Kirche Steiermark
Böser Streich
Aufregung um Hakenkreuz am Kirchendach in Neuberg.
Wie kommt ein Hakenkreuz auf einen Wetterhahn in 66 Metern Höhe, und was macht man nun? Vor dieser Frage steht die Pfarre Neuberg an der Mürz.
„Wir haben eine Expertenkommission eingesetzt, um das Thema wissenschaftlich aufzuarbeiten“, so Heimo Kaindl, Konservator und Museumsleiter in der Diözese Graz-Seckau. Das Ergebnis der Untersuchung mit Erzählungen aus dem Ort liest sich wie ein Krimi: In einer Nacht-und-Nebel-Aktion im Jahr 1938 – das Dach des Münsters war wegen Reparaturen eingerüstet – seien zwei Burschen, die im ehemaligen Stahlwerk beschäftigt waren, mehrmals hinaufgeklettert. Sie hätten Maß genommen, Schablonen gefertigt, Metallplatten gemacht und diese am Hahn angebracht; eine davon mit Hakenkreuz. Als Mutprobe für die Hitlerjugend, denn die spezielle Form des Hakenkreuzes entspreche jener, welche die Hitlerjugend verwendet habe, hat Kaindl recherchiert.
Seit damals war niemand mehr oben beim metallenen Gockel. „Die beigezogene Historikerkommission meint, das sei eine jugendliche Mutprobe und ein Streich gegen den regimekritischen Pfarrer und die Kirche gewesen“, sagt Heimo Kaindl. Der damalige Pfarrer von Neuberg, Franz Monschein, war von der Gestapo wegen seiner Systemkritik mehrere Wochen inhaftiert gewesen.
Wie es nun weitergeht? Das Symbol bleibt auf dem Wetterhahn, bis es bei nächstmöglicher Gelegenheit (bei Arbeiten am Turm) kostengünstig entfernt und als Zeitdokument im Diözesanmuseum sichergestellt werden kann. Bis dahin wird die Situation mit ihrer Geschichte im Eingangsbereich der Kirche schriftlich erklärt.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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