Flüchtlinge
Europa kann das besser

Im Camp Moria auf der griechischen Insel Lesbos fehlt es an allen Ecken und Enden. In den notdürftig gezimmerten Unterkünften leben auch viele Familien mit Kindern. Eine improvisierte Schaukel bietet ein klein wenig Ablenkung, um dem Elend für Momente zu entkommen. | Foto: Alea Horst
2Bilder
  • Im Camp Moria auf der griechischen Insel Lesbos fehlt es an allen Ecken und Enden. In den notdürftig gezimmerten Unterkünften leben auch viele Familien mit Kindern. Eine improvisierte Schaukel bietet ein klein wenig Ablenkung, um dem Elend für Momente zu entkommen.
  • Foto: Alea Horst
  • hochgeladen von SONNTAGSBLATT Redaktion

Lagebericht von Lesbos.
Klaus Schwertner von der Caritas Wien besuchte Flüchtlings-Camps in Griechenland und berichtet von den unerträglichen Lebensumständen.

Die humanitäre Lage auf den griechischen Inseln und an der Grenze zur Türkei ist weiter angespannt und unübersichtlich. Klaus Schwertner, Generalsekretär der Caritas Wien, meldete sich am 8. März mit einem Live-Video auf seiner Facebook-Seite aus dem Flüchtlings-Camp Moria auf der griechischen Insel Lesbos. Zwischen 22.000 und 25.000 Menschen leben hier in und um eine improvisierte Zeltstadt, die nur für knapp 2800 Personen ausgelegt war. Menschen, die innerhalb des Geländes keinen Platz mehr fanden, haben sich rundherum „auf den Hügeln notdürftige Unterkünfte aus Planen und Holz gezimmert“, berichtet Schwertner. „Für die Menschen, die außerhalb des offiziellen Geländes leben, ist es besonders hart, weil es hier weder Wasser noch Elektrizität gibt“, fügt er hinzu.

Viele der Geflüchteten sind Kinder

40 Prozent der in und um Camp Moria lebenden Geflüchteten seien Kinder. „Gestern habe ich mit einem 10-jährigen Mädchen aus Aleppo gesprochen. Sie konnte sehr gut Englisch und hat mir erzählt, dass sie mit ihren Eltern und ihrer Schwester schon seit über zwei Jahren hier ist. Sie kann nicht zur Schule gehen, obwohl sie gerne würde. Ihre Mutter lernt zwar mit ihr, aber die Situation ist sehr schwierig“, erzählt Klaus Schwertner. Im Hintergrund hört und sieht man eine Gruppe Kinder miteinander spielen. Kinder, die hier unter schwierigsten Bedingungen mit ihren Familien leben, „aber es dürften auch viele allein hier sein.“ Glücklicherweise hat es in den letzten Tagen nicht geregnet, aber im Winter war die Situation hier besonders dramatisch. „Die Kälte, der Regen, der Schlamm, viele Zelte hielten den starken Regenfällen nicht stand – es fehlt einfach an allem“, resümiert der Caritasverantwortliche.

Die Hoffnungslosigkeit ist am schwersten
„Das, was die Menschen hier aber als Erstes erzählen, ist die Hoffnungs- und Perspektivenlosigkeit, die sie matt, traurig und verzweifelt macht“, berichtet Schwertner, der nach Griechenland gereist ist, um sich ein Bild von den Lebensumständen der Schutzsuchenden zu machen. „Eine Familie hat mir erzählt, dass sie deshalb so verzweifelt ist, weil sie nicht wissen, wo sie hin sollen. Sie sind vor dem Krieg in Syrien geflohen, wo sie nicht bleiben konnten und nicht zurück können – die Situation zu Hause ist weiterhin dramatisch. Und hier fühlen sie sich so, als wolle sie niemand haben. Sie können nicht vor, sie können nicht zurück“, erzählt Klaus Schwertner sichtlich betroffen. „Sie wünschen sich nichts mehr als ein Leben in Sicherheit.“

Im Kleinen und im Großen helfen

Schwertner dankt allen, die bereits an die Flüchtlingshilfe der Caritas gespendet haben. Damit kann rasche Hilfe geleistet werden, um den Menschen wenigstens das Notwendigste zur Verfügung zu stellen. Doch es besteht weiterhin dringender Handlungsbedarf der Politik: „Die Menschen in Moria haben nichts von mehr Polizei oder Drohnen. Sie brauchen Lebensmittel, Hygieneartikel, Bildung und Perspektiven für die Kinder.“ Er appelliert an Österreich und an die Europäische Union: „Es muss gehandelt werden. Europa kann das besser. Europa kann einen menschlicheren Umgang wählen.“

Katharina Grager

Motto des Weltflüchtlingstags
Der Vatikan teilte das Motto des Weltflüchtlingstags der katholischen Kirche (heuer am 27. September) mit: „Gezwungen zu fliehen – wie Jesus Christus“, ausgehend von der Erzählung der Flucht Jesu mit seinen Eltern nach Ägypten.

Spendenkonten (Caritas Steiermark)

Steiermärkische Sparkasse
IBAN: AT08 2081 5000 0169 1187
BIC: STSPAT2GXXX

PSK
IBAN: AT34 6000 0000 0792 5700
BIC: BAWAATWW

Raiffeisen-Landesbank Steiermark
IBAN: AT40 3800 0000 0005 5111
BIC: RZSTAT2G

Ihre Spende an die Caritas der Diözese Graz-Seckau ist steuerlich absetzbar.
Spendenabsetzbarkeitsnummer SO-1118

Im Camp Moria auf der griechischen Insel Lesbos fehlt es an allen Ecken und Enden. In den notdürftig gezimmerten Unterkünften leben auch viele Familien mit Kindern. Eine improvisierte Schaukel bietet ein klein wenig Ablenkung, um dem Elend für Momente zu entkommen. | Foto: Alea Horst
Klaus Schwertner von der Caritas Wien ist derzeit auf Lesbos, um sich ein Bild der humanitären Lage zu machen. | Foto: Schwertner
Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