Der Computer-Jünger
Der Internet-Selige

Der Leichnam des als „Cyber-Apostel“ verehrten italienischen Jugendlichen Carlo Acutis ist in Assisi aufgebahrt. Er starb 2006 an Leukämie und wurde kürzlich, mit Gedenktag am 12. Oktober, in den Stand der Seligen aufgenommen. Acutis sehnlichster Wunsch sei es gewesen, so viele Menschen wie möglich für Jesus zu gewinnen – dies versuchte er über das Internet. | Foto: KNA
  • Der Leichnam des als „Cyber-Apostel“ verehrten italienischen Jugendlichen Carlo Acutis ist in Assisi aufgebahrt. Er starb 2006 an Leukämie und wurde kürzlich, mit Gedenktag am 12. Oktober, in den Stand der Seligen aufgenommen. Acutis sehnlichster Wunsch sei es gewesen, so viele Menschen wie möglich für Jesus zu gewinnen – dies versuchte er über das Internet.
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Italienischer Jugendlicher seliggesprochen. Schon vor seiner Leukämieerkrankung widmete er sein Leben Jesus und der Eucharistie.

Der Anblick des Burschen wirkt verstörend: Ist er wirklich tot, schläft er vielleicht nur? Mit Jeans, Turnschuhen und Sweatshirt bekleidet liegt Carlo Acutis inmitten von Assisis Kirche Santa Maria Maggiore in einem kunstvollen Sarg. Vor der gläsernen Front drängen sich Gläubige mit Schutzmasken. Viele zücken ihr Handy, um Fotos zu machen. Einige sprechen andächtig ein kurzes Gebet.
Trotz steigender Corona-Infektionszahlen vergeht in Italien derzeit kein Tag ohne Schlagzeilen über den „Cyber-Apostel der Eucharistie“. Seit Papst Franziskus im Februar ein durch ihn bewirktes Wunder anerkannte, verstärkt sich die religiöse Verehrung zusehends, nimmt bisweilen skurrile Züge an. Aber wer ist der Teenager überhaupt, der am 10. Oktober in Assisi seliggesprochen wurde?

Ein frommes Genie
Verehrer aus aller Welt hielten den Computernarren schon von klein auf für ein frommes Genie. Geboren wurde Carlo 1991 in London, wo seine Eltern aus beruflichen Gründen für kurze Zeit lebten. Er wuchs in deren Heimat nahe Mailand auf und beeindruckte früh durch eine tiefe Religiosität. So besuchte er täglich die Messe, betete regelmäßig den Rosenkranz. Von der Erstkommunion an entwickelte er eine ausgeprägte Liebe zur Eucharistie, die er „Autobahn in den Himmel“ nannte. Ihr häufiger Empfang helfe ihm dabei, „Jesus ähnlicher zu werden“.
Auffällig war obendrein die Begabung für Informatik: Als Zehnjähriger schrieb Carlo Algorithmen, gestaltete Websites und Layouts für Online-Zeitungen. Als Elfjähriger begann er in versessener Detailarbeit, ein Online-Verzeichnis weltweiter eucharistischer Wunder zu erstellen. Eine daraus entwickelte Ausstellung umfasst 146 Schautafeln. Sie wurde nach seinem Tod in zahlreiche Sprachen übersetzt, in vielen Ländern gezeigt sowie als Buch veröffentlicht.

Der Computer-Jünger
Als Carlo schließlich – viel zu jung – erfuhr, dass er unheilbar an Leukämie erkrankt war, widmete er sein restliches Leben öffentlichkeitswirksam dem Papst und der Kirche. Es ist dieses tragische Ende, das ihn in den Augen vieler Gläubiger zu einem Heiligen machte. Er starb am 12. Oktober 2006 und wurde seinem Wunsch entsprechend in Assisi beigesetzt.
Dort wurde sein Leichnam am 1. Oktober 2020 öffentlich aufgebahrt. Der Erzbischof von Assisi, Domenico Sorrentino, sieht in dem 15-Jährigen ein Beispiel für „Heiligkeit im digitalen Zeitalter“. Der Jugendliche sei mit Hilfe des Computers wie die ersten Jünger Jesu durch die Straßen der Welt gegangen, um die Freude des Evangeliums weiterzugeben.
Auch der Papst selbst hielt es für folgerichtig, Acutis in den Stand der Seligen zu erheben. Immer wieder würdigte er ihn in den vergangenen Jahren als Vorbild vor allem für Jugendliche. Carlo sei sich der Probleme des Internets durchaus bewusst gewesen, so das Kirchenoberhaupt. Man könne es benutzen, um Menschen einzulullen oder zu Konsumsüchtigen zu machen. Carlo aber habe es verstanden, die neue Kommunikationstechnik geschickt einzusetzen, „um Werte und Schönheit zu vermitteln“.

Alexander Pitz

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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