicht in der Hand haben.
Aufgewachsen bin ich im oststeirischen St. Johann bei Herberstein, wo ich als
Ministrantin und später im Mesner-Team mithalf. Nach der Pflichtschule absolvierte ich eine Konditorlehre. Seit nun fast 30 Jahren lebe ich mit meinem Mann in der Nähe von Hartberg. Unsere drei Kinder sind erwachsen und das erste Enkelkind schenkt uns viel Freude. Bis zu meinem Einstieg in den hauptamtlichen pastoralen Dienst im September 2017 war ich im Handel tätig.
Dankbar schaue ich auf mein Leben, das bis jetzt sehr viele „Licht-Zeiten“ beinhaltet. In meinem Leitspruch ist besonders die Zeile „alles ist Gnade“ herausfordernd. Gerade in Schattenzeiten stellt sie alles in Frage. Da braucht es Kraft und Mut, sich das Vertrauen zu bewahren und auch menschliche Engel, die einem zusagen: „Fürchte dich nicht!“
Als Pastoralreferentin möchte ich den Menschen mit dem Wort Gottes Licht und Segen schenken, sie ermutigen und stärken. Sie aber auch ernst nehmen mit ihren Fragen und ihren Zweifeln. Nach zwei Jahren Ausbildung freue mich auf das weiterhin gemeinsame Unterwegssein und Mitgestalten im Seelsorgeraum Vorau.
Anna Maria Koini
Pfarrverband Obdacherland
„Dient einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat.“
(1 Petrus 4,10)
geb. 1972, verheiratet, zwei Töchter, Vorberufe: Koch/Kellner, Fachsozialbetreuerin für Behindertenarbeit, pastorale Mitarbeiterin.
„Du wirkst, indem du bist.“ Worte, die mir ein lieber Mensch vor einiger Zeit einmal gesagt hat und über die ich immer wieder nachdenke. Sie passen wunderbar zur Bibelstelle, die ich für mich und meine Aufgabe als Pastoralreferentin ausgesucht habe. Ich habe mich 2019 dazu entschlossen, mich im pastoralen Bereich nicht nur ehrenamtlich, sondern hauptamtlich im Obdacherland einzubringen und dafür auch die Ausbildung zu bestreiten: vier Jahre Theologischer Fernkurs und zwei Jahre Berufsbegleitende Pastorale Ausbildung (BPAÖ) in St. Pölten.
Mit meinem Dienst als Pastoralreferentin möchte ich gerne weiterhin alle PfarrbewohnerInnen einladen und ermutigen, sich mit ihren Fähigkeiten und Talenten einzubringen und das Pfarrleben aktiv mitzugestalten. Jede und jeder so, wie es zu den persönlichen Zeitressourcen passt. Die Vielfalt an Talenten und Begabungen kann so zu einem bunten Potpourri in unserem Glaubensleben mit Gott weiterwachsen und sich entfalten: „Dient einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat.“
(1 Petr 4,10)
Andrea Scheikl
Dom- und Stadtpfarre Graz
„Rom ist überall.“
(Gertrud von Le Fort aus: Das Schweißtuch der Veronika. Teil I: Der römische Brunnen)
Was mir bisher auf meinem Lebens- und Glaubensweg am meisten geholfen hat, war und ist der Austausch und die Begegnung mit Menschen, die mir ein Vorbild im Glauben und im Leben sind und die
– vielleicht auch ohne es zu merken – aus einer ehrlich gelebten Gottesbeziehung heraus Christus ein Stück weit durchscheinen lassen.
Eine besonders prägende Zeit waren in diesem Zusammenhang sicherlich die zwölf Jahre, die ich als junge Erwachsene in Rom verbracht habe. Dort, wo das Erhabene und das Fragile ganz nah beieinanderliegen, das scheinbar Immerwährende und die deutlichen Spuren der Vergänglichkeit, die Ordnung der Jahrhunderte und das Chaos der Gegenwart, das Religiöse und das Alltägliche, Freud und Leid. In diesem Spalt hat sich etwas aufgetan, ich bin hellhöriger geworden, ich habe zu fragen begonnen.
