Jerusalem
Bugnyar: Gewisse Normalität

Den Advent begeht auch der Leiter des Österreichischen Pilger-Hospizes in Jerusalem, Markus Bugnyar. Die Kampfhandlungen im Gaza-Streifen gehen unterdessen weiter. Doch eine Ideologie könne auch kein Krieg auslöschen, weiß Bugnyar.  | Foto: Austrian Hospice
  • Den Advent begeht auch der Leiter des Österreichischen Pilger-Hospizes in Jerusalem, Markus Bugnyar. Die Kampfhandlungen im Gaza-Streifen gehen unterdessen weiter. Doch eine Ideologie könne auch kein Krieg auslöschen, weiß Bugnyar.
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Jerusalem. Österreichisches Pilgerhospiz steht derzeit weitestgehend leer. Leiter Markus Bugnyar hofft auf baldiges Ende der Kämpfe.

Trotz des Krieges im Heiligen Land versuchen die Menschen in Jerusalem so weit wie möglich einen Alltag zu leben. Das schilderte der Rektor des Österreichischen Pilger-Hospizes in der Jerusalemer Altstadt, Markus Bugnyar, in einem Interview mit dem TV-Sender „Puls24“.

„Wir haben jetzt bereits acht Wochen Krieg. Da etabliert sich natürlich schon so etwas wie ein Alltagsleben“, erzählte der Priester und Pilgerhaus-Leiter, der seit rund 20 Jahren in Israel lebt. Geschäfte oder Restaurants seien geöffnet, nur Touristen wären natürlich nicht zu sehen. Einerseits gebe es also eine Art Normalität, so Bugnyar. „Auf der anderen Seite kann man eine gewisse Anspannung auch wirklich physisch fühlen.“

Die Menschen verfolgten die Nachrichten und hätten sich zuletzt etwa über die Freilassung von israelischen Geiseln aus den Händen der Hamas gefreut. Aber: „Natürlich kann hier niemand wirklich absehen, wie die nächsten Tage und Wochen aussehen werden“, fügt Bugnyar hinzu. Er persönlich gehe davon aus, dass die Kampfhandlungen in den nächsten Wochen zu einem Ende kommen werden, „dass es irgendeine Art von Vereinbarung geben wird, auch wenn heute noch niemand sagen kann, wie die im Detail aussehen wird“.

Auf den „in Ausmaß und Brutalität vollkommen neuen“ Hamas-Angriff vom 7. Oktober“ hätte jedenfalls jede israelische Regierung entsprechend reagieren müssen, egal unter welchem Premierminister, erklärte Bugnyar. „Hier sind wirklich Fakten zu schaffen, um sicherzustellen, dass sich ein derartiges Massaker nicht wiederholt in der Zukunft. Aber gleichzeitig sind die Menschen hier vor Ort durchaus dafür bekannt, realistisch zu sein.“ Die israelische Regierung verfolge die Ausschaltung der Hamas als Ziel, wobei dies aber sehr schwierig sei und viele in Israel auch Zweifel hätten, wie das jemals erreicht werden soll, so Bugnyar. „Jeder weiß: Die Hamas ist eine Organisation, die auf einer Ideologie aufbaut, die man nicht durch einen Krieg ausschalten kann. Diese Ideologie wird es auch danach geben, nach dem Krieg.“ Für jeden getöteten Hamas-Verantwortlichen gebe es welche, die nachrücken.

Pilger-Haus weitgehend leer
Das von ihm geleitete Österreichische Hospiz an der Via Dolorosa wird laut Bugnyar auch in der Advent- und Weihnachtszeit weitgehend leer stehen. Man habe zwar einige wenige Übernachtungsgäste, und auch das hauseigene „Cafe Triest“ werde von Leuten besucht, die in Jerusalem für Auslandsbehörden oder NGOs arbeiten.

Alle Pilgergruppen aus dem Ausland hätten geplante Aufenthalte für den Rest des Jahres aber storniert, so der Rektor. „Jeder verfolgt die Bilder auch zu Hause in Österreich, und in einer solchen Zeit kann man ehrlicherweise auch nicht erwarten, dass sich da jemand entspannt zu einer Bildungsreise oder Pilgerfahrt auf den Weg macht.“ Aktuell geht Bugnyar aber davon aus, dass sich das spätestens mit den Semesterferien in Österreich wieder ändern wird.

Von den lokalen palästinensischen Mitarbeitern des Hauses – unter ihnen sind Christen und Muslime – seien derzeit einige im unbezahlten Urlaub oder hätten wegen der Abriegelung der Westbank trotz Arbeitsgenehmigung zuletzt nicht nach Jerusalem kommen können, berichtete Bugnyar.

KATHPRESS

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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