Bom Jesus da Lapa, unserer brasilianischen Partnerdiözese
Eine Steirerin zu Gast in Brasilien
Aus Bom Jesus da Lapa, unserer brasilianischen Partnerdiözese, berichtet Elisabeth Fritzl.
Verbunden mit einem Kuss auf die Hand begrüßen viele Kinder hier die Erwachsenen mit den Worten: „Segne mich!“ Die Antwort lautet „Gott segne dich!“ Diese in Brasilien gebräuchliche Geste zu erleben war eine der berührendsten Erfahrungen für mich. Sie drückt aus: Gott ist nicht peinlich!
Herausforderungen und Probleme
Zwei Monate lang darf ich vor Ort in der Diözese Bom Jesus da Lapa das Leben der Menschen sowie kirchliche Strukturen und Einrichtungen kennen lernen. Ich sehe vieles, was uns verbindet: der Glaube an Gott, die Frage danach, was unser Auftrag als Christinnen und Christen in der Welt von heute ist, Probleme der Jugend (Drogen, Arbeitslosigkeit) und die Herausforderungen der Schöpfungsverantwortung.
Allerdings haben die Menschen hier noch mit ganz anderen Problemen zu kämpfen: massiver Rassismus gegen die schwarze Bevölkerung – Schwarze haben weniger Zugang zu Bildung, und viele werden wegen ihrer Hautfarbe umgebracht –, Frauen leiden unter sexistischem Machismus und sind oft Opfer häuslicher Gewalt, Homophobie, eine hohe Kriminalitätsrate – jährlich werden etwa 64.000 Menschen ermordet. Und immer wieder kommt es zu Landkonflikten. Unter dem Schlagwort „Landkonflikt“ können wir uns in Österreich meist nicht viel vorstellen, doch die Schilderungen der Leute vor Ort sind eindrücklich: Menschen werden von Großgrundbesitzern mit Waffengewalt eingeschüchtert. Sie wollen ihnen Land und Wasser wegnehmen, um größere Plantagen für Bananen oder Ähnliches zu schaffen. Dabei wird nicht nur sprichwörtlich über Leichen gegangen.
In der Diözese Bom Jesus da Lapa gibt es zum Glück die Landpastoral, die Menschen in ländlichen Gebieten im Kampf um ihr Land zur Seite steht. Der Arbeitskreis Weltkirche der Pfarre Graz-Schutzengel unterstützt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landpastoral von Bom Jesus da Lapa finanziell, und es gibt schon seit vielen Jahren einen guten Austausch.
Mentalität und Glaubensleben
Pfarrleben hier ist einfach anders – und auch wie die Menschen ihren Glauben zum Ausdruck bringen. Man begrüßt einander immer mit einer Umarmung, selbst wenn man sich nicht kennt. Trotz ihrer oft wirklich schwierigen Lebensumstände sind die Menschen unglaublich offen und freundlich, und ich habe noch nie jemanden jammern gehört. Nicht einmal über’s Wetter, auch wenn man sicher 50 Mal am Tag hört, dass es heiß ist.
Und so leben die Menschen ihren Glauben: Statuen und Kreuze werden berührt, Gebet ist un-glaublich innig, biblische Texte von Befreiung bekommen Fleisch, alle singen im Gottesdienst mit – und jede und jeder wird sofort zum Teil der Gemeinschaft.
Die meisten Pfarren bestehen neben dem Zentrum in der jeweiligen Stadt noch aus etwa 50 weiteren Landgemeinden. Der Pfarrer kommt in manche nur ein bis zwei Mal pro Jahr. Daher wird ganz selbstverständlich alles von Laiinnen und Laien geleitet: Wortgottesfeiern, Begräbnisse, Sakramentenvorbereitung, Gebetsabende und die Gemeinde. Diese Selbstständigkeit wird sehr gefördert, auch wenn es teilweise noch an Ausbildung mangelt, aber es tut sich einiges.
Ich werde überall mit offenen Armen aufgenommen, versuche möglichst viel zu beobachten, ohne zu werten oder zu vergleichen (zweiteres ist schwierig), kann aber aufgrund sprachlicher Schwierigkeiten oftmals nur die Atmosphäre wahrnehmen.
Wie sich die Partnerschaft zwischen unseren Diözesen konkret weiterentwickeln und fruchtbar werden kann, ist eine Frage, die mich überallhin begleitet. Gegenseitiges In-teresse und die Bereitschaft, das Evangelium im Austausch mit Menschen einer anderen Kultur neu zu entdecken, ist auf jeden Fall ein wichtiger Schritt in die gemeinsame Zukunft.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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