Weltkirche
Ein Zeichen setzen

Bietet seinen Rücktritt an: Kardinal Reinhard Marx von München und Freising, der ein Zeichen der gemeinsamen Verantwortung für Versagen der Institution Kirche im Missbrauchsskandal setzen will. Mit dem Reformfreudigen gehe der Falsche, befürchten viele. | Foto: KNA
  • Bietet seinen Rücktritt an: Kardinal Reinhard Marx von München und Freising, der ein Zeichen der gemeinsamen Verantwortung für Versagen der Institution Kirche im Missbrauchsskandal setzen will. Mit dem Reformfreudigen gehe der Falsche, befürchten viele.
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Von Verständnis bis Entsetzen reichen die Reaktionen zum Rücktrittsangebot des Münchener Kardinals Reinhard Marx.

Er möchte deutlich machen: „Ich bin bereit, persönlich Verantwortung zu tragen, nicht nur für eigene Fehler, sondern für die Institution Kirche, die ich seit Jahrzehten mitgestalte und mitpräge.“ So begründete der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, sein Rücktrittsangebot, das er in einem Schreiben Papst Franziskus übermittelt hatte. Die Untersuchungen zur Katastrophe des sexuellen Missbrauchs durch Amtsträger der Kirche in vergangenen Jahrzehnten würden zeigen, dass es viel „persönliches Versagen und administrative Fehler“ gegeben habe, aber „eben auch institutionelles oder systemisches Versagen“. Kardinal Marx wolle nun ein Zeichen setzen, gerade weil manche diese Mitverantwortung und Mitschuld der Kirche nicht wahrhaben wollten und jedem Reformdialog ablehnend gegenüberstünden. Diese Haltung lehne er klar ab. Vielmehr müsse der Reformprozess „Synodaler Weg“ weitergehen, für den Marx sich stark einsetzt.
Ob der Papst das Rücktrittsangebot annimmt, wird er „nach Abwägung aller Umstände“ entscheiden. Kardinal Marx ist auch Leiter des Vatikanischen Wirtschaftsrates und Mitglied im von Papst Franziskus eingerichteten Kardinalsrat.

Mit „großem Respekt“ reagierte die EU-Bischofskommission COMECE auf den angebotenen Amtsverzicht ihres früheren Vorsitzenden. Diese Entscheidung spiegle „jene Ernsthaftigkeit wider, die stets Marx’ Handeln als Seelsorger geleitet habe“, erklärte der jetzige COMECE-Vorsitzende, Erzbischof Jean-Claude Hollerich von Luxemburg. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, zeigte Respekt vor der Entscheidung von Marx, aber auch Enttäuschung: „Wir brauchen ihn in der Kirche von Deutschland.“

Joachim Unterländer, der oberste Laienvertreter der deutschen Kirche, bat seinerseits Papst Franziskus, das Rücktrittsangebot des Kardinals zumindest bis zum Abschluss des Synodalen Weges nicht anzunehmen. Marx sei ein „herausragender, unverzichtbarer Vertreter der Kirche, wenn es um die Realisierung von systemischen Veränderungen geht“. Auch die Unabhängige Aufarbeitungskommission in der Erzdiözese München und Freising zeigte sich bestürzt. Kardinal Marx zeige mit seinem Schritt zwar Größe, doch gerade er stehe für eine klare Positionierung für eine „tiefergehende, strukturelle und gesellschaftlich-soziologische Verantwortung“ im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal.

Die Theologen Paul M. Zulehner aus Wien und Tomas Halík aus Prag unterstützen eine Unterschriftenaktion an den Papst, den Rücktritt von Kardinal Marx nicht anzunehmen. So wie Mark Butaye, Generalsekretär der Kommission für Migranten in der Belgischen Bischofskonferenz, befürchten sie eine Ermutigung von Reformgegnern, wenn gerade ein Erneuerer wie der Münchener Erzbischof geht.
In der Erzdiözese Köln, wo die Aufarbeitung von Missbrauchsskandalen große Wellen schlägt, hat nun eine vom Papst angeordnete Apostolische Visitation begonnen. Der Stockholmer Kardinal Anders Arborelius und der Rotterdamer Bischof Hans van den Hende leiten die Untersuchung.

quelle: kathpress

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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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