Dienen wir den Menschen?
Ad-limina-Besuch. Österreichs Bischöfe berichten von ihrem einwöchigen Aufenthalt in Rom. In einem Klima der Offenheit wurde vieles angesprochen und gehört.
Mit einer Messe am Grab des Apostels Paulus in der Basilika St. Paul vor den Mauern haben die Mitglieder der Österreichischen Bischofskonferenz am 16. Dezember ihren Ad-limina-Besuch in Rom beendet. Fünf Tage lang führten die österreichischen Bischöfe von 12. bis 16. Dezember Gespräche mit den Spitzen der verschiedenen Vatikan-Behörden. Höhepunkt des Rom-Besuchs war die Begegnung und das Gespräch mit Papst Franziskus am Schlusstag.
Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner bilanzierte den gesamten Ad-limina-Besuch – es war sein dritter – sehr positiv. Es sei der pastoralste und vom Klima her menschlichste gewesen, sagte der Bischofskonferenz-Vorsitzende. „Es war nicht schwer, das, was uns und die Menschen in Österreich bewegt, vorzubringen, und wir hatten durchwegs den Eindruck: Es kommt an, wir werden gehört.“
Ähnlich äußerte sich Kardinal Christoph Schönborn. Er habe beim aktuellen Ad-limina-Besuch ein Klima erlebt wie niemals zuvor. Dieses Klima, das wohl von Papst Franziskus ausgehe, wirke sich auch in den Dikasterien im Vatikan aus. „Wir haben hier eine ungeheure Offenheit, Herzlichkeit und Bereitschaft zum Zuhören und zum Austausch erlebt. Das ist sicher ein Franziskus-Effekt“, sagte der Kardinal.
„Der Papst hat uns eingeladen, ja aufgefordert, alle Dinge frei und wenn nötig auch kritisch anzusprechen“, berichtet Bischof Wilhelm Krautwaschl. So kamen auch Anliegen zur Sprache, die viele Gläubige in Österreich beschäftigen, wie der Pflichtzölibat, die Segnung homosexueller Paare oder die Frauenfrage. „Wir haben diese Anliegen in mehreren Gesprächen durchaus benannt, Weihe von Frauen und so weiter“, so der steirische Bischof. Das hieße nicht, dass die Bischöfe in diesen Fragen derselben Meinung seien. Aber es sei wichtig, „weil wir hier Sprachrohr sein müssen für die Fragen der Menschen vor Ort“. Und umgekehrt denke er, „dass wir auch gehört haben, dass manche Anliegen, die wir vorbringen, in Rom anders wahrgenommen werden oder eben auch in einer anderen Gewichtung wahrgenommen werden, als wir sie momentan wahrnehmen“.
Steirische Katholikinnen hatten ihrem Bischof vor dem Ad-limina-Besuch ihre Ungeduld mit dem aus ihrer Sicht zögerlichen Vorankommen in der Frauenfrage mitgeteilt. Den diesbezüglichen Austausch in Rom resümiert der Bischof so: „Die wichtigsten Dinge, die ich mir so mitgenommen habe, waren dann: Auf alle Fälle dranbleiben und nicht nachgeben. Denn vielleicht spricht auch durch diese Dinge, die heute überhaupt nicht vorstellbar sind, für manche jedenfalls, der Heilige Geist.“
Auf Hirtenamt eingeschworen
Ihm sei beim Ad-limina-Besuch deutlich geworden, dass auch Rom diesen Austausch mit den Ortskirchen braucht und will. Im gemeinsamen Nachdenken und Ringen gelte es, Reformen zu erarbeiten: „Gemeinsam bringen wir etwas weiter.“ Beeindruckt zeigte er sich davon, wie sehr der Papst bei der Audienz die Bischöfe auf ihr Hirtenamt einschwor. Die Bischöfe müssten mit den Menschen mitgehen, manchmal voran, manchmal auch hinterher; immer die Menschen stärkend und sie begleitend. Dieser Ansatz des Papstes sei auch deutlich geworden, als er gegenüber den Bischöfen auf das Thema Predigt zu sprechen kam, verbunden mit der Frage: „Dienen wir mit dem, was wir sagen, dem Leben der Menschen?“
KATHPRESS/VATICAN NEWS
An den Schwellen
Die „Visitatio ad limina apostolorum“ (Besuch an den Schwellen der Apostelgräber) ist für die Bischöfe der Weltkirche vom Kirchenrecht regelmäßig vorgesehen und hat auch den spirituellen Charakter einer Wallfahrt.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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