Ukraine
Hausarrest für Abt des Kiewer Höhlenklosters
Ukraine. Streit zwischen Regierung und Ukrainisch-Orthodoxer Kirche.
Wegen des Vorwurfs der Volksverhetzung und Rechtfertigung des russischen Angriffskriegs hat ein Kiewer Gericht den Abt des Höhlenklosters in der ukrainischen Hauptstadt unter Hausarrest gestellt. Der Abt Metropolit Pawlo dürfe bis 30. Mai sein Anwesen nahe dem Kiewer Flughafen nicht verlassen. Pawlo wies die Anschuldigungen gegen ihn zurück. Er habe nie auf Seiten der russischen Aggression gestanden. Der Abt sorgt seit Jahren mit pro-russischen Botschaften für Aufsehen. Das Gericht folgte mit seiner Entscheidung dem Antrag der Staatsanwaltschaft.
Das Urteil fällt mitten in einen Streit zwischen der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche (UOK) und der Regierung um das Höhlenkloster. Pawlo und dutzende Mönche ignorieren seit Tagen, dass die Regierung den Pachtvertrag zum 29. März gekündigt hatte. Sie weigern sich, das bedeutendste orthodoxe Heiligtum der Ukraine zu räumen. Das 1051 gegründete Höhlenkloster gilt als die Wiege der ostslawischen Orthodoxie. Die Leitung der UOK hat hier ihren Sitz. Der Klosterkomplex gehört wie viele andere ukrainische Gotteshäuser dem Staat. Die Kündigung des Pachtvertrags begründete das Kulturministerium mit Verstößen gegen die Nutzungsbestimmungen. Es seien mehrere Gebäude ohne Genehmigung errichtet worden. Als politisches Motiv sehen Beobachter mutmaßliche Fälle von Kollaboration mit Russland.
Die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche (UOK) unterstand lange dem Moskauer Patriarchen Kyrill I., der Russlands Krieg gegen die Ukraine unterstützt. Erst im Mai 2022 sagte sie sich von ihm los und erklärte sich für unabhängig. Dieser Schritt wird aber von der Regierung angezweifelt. In der Ukraine streiten seit Jahren zwei orthodoxe Kirchen um die Vorherrschaft. Die Regierung unterstützt die 2018 mit Hilfe des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel und orthodoxen Ehrenoberhaupts Bartholomaios I. gegründete Orthodoxe Kirche der Ukraine. Sie ging aus zwei Kirchen hervor, die sich bereits vor mehr als 30 Jahren vom Moskauer Patriarchat getrennt hatten. Diese Kirche will das Höhlenkloster übernehmen.
KATHPRESS / OLIVER HINZ
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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