Damit sie hier bleiben
Guatemala ist heuer Schwerpunktland der Dreikönigsaktion. Orelio und Lizeth waren zu Gast und haben von Herausforderungen und Hoffnungs-Projekten aus ihrem Heimatland erzählt.
Bananen, Mangos und Kokosnüsse kann man im Südwesten von Guatemala, wo Orelio Godínez Velásquez (25) herkommt, ernten, denn es ist flach und heiß. Lizeth Coronado Ramirez (27) dagegen stammt aus der Nähe von Guatemalas Hauptstadt, wo es kühler ist und Äpfel und Pfirsiche wachsen. Lizeth und Orelio waren kürzlich beim SONNTAGSBLATT zu Gast. Auf Einladung der Dreikönigsaktion berichteten die beiden jungen Guatemalteken von ihrem Heimatland.
Zuerst teilten sie eine für sie ungewohnte Beobachtung: In den Straßen von Graz haben sie viele ältere Menschen gesehen. Ganz im Gegensatz zu ihrem Heimatland: Über 50 Prozent der EinwohnerInnen Guatemalas sind unter 25 Jahre alt und nur rund 5 Prozent über 65. Aber Kind oder Jugendlicher sein ist in Guatemala nicht leicht. Fast die Hälfte aller Kinder sind unterernährt. Warum das so ist? Lizeth schüttelt den Kopf. Eigentlich ist Guatemala ein landwirtschaftliches Produktionsland. Doch „jene, die Land haben, verkaufen die besseren Produkte und behalten sich die schlechteren“, erklärt sie. Und viele haben gar kein Land. Zu viel ist in den Händen von Großgrundbesitzern.
Außerdem fehlt es an Bildung. Viele Kinder werden mit mangelhafter Fertignahrung ernährt, weil es die Eltern nicht besser wissen. Viele Schulen sind schlecht ausgestattet. Mehr als die Hälfte der Kinder schließt die Grundschule nicht ab. Viele gehen gar nicht zur Schule, weil sie arbeiten, um die Familie zu unterstützen.
Der amerikanische Traum. Guatemalas Wirtschaft ist instabil, Korruption an der Tagesordnung, mit einfacher Arbeit das Leben kaum zu bestreiten. Eine große und zugleich gefährliche Hoffnung vieler junger Guatemalteken ist die USA. Überqueren Minderjährige die Grenze allein und übernimmt eine verwandte Person in den USA die Vormundschaft, ist die Chance auf eine Aufenthaltsgenehmigung groß.
Auch Orelio hatte es versucht und erzählt von seiner gefährlichen Reise in überfüllten LKWs mit wenig Essen quer durch Mexiko, wo er hohe Summen Schutzgeld zahlen musste, um nicht an die Polizei ausgeliefert zu werden. In den USA war er acht Monate in einem Zentrum für minderjährige Flüchtlinge. Fast alle konnten zu ihren Verwandten weiter. Er wurde zurückgeschickt. Seine Familienangehörigen wollen die Vormundschaft doch nicht übernehmen.
Zurück in der Heimat führt er mit Hilfe des Projektes FTN (Fundación Tierra Nuestra/Stiftung unsere Erde) nun einen Hühnerbetrieb. Damit bezahlt er seine Schulden und finanziert seine Ausbildung zum Krankenpfleger. „Ich will zeigen, dass es geht, hier zu bleiben, in Guatemala“, erklärt er. Mit den Spenden der Sternsingeraktion werden kleine Betriebe junger Menschen gefördert. Damit es vielen möglich wird, wie Orelio hier zu bleiben.
Katharina Grager
Keine Sternsinger?
Wenn Sie keinen Besuch von Sternsingern bekommen haben und für die Projekte der Dreikönigsaktion spenden wollen, können Sie dies z. B. per Überweisung an
Dreikönigsaktion/KJS Diözese Graz-Seckau
(IBAN: AT56 3800 0000 0030 4501) tun.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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