Weltkirche
Eine Liebeserklärung an Bücher von Papst Franziskus

„Ein gutes Buch ist eine Oase.“ – Papst Franziskus fordert Christen in einem sommerlichen Brief dazu auf, mehr zu lesen. Nur damit könne der intellektuellen und spirituellen Verarmung etwas entgegengesetzt werden. | Foto: Pixabay
  • „Ein gutes Buch ist eine Oase.“ – Papst Franziskus fordert Christen in einem sommerlichen Brief dazu auf, mehr zu lesen. Nur damit könne der intellektuellen und spirituellen Verarmung etwas entgegengesetzt werden.
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Das Herz sucht mehr

Eine Liebeserklärung an Bücher gab Papst Franziskus.

Urlaubszeit ist Lesezeit – das empfindet offenbar auch der Papst so. Aus seiner Sommerpause meldet er sich mit einer zehnseitigen Liebeserklärung an das gedruckte Wort. Im Gegensatz zu allgegenwärtigen Medien und sozialen Netzwerken sei ein gutes Buch eine Oase, erweitere Vorstellungskraft wie Horizont seines Lesers, heißt es in dem Anfang August veröffentlichten Brief.

In seinem 44 Punkte umfassenden Schreiben, das ursprünglich als Beitrag in Bezug auf die Priesterausbildung gedacht war, fordert der 87-Jährige einen radikalen Kurswechsel, die Abkehr von der „Besessenheit von Bildschirmen“ sowie von „giftigen, oberflächlichen und gewalttätigen Fake News“. Literatur hingegen bereite mit ihrem Eintauchen in fremde Geschichten und Charaktere auf verschiedene Lebenssituationen vor, wecke Verständnis und helfe bei deren Bewältigung.

Zudem stärke sie das Einfühlungsvermögen in andere – besonders wichtig für künftige Seelsorger. Die Lektüre eines literarischen Textes versetze in die Lage, durch die Augen anderer zu sehen und einen Blickwinkel zu erlangen, der die eigene Menschlichkeit weite.

Im kirchlichen Alltag helfe ein Buch, um nicht in Effizienzdenken zu verfallen, um sich vom Unmittelbaren zu distanzieren, zu verlangsamen, zu betrachten und zuzuhören. Das Genre des Buches sei dabei vorerst unwichtig. In seiner eigenen Zeit als Lehrer in Argentinien habe er gelernt, dass ein erster Zugang zur Populärliteratur später zu anspruchsvolleren Werken führe. Denn letztlich, so der Papst, suche das Herz nach mehr.

Literatur helfe dem Leser, „die Götzen der selbstbezogenen, fälschlich selbstgenügsamen, statisch konventionellen Sprachen zu zerstören, die manchmal sogar unseren kirchlichen Diskurs zu verunreinigen drohen und die Freiheit des Wortes einsperren“. Das literarische Wort öffne die Sprache für eigene weitere Ausdrucks- und Erkundungsmöglichkeiten und mache sie aufnahmefähig für das Wort Gottes.

Wohlwollend hat sich die in Graz lebende Schriftstellerin Nava Ebrahimi über den Papst-Brief geäußert. Er enthalte „viele wahre, universell gültige Passagen“, schrieb sie in der Kleinen Zeitung (18. 8.). Als Beispiel zitierte die in Teheran geborene Autorin, die 2021 den Ingeborg Bachmann-Preis gewann, Passagen über das Geheimnis des fleischgewordenen Wortes. Damit meine Papst Franziskus „nicht das Geheimnis einer abstrakten Menschheit“, sondern „das Geheimnis des konkreten Menschen mit allen Wunden, Sehnsüchten, Erinnerungen und Hoffnungen“. Beides – Literatur und Glaube – würden Zugänge zu diesem Leben eröffnen und Empathie ermöglichen. So würde man zu „Weggefährten“, zitierte Ebrahimi Franziskus.

Quelle: Kathpress

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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