Frankreich
Die Hälfte der Franzosen glaubt nicht mehr an Gott
Neue Studien zeigen: Glaube an Gott nimmt weiter ab.
Mehrere Umfragen werfen ein Schlaglicht auf die nachlassende Religiosität der Franzosen.Die Zahlen lassen Räume zur Interpretation: Ist das Glas halb voll oder halb leer in diesem Land mit so großer christlicher Tradition?
Zunächst: Es wird immer weniger über Religion gesprochen. Und: Offener für das Thema zeigen sich eher Stadt- als Landbewohner – und die unter 35-Jährigen eher als deren Eltern. Die über 65-Jährigen bleiben dagegen die wichtigste Gruppe unter den Gläubigen.
„Glaubst du an Gott?“ – Das Ja auf diese Frage ist erstmals überhaupt in der Minderheit. Von 1018 repräsentativ Befragten über 18 Jahren glauben 49 Prozent an Gott – alle Religionen und Konfessionen zusammengenommen. 2011 waren es noch 56 und 1947 noch 66 Prozent. Die Nachgeborenen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962–1965) und der 68er-Generation zeigen sich glaubenskritischer als die Älteren. Von den über 65-Jährigen sind noch 58 Prozent bei der Gottesfrage „dabei“; bei den 50- bis 64-Jährigen sind es laut Ifop 47 und bei den 35- bis 49-Jährigen 45 Prozent.
Mehr auf der Suche nach Gott ist demnach noch die Altersgruppe zwischen 18 und 34 Jahren (48 Prozent). Immerhin: Von den praktizierenden Katholiken glauben 95 Prozent an Gott, dazu 62 Prozent der nicht praktizierenden; bei den Muslimen sind es 97 Prozent.
Aber: Die Umfrage zeigt auch, dass „daran glauben“ und „darüber reden“ nicht dasselbe ist. 52 Prozent der 18- bis 34-Jährigen glauben zwar nicht mehr an Gott; aber 53 Prozent sprechen mit der Familie darüber. Von der Gesamtheit der Franzosen tun das nur 38 Prozent; von den praktizierenden Katholiken 83 Prozent, von den Muslimen 72 Prozent und von den Protestanten 67 Prozent. Nie über Religion sprechen 30 Prozent.
Papst Franziskus schneidet in der Ifop-Umfrage deutlich schlechter ab als noch im April 2016. Hatten damals noch 64 Prozent aller Befragten angegeben, dass er die Werte des Katholizismus „eher gut“ verteidigt, waren es nun nur noch 41 Prozent; bei den praktizierenden Katholiken immerhin noch 72 Prozent.
Alexander Brüggemann
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.