Ukraine
Dramatische humanitäre Lage
Ukraine. Caritas-Präsident Landau berichtet nach Besuch vor Ort.
Die Ukraine besuchte kürzlich Michael Landau als Präsident der Caritas Europa. Betroffen zeigte er sich von der vor allem für alte Menschen und Kinder bedrückenden Situation. Im Kathpress-Interview erzählt er von Traumata und der Notwendigkeit psychologischer Betreuung. Ein Mädchen habe unter dem Eindruck des anhaltenden Krieges ihrer Puppe erklärt, sie dürfe jetzt nicht weinen, müsse still sein. Sommercamps, etwa in Polen, hätten dieser Ausgesetztheit der Kinder eine Zeit der Geborgenheit entgegengesetzt. „Kirche und Caritas kommen nicht, um zu helfen, sie sind schon da und lassen die Menschen nicht im Stich“, so Landau.
14 Millionen Menschen in der Ukraine wurden durch den Angriffskrieg Russlands zu Flüchtlingen, sechs Millionen davon ins Ausland vertrieben. 17,7 Millionen Menschen in der Ukraine sind aktuell auf Hilfe angewiesen – und die Caritas vor Ort kommt dem mit Hilfe der Caritas-Verbände in anderen europäischen Ländern bestmöglich „und auf beeindruckende Weise“ nach. Das hat Michael Landau, Präsident der Caritas Österreich und auch der Caritas Europa, nach einem Solidaritätsbesuch in Kiew und Umgebung berichtet. Die humanitäre Lage sei trotz des vergleichsweise milden Winters dramatisch, vor allem Alte und Kinder litten. „Die Hilfe kommt an, sie wird aber einen langen Atem brauchen“, so Landau.
Zugleich seien der Wille zur Normalität und die Resilienz der Bevölkerung beeindruckend, so Landau weiter. Bei Besuchen in kriegszerstörten Dörfern wie Caritas-Projekten in Butscha und Irpin sah er, wie überall gehämmert und repariert worden sei. Stromausfälle seien meist in kurzer Zeit behoben. Niemand habe mit einer derartigen Widerstandskraft der Ukraine gerechnet, „man will sich dort nicht unterkriegen lassen“.
Die russische Armee habe in der Ukraine in den vergangenen elf Monaten nach Angaben Kiews mindestens 307 Kirchen und andere Religionsstätten zerstört oder beschädigt, wie der staatliche Dienst für ethnische Angelegenheiten und Gewissensfreiheit mitteilte.
Der griechisch-katholische Kiewer Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk rief inzwischen zum ökumenischen Dialog unter Christen auf. „Eines der wichtigsten Instrumente zur Heilung von Wunden, Wunden der Vergangenheit und Wunden der Gegenwart, ist heute der Dialog, die Kommunikation und der Aufbau von Beziehungen“, sagte er in einer Videobotschaft.
Schewtschuk würdigte eine „Einheit“ in der Hilfe für die Menschen in der Ukraine: „Die humanitären Korridore haben wir gemeinsam organisiert: Katholiken, Orthodoxe, Protestanten, Juden und Muslime. Deshalb hat uns der Krieg vor Augen geführt, wie viel wir gemeinsam bereits tun können, um Menschenleben in der Ukraine zu retten.“
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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