Studientag
Ein Faktencheck

Beim Studientag „Sexualitäten Faktencheck 2021“ brachte unter anderem die Sexualpädagogin Gabriele Rothuber (kleines Bild) den aktuellen Stand der humanwissenschaftlichen Forschung ein. | Foto: Screenshot
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Ein Studientag der Katholischen Kirche Steiermark beschäftigte sich wissenschaftlich mit dem vielfältigen Thema „Sexualitäten“.

Sexualität ist wichtig. Und manchmal kompliziert. Wissen, Haltungen, Konventionen und Erleben in den Bereichen Sexualität und Geschlecht unterliegen großen Veränderungen. In zwei Vorträgen wurden beim Studientag „Sexualitäten Faktencheck 2021“, organisiert vom Familienreferat, dem Fachbereich Pastoral & Theologie sowie der Katholischen Hochschulgemeinde Graz, aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse vorgestellt und diskutiert.

Die Sexualpädagogin Gabriele Rothuber brachte die Teilnehmenden auf den neuesten Stand der humanwissenschaftlichen Forschung zum Thema Geschlecht und Sexualitäten. Dabei zeigte sie an Hand von biologischen und medizinischen Erkenntnissen die geschlechtliche und sexuelle Vielfalt auf. Die Heteronormativität als Ansicht, dass alle Menschen von Geburt an eindeutig weiblich oder männlich seien, ist wissenschaftlich bereits überholt. Ein bis zwei von tausend Kindern kommen weltweit beispielsweise mit eindeutigen intergeschlechtlichen Genitalien zur Welt. Das heißt, sie tragen männliche wie weibliche biologische Merkmale in oder an sich. Damit gibt es auf der Welt etwa so viele intergeschlechtliche Menschen wie echte Rothaarige.

Neben den vielfältigen äußerlichen und genetischen Merkmalen von Geschlecht stellt auch das sexuelle Begehren, also die Frage, in wen man sich verliebt, eine breitere Vielfalt dar als lange angenommen. Etwa 5–15% der Menschheit ist rein homosexuell orientiert. Dass so eine Orientierung angeboren und unveränderlich auftritt und keine heilbare Krankheit darstellt, ist seit inzwischen einigen Jahrzehnten Stand der Forschung, so Rothuber. Die staatliche Gesetzgebung hat diese Erkenntnisse nach und nach aufgenommen, zeigte die Sexualpädagogin an Hand der gesetzlichen Entwicklungen. Zu diesen wissenswerten Fakten stellte Gabriele Rothuber mögliche Kriterien für die Seelsorge, sogenannte Regenbogenkompetenzen (siehe unten), vor.

Der Moraltheologe Walter Schaupp legte in seinem Vortrag Perspektiven der theologischen Ethik dazu. Er setzte die Prämisse, dass das Heil der Seele das oberste Gesetz sei. Die Frage, was dem umfassenden Heilsein eines Menschen dient, muss immer handlungsleitend sein. Wenn Kirche und Theologie sich unvoreingenommen auf die Wirklichkeit einlassen, so Schaupp, kommen sie an der Erkenntnis, dass Geschlecht uneindeutiger und pluraler ist als bisher gedacht, nicht vorbei. Der Umgang der Kirche mit diesem Thema darf, plädiert der Moraltheologe, nicht unterdrückend und leidschaffend sein.

Für die Seelsorge: Regenbogen-Kompetenzen

LSBTQIA* ist ein Sammelbegriff für „queere“ Menschen und steht für Lesbisch, Schwul, Bisexuell, Transsexuell, Queer, Intersexuell, Asexuell und vieles mehr*. Für einen guten Umgang mit queeren Menschen wurden sogenannte Regenbogen-Kompetenzen entwickelt. Dazu zählen:

  • Sachkompetenz: Wissen um Lebensrealitäten und Herausforderungen.
  • Selbstkompetenz: Reflektieren der eigenen Vorurteile und Werte.
  • Sozialkompetenz: Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit.
  • Methodenkompetenz: Einschreiten bei Mobbing und diskriminierenden Äußerungen; Gewaltprävention.
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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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