Weltkirche
Franziskus, Superstar
Osttimor feiert den Papst. Buchstäblich das halbe Land ist auf den Beinen, um ihn zu sehen.
Ein Meer aus unzähligen gelb-weißen Schirmen erstreckt sich zwischen kristallklarem Wasser und grünen Hügeln. Hunderttausende Menschen warten, viele von ihnen seit der Nacht, auf dem steinigen Platz vor Osttimors Hauptstadt Dili. Die Sonne brennt erbarmungslos auf die schattenlose Fläche, doch gleicht die Stimmung einem Rockfestival. Rund 600.000 Menschen nehmen an der Messe mit Papst Franziskus teil – in einer Stadt mit knapp 280.000 Einwohnern.
Es ist ein Kontrastprogramm zu den ersten Reisezielen Indonesien und Papua-Neuguinea, wo er auf verhaltene Resonanz stieß. Bereits bei seiner Ankunft in Osttimors Hauptstadt Dili am Montag (09.09.) schien fast das gesamte 1,4-Millionen-Einwohner-Land auf den Beinen. Über Kilometer säumten zehntausende Menschen die Straßen, harrten stundenlang auf Bäumen und den Dächern der niedrigen Häuser aus, um einmal im Leben den Papst zu sehen.
Die Regierung hatte Busse auch in entlegene Regionen des Landes geschickt, damit möglichst viele Timoresen das Kirchenoberhaupt erleben können. Normalerweise sei es hier staubiger, erzählt eine Frau aus Dili. Viele hätten mit angepackt, um die Straßen zu reinigen. Gemeinden, Familien, Geschäftsinhaber hängen selbstgemalte Gruß-Plakate an Fassaden und Mauern. Auf einem Schild bietet ein Kind dem Papst ein Küsschen für seinen Segen.
Zum ersten Mal seit der Unabhängigkeit Osttimors 2002 empfängt das Land einen Papst – mit 98 Prozent Anteil an der Bevölkerung ist es der katholischste Flächenstaat der Welt. Die etwa 400 Jahre andauernde portugiesische Kolonialzeit hat daran nur bedingt Anteil. Die Zahl der Katholiken wuchs rasant mit der brutalen Besatzung durch Indonesien. Der große Nachbar überfiel wenige Tage nach Ausrufung der Unabhängigkeit von Portugal 1975 das kleine Land. Es folgten 24 Jahre des systematischen Terrors – Morde, Vergewaltigungen und die Verschleppung von über hunderttausend Menschen. Die verhassten Besatzer waren Muslime. Die katholische Kirche hingegen setzte sich für die Unabhängigkeit des Landes ein und bot Schutz. Die Timoresen würdigten ihr Engagement mit hohen Eintrittszahlen.
So verschmolzen Nationalgefühl und Religion miteinander. Doch die Macht der Kirche im Land hat auch eine dunkle Seite. Geistliche nutzten ihre Position zum Missbrauch von Kindern. Der Papst ging darauf nicht direkt ein, doch er predigte in der Kathedrale von Dili vor Klerikern vehement gegen eine Überhöhung ihrer Person und ihres Amts, die Machtmissbrauch erleichtert. Ein Priester sei „Segenswerkzeug“, das den Menschen diene. Niemals dürfe ein Geistlicher seine Rolle ausnutzen und sich anderen Gläubigen überlegen fühlen.
Quelle: Kathpress
Papst, der in den Dschungel kam
Franziskus geht an die äußersten Ränder
Ein Papamobil, Kisten mit rund einer Tonne Medikamente, Spielzeug, Bekleidung – und Papst Franziskus. Die Frachtmaschine der australischen Air Force transportierte am Sonntag ungewöhnliche Fracht von Port Moresby nach Vanimo, einem 11.000-Einwohner-Ort im äußersten Nordwesten von Papua-Neuguinea. Noch nie dürfte es in der Hafenstadt zwischen Urwald und weißem Sandstrand am Pazifischen Ozean so voll gewesen sein. Seit Tagen pilgern Menschen in die Region, um dort am ersten Besuch eines Papstes teilzunehmen – am Ende sind es mehr als 20.000.
Ihre Provinz ist geprägt von Unterdrückung und Ausbeutung. Die einheimischen Papuas fühlen sich seit Jahrzehnten wirtschaftlich und politisch an den Rand gedrängt. Franziskus sprach von einem „wunderbaren, jungen und missionarischen Land“, das an den Garten Eden erinnere. Der Papst zeigte sich begeistert von der Schönheit der von unberührten Stränden, einer üppigen Pflanzenwelt und Paradiesvögeln geprägten Region. Er mahnte in Papua-Neuguinea aber auch ein Ende der Stammesgewalt und mehr Respekt für Frauen ein.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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