Priesterrat - Diözesanrat
Die Stärke der Kirche
Priester- und Diözesanrat der Katholischen Kirche Steiermark berieten über Trends in der Kirche. Der Diözesanrat unterstützt die geordnete Rettung Flüchtender.
Drei große Themen prägten die Sommertagung des Priester- und Diözesanrats der Katholischen Kirche Steiermark: Die großen Trends in der Kirche, die Segenspraxis und die Situation der Flüchtenden. Bei den Trends sprach Barbara Krenn, Leiterin der Religionsabteilung des ORF, über die mediale Wahrnehmung der österreichischen Kirche. Im Zusammenhang mit der Sexualmoral der Kirche und im Umgang mit gleichgeschlechtlichen Beziehungen spricht sie von einer „weltfremden Realität“. Punkten könne die Kirche hingegen überall dort, wo Sorgen und Nöte der Menschen wahrgenommen werden: über die Caritas, bei der Armutsbekämpfung, beim Thema Sterbehilfe. Religion und Glaube sieht sie als „Resilienzfaktor“ – als psychische Widerstandskraft – und als Anleitung zu einem guten Leben.
Als weiterer Impulsgeber analysierte der Soziologe Manfred Prisching das Weltgeschehen. Dem alternden Norden – der „Luxusecke der Welt“ – stehe ein stark wachsender Süden gegenüber. Die Globalisierung verstärke neben Wanderungseffekten auch die religiöse Vielfalt. Die katholische Kirche sehe sich, nach Prisching, einer Konkurrenz gegenüber, die von Freikirchen bis zu Esoterik reiche. Dazu komme eine sinkende Zahl an Priestern. Wenn sich die Entwicklung fortsetze, werde es in 30 Jahren in der Steiermark 80 Priester geben, so der Soziologe. Prisching hält fest, dass die Stärke der Kirche bei den Laien liegt, die viele Aufgaben übernehmen.
Auftrag zu segnen
Beim Diözesanrat referierte Liturgiewissenschaftler Peter Ebenbauer über die Segens-praxis, die „zum Schönsten gehört, was die Kirche zu bieten hat“. Der Segen, der letztendlich immer von Gott komme und von einem Vermittler – einem Priester oder einem Laien – erbeten werde, ist verbunden mit der Hoffnung auf Frieden, Schutz und Lebensfülle. „Der Auftrag zu segnen gilt für alle Getauften, und alle Menschen bedürfen dieses Zuspruchs“, so Ebenbauer. Er hält fest, dass der Segen dialogisch ist: „Zuerst preist der Mensch Gott, der wiederum die Menschen segnet.“ Zum Segen für gleichgeschlechtliche Paare meinte der Theologe, dass man positiv bewerten müsse, wo Humanität sichtbar sei; dort sei auch ein Segen möglich.
Geordnete Rettung
Die Migrationsforscherin Judith Kohlenberger klärte über Flucht auf und stellte das Modell der geordneten Rettung vor. Dieses besteht aus sechs Punkten: Die Vorbereitung im Flüchtlingslager; die Auswahl in Abstimmung mit Gemeinden und Personen, die Flüchtenden Schutz bieten wollen; die Sicherstellung von Covid-Maßnahmen; die Unterbringung vor Ort; die soziale Absicherung; und die Integrationsbegleitung samt Spracherwerb. Damit könne man gezielt Menschen aus den Lagern auf Lesbos holen, von denen mehr als 2200 bereits einen gültigen Asylstatus haben. Die Wissenschaftlerin plädierte für die geplante Integration anstelle des Chaos, das 2015 an den Grenzen herrschte.
Die Bereitschaft, Menschen aufzunehmen, sei hierzulande ungebrochen groß. Dem schloss sich der Diözesanrat der Diözese Graz-Seckau an und formulierte einen Beschluss, wonach er „die geordnete Rettung unterstützt, sich auf der Seite der Geflüchteten positioniert und die Regierung zur Aufnahme von Menschen aus den griechischen Lagern auffordert“.
Thomas Stanzer
Der Priesterrat ist ein kirchenrechtlich vorgeschriebenes Beratungsgremium des Bischofs. Die Mitglieder sind entweder gewählt, ihrer Funktion wegen Mitglied oder durch den Bischof ernannt und unterstützen ihn bei der Leitung der Diözese.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.