Weltkirche
Gedenken in Mariazell
Vor 20 Jahren fand am Petersplatz in Rom die Seligsprechung von Kaiser Karl von Österreich durch Papst Johannes Paul II. statt.
Zum 20. Jahrestag der Seligsprechung veranstaltet die Kaiser Karl Gebetsliga für den Völkerfrieden am Sonntag, 27. Oktober, eine internationale Wallfahrt nach Mariazell. Auch zahlreiche Teilnehmer aus den österreichischen Nachbarländern werden erwartet. Um 11.15 Uhr feiert der emeritierte St. Pöltner Diözesanbischof Klaus Küng am Gnadenaltar ein Pontifikalamt.
Karl, Kaiser von Österreich und König von Ungarn, wurde am 17. August 1887 in Persenbeug (NÖ) geboren. Er bestieg den Thron nach dem Tod seines Großonkels Franz Joseph I. im Jahre 1916, mitten im Ersten Weltkrieg. Vor dem Hintergrund des Zerfalls der Österreichisch-Ungarischen Monarchie durch Gründung neuer Staaten auf ihrem Gebiet sowie wegen des massiven Drucks der durch Hunger und Kriegserschöpfung gezeichneten Bevölkerung und des damals gebildeten Staatsrats verzichtete Karl am 11. November 1918 auf die Regierung und ging 1919 ins Schweizer Exil. Nach zwei gescheiterten Restaurationsversuchen 1921 in Ungarn wurden Karl und seine Frau Zita verhaftet und auf die portugiesische Insel Madeira verbannt, wo sie im November 1921 eintrafen.
Im März 1922 erkrankte der Monarch schwer. Karl starb am 1. April 1922 mit nur 35 Jahren im Beisein seiner Familie – u. a. seines ältesten Sohnes Otto von Habsburg-Lothringen – im Exilswohnsitz Villa Quinta do Monte in Funchal/Madeira. Der Verstorbene fand seine letzte Ruhestätte in der Wallfahrtskirche Nossa Senhora do Monte (Muttergottes vom Berge) in Funchal.
Bei einer Messe im Wiener Stephansdom aus Anlass des Seligsprechungsjubiläums sagte Propst Franz Xaver Brandmayr, langjähriger Rektor des Anima-Priesterkollegs in Rom, Papst Johannes Paul II. habe Karl bei der Seligsprechungsfeier 2004 als „vorbildlichen Christen, Familienvater und Herrscher“ gewürdigt. Die dritte dieser Würdigungen bereite vielen Schwierigkeiten, und man weise auf Schwachheit und auf seine Rolle im Zusammenhang mit dem Einsatz von Giftgas an der Isonzofront hin. Dazu sei zu sagen, dass eine Seligsprechung keine Bestätigung sei, dass jemand alles richtig gemacht habe. Im Blick auf Karl werde ausgesagt, dass er „immer aus Liebe zu Gott und Liebe zu den Menschen gehandelt“ habe, wenn auch mit Fehlern.
Karl habe sich schon seit früher Jugend bemüht, notleidenden Menschen zu helfen. Er sei auch nach seinem Regierungsantritt an die Front gefahren, um seine Soldaten zu treffen, und er sei in dieser Hinsicht der einzige unter den damaligen Herrschern kriegsführender Mächte gewesen, so Brandmayr. Als Politiker sei dem Seligen im Sozialbereich vieles gelungen, bei den Friedensbemühungen sei dies jedoch nicht der Fall gewesen.
Franz Morawitz
Kaiser Karl I.
Politik für den Frieden
Jeder Versuch für den Frieden ist wichtig.
Das Seligsprechungsverfahren für Karl I., dessen Bemühen um Frieden vielerseits anerkannt wurde, war schon 1923 eingeleitet worden.
2003 wurde von der vatikanischen Heiligsprechungskongregation das erforderliche Wunder bestätigt. Am 3. Oktober 2004 erfolgte die Seligsprechung durch Papst Johannes Paul II. auf dem Petersplatz.
Papst Johannes Paul II. hatte bei der Seligsprechung Kaiser Karls I. dessen Friedenssehnsucht unterstrichen. Der letzte österreichische Monarch habe versucht, die Friedensinitiative Papst Benedikt XV. aufzugreifen; er sei ein „Freund des Friedens“ gewesen. „Krieg war etwas Entsetzliches für ihn“, sagte der Papst wörtlich. Karl I. habe von Anfang an sein Herrscheramt als „heiligen Dienst“ verstanden. Es sei ihm darum gegangen, die Berufung des Christen zur Heiligkeit auch in seinem politischen Handeln zu verwirklichen. In diesem Sinn bezeichnete Johannes Paul II. den Kaiser als „Vorbild auch für jene, die heute in Europa politische Verantwortung tragen“.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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