Besuch beim Bruder
Benedikt XVI. besuchte bei fünftägigem Regensburg-Aufenthalt seinen kranken Bruder Georg. Nach einem fünftägigen Besuch in Regensburg ist der emeritierte Papst Benedikt XVI. (93) am 22. Juni in den Vatikan zurückgekehrt. Mit Zustimmung seines Nachfolgers Papst Franziskus war er aufgrund von Nachrichten über den verschlechterten Gesundheitszustand seines drei Jahre älteren Bruders Georg Ratzinger (96) in seine bayrische Heimat gereist. Im Mittelpunkt von Benedikts Aufenthalt standen die Besuche am Krankenbett des Bruders. Mit ihm wollte er noch einmal so viel Zeit wie möglich verbringen. Jeweils morgens und am späteren Nachmittag fuhren ihn die Malteser in einem „Herzenswunsch“-Fahrzeug durch die Altstadt zum Haus Georg Ratzingers in der Luzengasse, jeweils für einige Stunden. Die Brüder feierten täglich die heilige Messe, beteten, sprachen das eine oder andere miteinander. Aber das Reden war gar nicht mehr so wichtig, wie aus ihrem Umfeld verlautete. Was zähle, sei einfach das Zusammensein. Das habe auf beide wie ein Lebenselixier gewirkt. Zum aktuellen Zustand Georg Ratzingers wurden keine Angaben gemacht. Spekulationen, dass er bereits im Sterben liege, stellten sich jedoch als voreilig heraus. Die Regensburger bedachten den von drei Sicherheitskräften der Vatikan-Gendarmerie und mit Corona-Schutzmasken bewehrten bayerischen Polizisten streng abgeschirmten Gast mit allerlei Aufmerksamkeiten. Sie gaben Grußkarten und Blumen für ihn und seinen kranken Bruder ab.
Im Priesterseminar wurde dasselbe Zimmer hergerichtet, in dem er bereits 2006 untergebracht war. Die Küche servierte Hausmannskost ganz nach dem Geschmack des Altbayern: Brez’n, Apfelstrudel und ein Kracherl (gelbe Limonade). Auch der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, nutzte die Gelegenheit, Benedikt XVI. noch einmal zu treffen, für den er in dessen Pontifikat die Bischofssynoden im Vatikan organisierte. Neben den Besuchen bei seinem Bruder suchte Joseph Ratzinger auch andere Orte auf, die ihm nach wie vor viel bedeuten: Im Familiengrab auf dem Ziegetsdorfer Friedhof liegen seine Eltern und seine ältere Schwester Maria, die ihm 34 Jahre lang den Haushalt führte. In Begleitung seines Privatsekretärs Erzbischof Georg Gänswein und des Regensburger Bischofs Rudolf Voderholzer sprach Benedikt XVI. ein Vaterunser, ein Ave Maria und besprengte das Grab mit Weihwasser. Dann ging es in den Vorort Pentling, wo sich der 1969 auf den Dogmatik-Lehrstuhl der Regensburger Universität berufene Theologieprofessor ein Haus hatte bauen lassen. In dem „Häusle“, das inzwischen vom Institut Papst Benedikt XVI. verwaltet wird, be-trachtete er alte Familienfotos. Von „starken Männern“ ließ er sich noch einmal in sein Arbeitszimmer im ersten Stock hieven, in dem er bedeutende Bücher geschrieben hatte. Tags darauf würdigte Bischof Voderholzer Benedikt XVI. bei der Eröffnung der Wolfgangswoche im Regensburger Dom Sankt Peter als „Jahrhunderttheologen“. Und doch, so fügte der Bischof vor mehreren Ehejubilaren hinzu, sei auch Joseph Ratzinger das Evangelium zuerst von den Eltern verkündigt worden. Über den fünf Tagen wehte ein Hauch des Abschieds. Endgültig? Wer weiß!?
Kathpress
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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