Thema
Herausforderung Hunger
Die Corona-Krise hat auch die Arbeit der Partnerorganisationen der Dreikönigsaktion verändert. Die ReferentInnen berichten von Indien, Nicaragua und Kenia.
Durch die Coronakrise hat sich die Situation vieler Menschen im Globalen Süden drastisch verändert und mit ihr auch die Arbeit der Partnerorganisationen der Dreikönigsaktion (DKA):
Indien. Die 1,3 Milliarden Menschen in Indien sahen sich ab 24. März plötzlich mit einem der strengsten Lockdowns der Welt konfrontiert – ohne abfedernde Maßnahmen. Geschäfte, Schulen und Firmen wurden geschlossen, und es fuhren keine öffentlichen Verkehrsmittel. Wie in vielen Ländern dieser Welt lautete das Credo: zu Hause bleiben.
Doch in Indien sind diese Anordnungen, besonders für rund 40 Millionen WanderarbeiterInnen, die als TagelöhnerInnen ihr Brot in einem anderen Bundesstaat als dem eigenen verdienen, ein schwieriges Unterfangen. Plötzlich arbeitslos, konnten sie ohne Busse und Züge nicht mehr nach Hause fahren. Die Regierung verteilte zwar Hilfspakete, doch Unterstützung gab es nur im eigenen Heimatbezirk. Aus der Not heraus gingen viele migrantische ArbeiterInnen hunderte Kilometer zu Fuß nach Hause, manche von ihnen verhungerten am Weg.
Die DKA-Partnerorganisationen reagierten: „Sie verteilen Lebensmittel an notleidende Menschen”, erzählt Eva Wallensteiner, Projektreferentin der DKA für Nord- und Nordostindien.
Nicaragua. Das zentralamerikanische Land Nicaragua geht im Umgang mit dem Coronavirus einen Weg, der sonst vor allem aus Brasilien bekannt ist: kleinreden und aussitzen. Entgegen den Empfehlungen der WHO setzt die Regierung keine Maßnahmen. Öffentliche Schulen und Geschäfte hatten durchgehend geöffnet, und Fußballspiele oder Märkte sind nach wie vor erlaubt. Vernünftige Stimmen in der Bevölkerung versuchen, die allseits bekannten Maßnahmen umzusetzen.
Nicaragua befindet sich allerdings nicht nur aufgrund der Coronakrise in einer heiklen Situation. „Im April 2018 kam es zu Demonstrationen gegen Änderungen im Pensionsversicherungssystem, die von Anhängern der Regierung brutal niedergeschlagen wurden”, erklärt Clemens Koblbauer, Projekt-referent der DKA für Nicaragua. Die Bevölkerung forderte Neuwahlen. Präsident Ortega lehnte ab, ließ die Demos mit Gewalt auflösen. Auch die Projektorganisationen der DKA stehen seither unter starker Kontrolle von Seiten der Regierung.
Kenia. In den Slums von Nairobi leben rund zwei Millionen Menschen auf engstem Raum ohne fließendes Wasser. Abstand halten und regelmäßig Hände waschen ist dort unmöglich. Seit April haben viele Menschen ihre Arbeit verloren und kämpfen ums Überleben. „Die Krise zeigt deutlich, dass die Ungleichheit, die ohnehin schon groß ist, sich nochmal verschärft“, so Maria Pawelka, Projektreferentin der DKA für Kenia.
Die ProjektpartnerInnen verteilen Nahrungsmittelpakete, Desinfektionsmittel und Masken, die sie zum Teil auch selbst herstellen. „Einige Partnerprojekte betreiben berufsbildende Schulen mit Schneidereien. Durch Verkauf von selbstgenähten Masken können sie zumindest das Einkommen von ein paar Menschen sichern“, erzählt Pawelka.In vielen Ländern des globalen Südens folgt auf den Kampf gegen Corona ein neuer, alter Kampf: der gegen den Hunger und die ungleichen Voraussetzungen in der Welt.
Weltweite Ungleichheiten
Die Coronakrise zeigt deutlich die ungleichen Voraussetzungen in der Welt. Während es in Europa im Schnitt 4000 Intensiv-Betten pro eine Million EinwohnerInnen gibt, sind es in Afrika für die gleiche Anzahl fünf.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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