Bald darauf folgte ein Zweitstudium an der Gregoriana, wo ich auch meinen Mann kennen gelernt habe, und nach dem Studium sollte Graz unsere nächste gemeinsame Station sein. Der Abschied von Rom ist mir zunächst aber nicht leichtgefallen. So scheint mir für meine Tätigkeit in der Steiermark – seit einem Jahr im Seelsorgeraum Graz-Mitte – der gute Zuspruch des Dominikanerpaters am Ende des Rom-Romans von Gertrud von Le Fort ein passendes Motto zu sein. Als der Protagonistin Veronika,
die durch ihr Aufwachsen in Rom religiös stark geprägt war, aufgrund der Umstände nichts anderes übrig blieb, als die Stadt zu verlassen und nach Deutschland zurückzukehren, ermutigt und entsendet Padre
Angelo Veronika in die Welt, die gleichzeitig und eigentlich ihre Heimat ist, indem er ihr sagt: „Rom ist überall.“ – Sie solle das Antlitz Christi in die Welt tragen.
◉ Sendungsfeier: So., 17. November, 14 Uhr, Dom zu Graz, mit Generalvikar Erich Linhardt.
Im Anschluss an den Gottesdienst lädt die Berufsgemeinschaft der Laien im pastoralen Dienst zu einer Agape im Priesterseminar ein.
Wege in die Pastoral
Wie wird man PastoralreferentIn?
Johannes Schweighofer, Ausbildungsleiter im Theozentrum: Es gibt zwei Ausbildungswege, die zu einem Beruf als PastoralreferentIn führen: Ein Weg führt über ein Theologiestudium – Fachtheologie oder Lehramt Religion – und das Pastorale Einführungsjahr. Der andere Weg führt über theologische Grundlagen – z.B. Bachelor Grundlagen theologischer Wissenschaft oder theologischer Fernkurs – und die zweijährige BPAÖ (Berufsbegleitende Pastorale Ausbildung Österreichs). Dieser Weg ist auch zur Gänze berufsbegleitend möglich. Zusätzlich zur universitären Ausbildung gibt es im Ausbildungszentrum der Theologiestudierenden (Theozentrum) praktische, liturgische und spirituelle Ausbildungselemente. Die Zugangswege werden zunehmend bunter, das entspricht auch der Vielfalt an Hintergründen, die die BewerberInnen mitbringen. PastoralreferentInnen sind ein Zukunftsmodell und sind in der Vielfalt der diözesanen Berufsfelder sehr gefragt.
Wer ist zur Pastoralreferentin, zum Pastoralreferent geeignet?
Helmut Konrad, diözesaner Referent für Pastoralpersonal: Jeder, der die Liebe zu den Menschen und zum Glauben zum Beruf machen will. Folgende Eigenschaften und Haltungen sollte man mitbringen: Team- und Selbstreflexionsfähigkeit sowie die Fähigkeit über das Gewohnte und Bekannte hinauszudenken. Es braucht offene Ohren und Augen für die Fragen und Sorgen der Menschen aber auch ein gewisses Maß an Belastbarkeit, Stabilität, Flexibilität und Frustrationstoleranz. Mitbringen sollte man die Bereitschaft zu lernen, um mit den ständig neuen Herausforderungen umgehen zu können, die Beheimatung in der Katholischen Kirche und Offenheit für die unterschiedlichen Lebensentwürfe.
Das Wichtigste sind jedoch die Liebe zu den Menschen – und zwar nicht nur zu jenen, wo das ohnedies leichtfällt – und ein tragfähiger, lebendiger Glaube, der sich weiterentwickeln darf.
Wie wird der persönliche Glaube in der Ausbildung berücksichtigt?
Waltraud Schaffer, Seelsorgerin im Theozentrum: Die Weiterentwicklung der persönlichen Spiritualität ist ein Schwerpunkt im Ausbildungsprogramm unserer Diözese. TheologInnen werden bei ihrer Arbeit mit ganz existentiellen Fragen konfrontiert. Ich habe das schon in meinem ersten Dienstjahr erfahren, als eine Jugendliche kurz nach dem Firmlager bei einem Verkehrsunfall gestorben ist. Ich werde nie vergessen, welcher Vielfalt und Wucht an Gefühlen und Fragen ich damals als Seelsorgerin ausgesetzt war. Um Menschen in ihren dunkelsten Stunden und bei den großen Fragen des Lebens gut begleiten zu können, ist der persönlich gelebte Glauben notwendig, der in seiner Tiefe Halt und Weite schenkt. Im Ausbildungszentrum der Theologiestudierenden gibt es dafür von einem Seelsorgeteam ganz unterschiedliche Angebote (Tage der spirituellen Entfaltung, geistliche Begleitung, Exerzitien, und mehr), die einen individuellen Weg der Glaubenspraxis ermöglichen.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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