Weltmissionssonntag
Brücken in beide Richtungen
Zum Weltmissionssonntag berichten wir von P. Aidan G. Msafiri aus Tansania und wie er junge Menschen in Afrika und in Europa zu Nachhaltigkeit motiviert.
Mit einem Trachten-Janker über dem Priesterhemd saß P. Aidan in der Sonntagsblatt-Bibliothek. „I bin a Steirerbua“, sagte er lachend. Die Steiermark erinnere ihn an seine Heimat. Aidan G. Msafiri wuchs mit sieben Geschwistern am Fuße des Kilimandscharo in Tansania auf – das grüne Herz Afrikas. Zum Doktoratsstudium kam der Priester 1998 nach Wien. Er entschied sich für das damals für einen Priester exotisch anmutende Thema „Umweltethik“. Afrika, ist P. Aidan überzeugt, ist der Kontinent, der am meisten unter dem Klimawandel leide, aber am wenigsten davon profitiere. Warum er sich als Theologe für Klimaschutz interessiert, erklärt er ganz einfach:
Klimaschutz gehöre zur DNA der Kirche, denn der Klimawandel sei eine durch und durch ethische Frage. Daher habe er kürzlich das „Kilimandscharo Zentrum für Entwicklung und Umwelt“ mitgegründet. Damit möchte P. Aidan in seiner Heimat eine Million Bäume im Jahr pflanzen. Er will die Einstellung der Menschen ändern. „Wir müssen wegkommen vom ‚homo egoisticus‘, denn der ist ein ‚homo idioticus‘, und zum ‚homo futuris‘ werden und mehr an die zukünftigen Generationen denken“, erklärt P. Aidan, der sich selten ein Blatt vor den Mund nimmt. Sein freundlicher Kampfgeist ist ansteckend.
Ein großes Problem im Klimaschutz sieht P. Aidan hier wie dort in fehlender Bildung. In seinem Heimatland läge es bei jungen Menschen besonders an der fehlenden Perspektive durch Arbeitsplatzmangel. „Sie holzen die Bäume ab, um damit schnelles Geld zu machen und davon zu leben“, erzählt Aidan. Aber an Wiederaufforstung wird nicht gedacht. „Die Menschen sind im Überlebensmodus. Da bleibt kaum Energie für das Nachdenken über die Zukunft“, erklärt er.
Darum gründete P. Aidan 2009 gemeinsam mit dem Deutschlandsberger Walter Koch den Verein „P. A. P. A. Bridge“ (Pater Aidan Partnership for Africa). Die Projekte des Vereins konzentrieren sich auf Jugendliche in Tansania, um über deren Bildung nachhaltig das Leben der Menschen vor Ort zu verbessern. In der Berufsschule, die P. Aidan mit Hilfe des Vereins in seinem Heimatort gebaut hat, lernen junge Menschen lebenspraktische Dinge und Mangelberufe. Es gibt beispielsweise eine Autowerkstatt mit Fahrschule, einen EDV-Zweig, eine Bäckerei und eine Näherei. Durch ein selbstbestimmtes Leben auf Grundlage der eigenen Arbeit können die jungen Menschen gesellschaftlich wirksam werden, ist P. Aidan überzeugt.
Das Beste aus beiden Welten
„Ich glaube an die Stärke einer hybriden Kultur“, erklärt Aidan. Dazu nehme man die Stärken Europas und die Stärken Afrikas zusammen, führt er weiter aus. „Darum müssen wir Brücken in beide Richtungen bauen, nicht nur von Europa nach Afrika, sondern auch von Afrika nach Europa.“ Aidan sorgt sich auch um die Kinder und Jugendlichen in Europa. Sie brauchen eine „Ausbildung zur Nachhaltigkeit“, meint er. Denn ohne Nachhaltigkeit „geht nix – Wirtschaft nicht, Liebe nicht und Glaube auch nicht“.
Obwohl in Österreich der Großteil der Kinder viel mehr besitzt als die Kinder in seiner Heimat, spürt er mehr Lebensfreude und Glück bei den Kindern in Afrika als bei den Kindern in Europa. „Haben allein macht nicht glücklich!“, betont er. Europa benötige dringend einen Sinneswandel – hin zu „mehr Sein als Haben“.
Katharina Grager
„Ihr werdet meine Zeugen sein.“
„Jeder Christ ist berufen, Missionar und Zeuge Christi zu sein. Die Kirche hat keine andere Sendung, als die Welt zu evangelisieren, indem sie von Christus Zeugnis gibt.“ (Aus der Botschaft des Papstes zum Weltmissionssonntag 2022)
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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